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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Glückseligkeit stellte sich eisige Kälte ein, die ihr nicht nur in alle Glieder kroch, sondern beinahe das Herz gefrieren ließ.
    Madlen erwachte auf einer steinernen Pritsche, völlig entblößt, einsam und schutzlos. In Panik schreckte sie von dem ungemütlichen Lager in die Höhe und erblickte den hellgewandeten Ordensbruder, der sich salbungsvoll lächelnd über sie beugte. Er war hässlich wie eine Kröte, und als er seine knochigen Hände nach ihr ausstreckte, wich sie angstvoll zurück.
    »Wo ist John?«, schrie Madlen in die Düsternis, die nur durch das spärliche Licht schwarzer Kerzen erhellt wurde. Der Alte lachte, es klang wie das Meckern einer Ziege. Madlen hätte ihn ohrfeigen mögen, so sehr verabscheute sie ihn.
    »Was hab Ihr mit mir gemacht?«
    »John war eine Illusion. Ich bin Bruder Mercurius. Ich habe mir die Freiheit genommen, mich mit Euch zu vereinen, meine Teuerste.« Amüsiert schien er sich an ihrem Entsetzen zu weiden. »Ihr seid eine wahrhaft prächtige Hure. Ein Jammer, dass Meister Chester Eure Talente nicht für sich selbst nutzen kann.«
    »Ihr habt mir Gewalt angetan!« Hastig versuchte Madlen, ihre Scham mit den Händen zu bedecken. Der Gedanke, es mit diesem Scheusal getrieben zu haben, ließ ihr augenblicklich die Galle emporsteigen.
    »Ich kann nicht glauben, dass Chester Cuninghame so etwas zulässt!«
    »Wenn Ihr Euch da nicht mal täuscht.« Der Alte kicherte. »Falls niemand aus Chesters Stall in der Lage sein sollte, Euch ein Kind zu zeugen, muss ich es eben versuchen. Versteht mein ungebührliches Vorgehen als Prüfung.«
    »Es ist Hexerei!«
    »Hexerei?«, krächzte der Alte. »Was für ein bösartiges Wort! Vielleicht habe ich euch ein hübsches Fohlen gezeugt. Und Ihr seid so undankbar und verstoßt mich. Dabei hatte ich nicht den Eindruck, dass es Euch zuwider war.«
    »Ihr habt was?« Madlen übergab sich beinahe vor Angst bei dem Gedanken, dass er ihr ein Kind gezeugt haben könnte. »Ihr habt mich verhext und mir ein Gift verabreicht, das meine Sinne betört. Es ist nicht meine Schuld, dass ich nicht mehr klar denken konnte!« Ihre Stimme war eine einzige Anklage. »Aber warum? Chester wollte, dass Stratton mich nimmt, und dafür hat er keine Rauschmittel benötigt. Also warum Ihr, und warum dieser Trank?«
    Der Alte schnellte fauchend herum. Seine Augen glänzten wie glühende Kohlen, und erst jetzt sah sie, dass er einen Handschuh ausgezogen hatte und seine blauadrige Hand Fingernägel wie Raubtierkrallen besaß. Sein Gesicht verzog sich zu einer dämonischen Fratze. Madlen stockte vor Schreck der Atem.
    »Kennt Ihr eine Frau, so unanständig sie auch sein mag, die sich freiwillig mit dem Teufel vereint?«
    Madlen sah ihn fassungslos an.
    »Nein?« Wieder lachte er abfällig, und das Lachen hallte in schrecklicher Weise von allen acht Wänden wider. »Eure Seele gehört nun mir, kleine Madlen – wie auch Euer Körper und das, was er hervorbringen wird. Nicht nur für heute, sondern für alle Ewigkeit.«
    Madlen spürte, wie sie erstarrte, als seine eiskalte Faust ihr Herz umklammerte, obwohl er sie gar nicht berührte.
    »Was tut Ihr mit mir?« Ihre Stimme war schrill vor Angst.
    »Das kann geschehen, wenn ein Mädchen seinem Herrn den Gehorsam verweigert«, erklärte er düster, »und sich dazu noch mit dem falschen Mann einlässt.«
    »Wollt Ihr mich töten?«
    »Nein«, flüsterte er heiser. »Ich will Euch besitzen, Euch und Eure Brut. Ganz gleich, was Ihr anstellt und wo Ihr Euch gerade befindet – ich werde bei Euch sein.«
    Madlen schluckte ihre Verzweiflung hinunter und sprang, nackt wie sie war, von ihrem Lager auf. Dann ging sie dem Dämon – denn nichts anderes konnte er sein – mit gekreuzten Fingern mutig entgegen, als ob sie ihn mit reiner Gottgläubigkeit in sein finsteres Reich vertreiben wollte. Und wirklich, als Madlen kurz davor stand, ihn zu berühren, zerfiel seine Erscheinung in Tausende von winzigen Lichtern. Allein sein Lachen dröhnte wie ein abebbendes Echo so laut von den Wänden wider, dass sie sich vor Schmerz die Ohren hielt. Dann trat eine plötzliche Stille ein. Nur die Kerzen flackerten, und ein eisiger Wind fuhr durch die steinerne Halle.
    Madlen war wieder allein.
    »Gottesmutter Maria!« Madlen fiel zitternd auf die Knie, die Hände flehend zum Himmel gestreckt. »Hilf mir!«, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. »Bitte!« Nie in ihrem Leben hatte sie den Beistand der Heiligen mehr ersehnt als in jenem Augenblick,

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