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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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und sich nicht freut, dich zu sehen?«
    »Daran kann und will ich nicht glauben.«
    Ruaraidh und David wurden von John angewiesen, sich mit Malcolm und Micheal nach Musselburgh zu begeben, um dort an einer alten Abtei bis zum Anbruch des Tages zu warten. Falls die Sache schiefginge und John und die anderen nicht rechtzeitig zu ihnen stoßen sollten, würden die vier zum Loch Lochy aufbrechen und beim Clan Cameron Schutz suchen.
    Nach einer kurzen Verabschiedung trennten sich die Wege der Männer.
    »Was ist es, John, das dich so unvernünftig sein lässt?«, fragte Paddy mit unwirschem Blick, als er sein Pferd neben Johns Rappen lenkte. »Hat sie dir den Schwanz verhext oder das Hirn?«
    »Mein Herz.«
    »O bei allen Heiligen, das ist ja schlimmer als gedacht«, knurrte Paddy und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Randolf folgte ihnen schweigend auf einem weiteren Rappen. Er war kein besonders guter Reiter und hatte Mühe, das temperamentvolle Pferd in die richtige Richtung zu lenken. Schon deshalb hatte er offenbar beschlossen, sich aus diesem Disput herauszuhalten.
    »Aber du hast nicht vergessen, dass wir es deinem Schätzchen zu verdanken haben, dass wir bei Nacht plötzlich sehen können wie Luchse, stark sind wie Ochsen und man uns zu allem Übel in dieser Kammer des Grauens mit einem merkwürdigen Zeichen gebrandmarkt hat?« Paddy war klug genug, die Toten nicht anzusprechen, weil er wohl ahnte, dass er damit nicht Madlen, sondern John treffen würde.
    »Das war nicht Madlen, Paddy. Hast du nicht selbst gesagt, dass alles ganz alleine Cuninghames Schuld ist? Und das ist genau der Grund, warum ich wissen muss, ob sie freiwillig bei ihm ist oder nicht. Was wäre, wenn er sie einer ähnlichen Prozedur unterzieht, wie er es mit uns gemacht hat?«
    »Vielleicht hat er es längst getan«, erwiderte Paddy düster. »Und du hast es nur nicht bemerkt.«
    John antwortete nicht, sondern gab seinem Pferd die Sporen.
    Wichfield Manor lag unmittelbarer an der Küste, in direkter Nachbarschaft zum Herrensitz Seton Hall. Eine zweite Ansammlung von kleinen Farmhäusern, die sie lautlos passierten, trug den sinnigen Namen Chesterhall. John fragte sich, ob der Ort zu Chester Cuninghames Besitz gehörte. Hinter einem kleinen Pinienwäldchen lag St. Germains, eine uralte Templerkapelle, wie Paddy bei ihrer Ankunft an dem halbverfallenen Gebäude zu berichten wusste. Von hier aus war es nur ein Katzensprung bis zum streng bewachten Anwesen des schwarzen Lords. John beschloss, die Pferde in dem verlassenen Kirchlein unterzustellen. Die katholische Kapelle war immer noch schön anzusehen, mit ihren gotischen Bögen und ehemals farbigen Fenstern, die bis auf wenige zertrümmert waren.
    Knarrend öffnete Paddy das hölzerne Portal. John und Randolf folgten ihm zusammen mit den Pferden ins Innere. Das Dach war erstaunlich gut erhalten. Nur ein paar Schindeln fehlten. Trotz der Zerstörung brannte im Innern ein ewiges Licht. Randolf erschrak vor ein paar kunstvoll gefertigten steinernen Fratzen, die den Weg zu einem unscheinbaren Altar säumten. Eine ehemals prachtvolle Statue der Gottesmutter lag in Teilen zerbrochen auf dem Boden. Irgendjemand hatte ihre Augen mit Hammer und Eisen bearbeitet, so dass sie aussah, als ob sie geblendet worden wäre. Paddy führte sein Pferd bis fast zum Altar und bekreuzigte sich rasch. »Was ist das nur für eine verdammte Scheiße!«, fluchte er leise. »Selbst unsere Heiligenstatuen lassen diese heidnischen Hunde nicht in Ruhe.«
    John erwiderte nichts, weil er es für müßig hielt, sich über den Hass aufzuregen, den manche Protestanten den sogenannten Papisten gegenüber empfanden. Mit einiger Kraft drängte er seinen Hengst in eine Nische, damit auch Randolf Platz für sein Pferd fand. Das Versteckspiel war nötig, weil Cuninghames Hauptquartier mit all seinen Söldnern nur eine viertel Meile entfernt war. Um nicht vorzeitig entdeckt zu werden, mussten sie sich zu Fuß dorthin begeben.
    Wortlos setzte John eine der Masken auf. Zwei weitere übergab er an Paddy und Randolf. Falls sie zu dieser nachtschlafenden Zeit auf Menschen stießen, würde man sie zunächst für Cuninghames Söldner halten.
    Das Rauschen des Meeres übertönte beinahe alle übrigen Geräusche, als sie nach draußen traten, allerdings nicht die Stimme in Johns Kopf. Was würde er tun, wenn Madlen in Cuninghames Hauptquartier nicht vorzufinden war? Oder wenn er irgendetwas Niederträchtiges mit ihr angestellt hatte? Dabei war

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