Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
Vom Netzwerk:
es ihm ziemlich gleichgültig, ob er auf Cuninghame selbst oder seine Soldaten stieß. Um Madlen zu retten, würde er kämpfen, bis ihn die Kräfte verließen oder man ihn zur Hölle schickte, aber aufgeben würde er nicht.
    Wie Wölfe schlichen sie zu dem völlig still daliegenden herrschaftlichen Anwesen, das hochaufragend und mit etlichen Türmchen versehen aus hellem Sandstein erbaut worden war. Es hatte vier Stockwerke und Dutzende von Kaminen, die eine Vielzahl von Räumen erahnen ließen. John hasste den Gedanken, jedes einzelne Zimmer durchkämmen zu müssen, um Madlen zu finden, und die Vorstellung, über die Dächer in eines der Zimmer eindringen zu müssen, behagte ihm auch nicht.
    Auf einen Ruf, der sich anhörte, als käme er von einem Käuzchen, verteilte er sich mit Paddy und Randolf entlang des kunstvoll geschmiedeten Eisenzauns, den es zunächst zu überwinden galt. Ob Hunde das parkartige Grundstück bewachten, konnte er nicht mit Sicherheit sagen. Gebell hatte er keines gehört, und riechen konnte er auch nichts.
    Mühelos überwand John den eisernen Zaun. Seine Kräfte schienen von Stunde zu Stunde zuzunehmen. Mittlerweile verspürte er auch keine Schmerzen mehr in Muskeln und Sehnen. Trotzdem war Vorsicht geboten. Cuninghames Leute verfügten nicht nur über die gleichen Kräfte, sie schienen darüber hinaus mit dem Leben eines normal denkenden Mannes abgeschlossen zu haben.
    Von drei Seiten schlichen John, Paddy und Randolf an das Haus heran. Im Untergeschoß entdeckte John ein schwaches Licht. Vorsichtig hob er den Kopf, um einen Einblick in eines der kleinen Fenster zu erlangen. Eine Magd war über ihrem Nähzeug eingeschlafen. Schnarchend saß sie an einem Tisch in einem Zimmer, das wie eine Küche aussah. Im Kamin brannte ein spärliches Feuer, mit einem großen Kessel darüber, aus dem schwacher Dampf aufstieg. John nahm den Knauf seines Dolches und klopfte auf das Holz des unteren Fensterladens, der im Gegensatz zur fest verankerten Glasscheibe darüber geöffnet werden konnte.
    Die Frau schreckte auf und schaute unsicher umher. Als sie sich mühsam erhob, um das Feuer zu schüren, ruckelte John abermals an der Fensterlade, sachte und nicht zu laut, so dass der Eindruck entstand, sie sei vielleicht nicht ganz verschlossen. Die Frau fiel darauf herein und öffnete die Lade einen Spalt, um sie dann wieder zu verschließen. Dabei hatte sie nicht mit dem Eindringling gerechnet, der die Lade blitzschnell nach außen aufriss. Gnadenlos packte John die Magd bei ihrem Nacken, und noch bevor sie schreien konnte, hatte er ihr den Mund zugehalten und den Dolch an die Kehle gesetzt.
    »Wenn du leben willst, bist du still«, knurrte John ihr leise ins Ohr.
    Ihre Augen weiteten sich und huschten voller Verwirrung über Johns Aufmachung, die bis auf den fehlenden Hut komplett der Uniform von Lord Cuninghames Soldaten glich.
    »Wer seid Ihr?«, flüsterte sie heiser.
    »Das tut nichts zur Sache«, entgegnete er barsch. »Sei brav, altes Mädchen, und öffne die zweite Lade, dann geschieht dir nichts.«
    Mit ausgestrecktem Arm tat die Frau, was er verlangte. Mit einer flinken Bewegung kletterte er ins Innere.
    »Ist dein Herr anwesend?« John wusste nicht, was er tun würde, wenn sie diese Frage bejahte. Er brannte förmlich darauf, Cuninghame umzubringen. »Nein«, sagte die Magd mit zitternder Stimme. »Mein Herr weilt bis morgen zur Parlamentssitzung in Edinburgh. Außer den Dienstboten und ein paar Wachleuten ist niemand im Haus.«
    Die Frau machte nicht den Eindruck, als ob sie unter Cuninghames Zauberkräften stand. Sie wirkte unter ihrer weißen Haube mit ihren vor Aufregung roten Apfelbäckchen ziemlich normal. Dass sie sich leicht einschüchtern ließ, konnte er an ihren zuckenden Augenlidern ablesen, die sich jedes Mal regten, wenn John auch nur seinen Kopf drehte.
    »Und die Dame des Hauses – wo ist sie?« John war bemüht, so gleichgültig wie möglich zu klingen.
    »Die Dame des Hauses?« Die Magd sah ihn verwirrt an.
    »Mistress Madlen MacDonald«, erwiderte John mit ungeduldiger Stimme. »Oder muss ich bereits Lady Chester Cuninghame sagen?«
    »Ach so!« Die Frau schien erleichtert, weil sie ihn plötzlich verstand. »Nein, eigentlich ist die Hochzeit für die nächste Woche geplant«, erklärte sie arglos, verspannte sich aber sogleich wieder, als sie Johns finstere Miene gewahrte und den Dolch, den er aufs Neue hob.
    »Wo ist sie?«, presste er mühsam hervor.
    »Oben, im Turmzimmer,

Weitere Kostenlose Bücher