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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Schilfrohr, das ihnen bis zum Kopf ging. Das Schilf reichte auf beiden Seiten der Mündung bis zum Meeresufer, und der Wind, der den biegsamen Wald hin und her schwanken ließ, machte unheimliche flüsternde Geräusche darin.
      Barry sagte trocken: »Man könnte schwören, daß man hier von tausend Augen beobachtet wird.«
      »Die Geister der Toten«, sagte sie. »Mein Vater hat mir oft erzählt, daß die Römer vor zweitausend Jahren hier gewesen sind. Ravenglass, oben an der Küste, war schon damals ein Hafen.« Sie blieb einen Moment stehen, eine merkwürdig archaisch wirkende Gestalt mit ihrem Kopftuch und dem schäbigen Regenmantel; sie erschauerte sichtlich. »Ich mag diesen Platz nicht. Er macht mir Angst. Wenn es nicht unbe dingt sein muß, kommt kein Mensch hierher, nicht mal die Einheimischen.«
      Sie ging jetzt den Damm entlang, und er folgte ihr. Ein paar Minuten später erreichten sie einen schmalen Flußlauf. Ein halb verfallener hölzerner Anleger auf faulenden Pfählen reichte ins Wasser. Zu Barrys Überraschung waren zwei Boote daran festgemacht, nicht nur eines.
      Das erste war ein schönes, schnittiges Fahrzeug mit einem scharfen Bug, weiß lackiert, parallel zur Wasserlinie verlief ein schwarzer Strich. Man sah, daß der Eigner es liebevoll pflegte. Der Name – Kathleen – stand in Goldbuchstaben am Bug.
      »Das ist Mr. Salters Boot«, sagte sie. »Das andere hat er
    gestern von einer Werft in Ravenglass heruntergebracht.«
      Der Unterschied war frappierend. Das zweite Boot war ein schwarz gestrichener Vierzig-Fuß-Cruiser, der Jason-Fowey hieß, doch die Buchstaben waren so verblichen, daß Barry Mühe hatte, sie zu lesen. Er kletterte über die Reling und ging ins Ruderhaus, und das Mädchen folgte ihm.
      »Es sieht nicht nach viel aus, aber es ist sehr seetüchtig.«
      »Bist du denn schon mal damit gefahren?«
      Sie nickte. »Mr. Salter benutzt es manchmal.«
      »Wozu?«
      Sie zuckte mit den Schultern. »Zum Fischen, wenn er Lust dazu hat. Mit der Kathleen fährt er nur bei sehr gutem Wetter raus.«
      »Verbringt er seine Freizeit damit, das Kompaßgehäuse zu polieren und so?«
      Sie sah ihn überrascht an. »Wieso wissen Sie das?«
      »Oh, ich hab' nur ein bißchen kombiniert.« Er zündete sich eine Zigarette an. Er sagte: »Die Männer auf der Farm, hast du sie schon gesehen?«
      »Ich hab heute morgen Milch hingebracht.«
      »Alte Freunde von Mr. Salter?«
      »Weiß ich nicht. Ich hab sie noch nie gesehen.«
      »Aber sie haben dir nicht gefallen?« Sie standen sich so na
    he, daß ihre Schultern einander berührten, und er fühlte wieder jene seltsame Erregung in sich aufsteigen. Sie drehte sich beinahe widerwillig um, senkte den Blick, und er streichelte mit dem Handrücken ihr Gesicht. Sie lehnte sich an ihn, aber da klangen auf den Bohlen des Anlegers Schritte.
      Barry ging an Deck, als Salter gerade über die Reling sprang. »Da sind Sie ja, Mr. Sinclair«, sagte er. »Zufrieden?«
      »Ich würde lieber das andere nehmen«, antwortete Barry.
      Salter ärgerte sich und zeigte es. »Das ist aber mein Boot. Ein wunderschönes Boot, wie Sie sehen. Damit könnten Sie bis zum Mittelmeer fahren. Die Jason bietet jedoch mehr, als man auf den ersten Blick erkennt, das kann ich Ihnen versichern. Sie sieht vielleicht nicht sehr einladend aus, aber gehen Sie mal in den Maschinenraum … Sie hat einen Penta-Motor, Benzin, und macht zweiundzwanzig Knoten. Echolot, automatische Ruder anlage.«
      »Meinetwegen«, sagte Barry. »Ich verlasse mich auf Sie.«
      Salter machte ein erleichtertes Gesicht. »Gut. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, nehme ich Sie jetzt mit zur Farm und stelle Ihnen Preston und Varley vor. Ich habe heute, wie gesagt, noch eine Beerdigung und bin ziemlich in Eile.«

    Hedley Preston wachte auf und starrte zur Decke. Einen Au genblick lang fiel ihm absolut nicht ein, wo er war, aber dann erinnerte er sich. Er hatte einen scheußlichen Geschmack im Mund, seine Kehle war ausgedörrt, und er sprang auf und langte nach der Whiskyflasche auf dem Spind. Sie war leer, und er knallte sie in eine Ecke. Er zog Jeans an und einen Pullover. Er war ein dünner Mann mit einem mißmutigen Gesicht, das die ersten Spuren alkoholischer und anderer Exzesse zu zeigen begann.
      Er machte sich eine Zigarette an, hustete, als der Rauch seine Kehle kratzte, und blickte aus dem Fenster auf den regennassen Hang hinaus. »Verdammt«,

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