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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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das Gleichgewicht und plump ste neben die zweite Leiche in das Loch. Mit einem rauhen Schrei schob er sie von sich, krabbelte aus dem Wasser und rannte den Strand zurück nach St. Denis.

    Kurz nach neun Uhr saß Pierre Lebel total fertig im Vorzimmer des Gefängnisdirektors. Das Geschehene war so unfaßlich, daß er nicht imstande gewesen war, es richtig aufzunehmen. Er hatte die leere Zelle an der oberen Galerie um sieben Uhr entdeckt, und praktisch im selben Moment hatte der Polizei chef von St. Denis den Gefängnisdirektor angerufen. Wie es sich zugetragen hatte, wie Savary und Brosnan das Unmögli che geschafft hatten, spielte im Moment keine Rolle. Das einzige, was zählte, waren die Konsequenzen. Für Lebel konnte es nur eines bedeuten: fristlose Kündigung, 25 Dienst jahre so gut wie umsonst, Pension um die Hälfte gekürzt oder ganz futsch.
      Die Tür wurde geöffnet, und der Direktor winkte ihn herein. Lebel betrat den Raum und blieb vor dem Schreibtisch stehen, während der Direktor sich eine Zigarre ansteckte und ans Fenster trat und hinaussah. Was er dann sagte, war völlig unerwartet.
      »Bei dem Seegang gestern nacht ins Wasser zu gehen! Nicht zu fassen.« Er schüttelte den Kopf. »Bewundernswerte Idioten waren sie, nicht wahr, Lebel? Warum haben sie das bloß getan, warum haben sie alles aufs Spiel gesetzt?«
      Lebel staunte selbst über die Antwort, die er gab. »Um hier wegzukommen, Monsieur.«
      Der Direktor nickte, schaute immer noch aufs Meer hinaus. »Ja, wer möchte das nicht, uns eingeschlossen?«
      Es klopfte, und der Stellvertreter des Direktors kam herein. »Die Leichen sind aus St. Denis eingetroffen, Monsieur.«
      In der Leichenhalle war es kalt, bitterkalt, und von den bei
    den Toten, die noch ihre Kleidung samt Schwimmwesten trugen, troff Meerwasser auf die Tische und lief von dort auf den Boden. Der Gefängnisdirektor schob den rechten Ärmel der ersten Leiche hoch, dann den der anderen und warf einen Blick auf die tätowierten Nummern. Dann hob er die Laken an, um die Gesichter zu sehen, und ließ sie schnell wieder fallen.
      »Das können der Teufelsstrudel und die Felsen bei St. Denis aus einem Menschen machen.« Er wandte sich an seinen Stellvertreter. »Schade, daß wir unseren Gefangenen keine Fotos davon zeigen dürfen.«
      »Ja, Monsieur.« Der Stellvertreter zögerte. »Und nun, Mon sieur?«
      »Ich habe mit dem Justizminister in Paris gesprochen. Die Sache wird für die Presse freigegeben. Es ist nicht nötig, sie geheimzuhalten. Sie beweist nur, was wir die ganze Zeit gewußt haben: daß es unmöglich ist, von Belle-Ile zu entkom men.«
      »Und die Leichen, Monsieur?«
      »Werden wie üblich bestattet, genau nach Vorschrift, und
    zwar noch heute. Ich möchte auf keinen Fall Scherereien mit Verwandten, die sie für sich beanspruchen, besonders der Sohn von Savary. Er ist genauso ein Ganove, wie sein Vater einer war.« Er wandte sich an Lebel. »Und was Sie betrifft, meine ich, daß Sie in Anbetracht der Umstände im Grunde nicht dafür verantwortlich gemacht werden können. Andererseits muß ich aber irgend etwas tun, und sei es wegen des Protokolls. Ich werde also Ihr nächstes Monatsgehalt nicht auszahlen lassen.«
      Lebel war außer sich vor Freude und konnte kaum ein Wort hervorbringen. »Vielen Dank, Monsieur«, stammelte er.
      Der Direktor ging hinaus, und der Stellvertreter sagte: »Glück gehabt, Lebel.«
      »Ich weiß«, sagte Lebel beflissen.
      »Ich brauche Sie nicht daran zu erinnern, daß Sie die beiden noch bestatten müssen. Fangen Sie am besten gleich an.«
      Er ging ebenfalls hinaus. Lebel drehte sich um und sah den alten Jean, das für die Leichenhalle zuständige Faktotum, zwischen den Tischen stehen. »Jacques Savary und Brosnan, hm?« sagte er und schüttelte den Kopf. »Wer hätte das ge dacht?«
      Der alte Jean beugte sich nach unten, untersuchte die Num mer auf dem Unterarm der Leiche zu seiner Rechten, wandte sich dann zu der anderen. »Komisch«, sagte er.
      »Was denn?«
      »Savarys Nummer. Die Sieben ist so eigenartig, ich glaube, sie wird nur in England so geschrieben.«
      Lebel setzte seine Lesebrille auf, hob den Arm und betrachte te die Nummer. Der alte Mann hatte recht. Die Sieben war nicht so geschrieben, wie es in Frankreich und den anderen Ländern des Kontinents üblich war: Der Querbalken fehlte.
      Der alte Mann sah ihn forschend an: »Vielleicht hat der Tä
    towierer einen

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