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Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex van Galen
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Programm gewidmet. Nicht wahr?«
    Er blickte sich herausfordernd um und bekam Beifall von den Anwesenden. Daraufhin wedelte er locker mit den Händen wie ein Dirigent, der ein Crescendo hören möchte, und die anderen Gäste fingen an zu lachen und halb ernst »Bravo!« zu rufen.
    »Schleimer. Sie haben natürlich überhaupt keine Ahnung davon«, sagte Valdin laut zu Notovich.
    Noch mehr brave Lacher, froh, wieder zustimmen zu dürfen.
    »Was willst du von mir?« fragte Notovich auf französisch.
    »Pardon?«
    »Hör doch auf mit diesem Unsinn. Sag einfach, was es ist.«
    Das Lächeln verschwand, und Valdins Augen bekamen einen feurigen Glanz. Die Suite verstummte. Er führte Notovich zu einem Stuhl in dem zweiten Raum. Der Agent wollte sie begleiten, doch Valdin wies ihn mit einer kleinen autoritären Geste zurück. Er schloß die Schiebetür und setzte sich Notovich gegenüber, die Beine lässig übereinandergeschlagen.
    »Du behauptest also, daß du mich nicht erkennst, Mikhael?«
    »Müßte ich das?«
    »Wir haben eine Geschichte, du und ich.«
    »Das ist stark. Du hast wahrscheinlich irgendwo gelesen, daß ich an Gedächtnisverlust leide. Vielleicht sind wir uns in Paris ja mal begegnet. Aber wenn da mehr gewesen wäre, dann würde ich mich erinnern.«
    Das stimmte nicht. Er wußte, daß mehr geschehen war, doch es tat zu weh, jetzt daran zu denken.
    »Ach komm, Mann. Ich weiß, was in jener Nacht passiert ist.«
    Notovich fühlte, daß sein Mund trocken wurde.
    »In welcher Nacht?«
    »Du weißt genau, wovon ich rede.«
    Notovich versuchte aufzustehen, aber ihm war schwindelig.
    »Du lügst. Ich habe keine Lust auf Spielchen.«
    »Setz dich, Notovich. Ich tue dir nichts. J'étais ton ami .«
    »Daß ich nicht lache.«
    »Vielleicht hast du ein selektives Gedächtnis. Du hattest doch schon öfter Blackouts, nicht wahr?«
    Notovich rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Sie hatten seine Blackouts immer vor der Presse verheimlicht; das konnte Valdin nicht wissen. Er wußte wahrscheinlich gar nichts über jene Nacht. Was wollte er von Notovich?
    »Niemand hat je von einem Pianisten namens Valdin gehört. Wie ist dein richtiger Name?«
    Wenn Notovich sich anstrengen würde, käme er vielleicht darauf, aber er wollte sich nicht in die Karten schauen lassen. Valdin stellte eine Gefahr für ihn dar, das spürte er.
    Der Franzose lief zum Fenster.
    »Es ist ziemlich erniedrigend, meinen Namen nennen zu müssen. Ich warte lieber, bis er dir wieder einfällt. Es ist wirklich bizarr, weißt du? Ich habe dich damals oft spielen hören. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie groß du warst. Ein Komet am Himmel der verschlafenen klassischen Musik. Das warst du.«
    Die Verwendung der Vergangenheitsform entging Notovich nicht.
    »Was willst du von mir, verdammt noch mal?«
    »Daß du wieder auftrittst, Mikhael. Ich will den großen Notovich wieder auftreten sehen.«
    »Warum? Was hättest du denn davon? Du gibst dir offensichtlich alle Mühe, mich zu imitieren, mir meinen Ruf zu klauen. Das letzte, was du willst, ist, daß ich wieder auftrete.«
    Valdin drehte sich vom Fenster weg, seine Augen glühten.
    »Unsinn! Ich bin ganz ich selbst. Weißt du, Mikhael, die Leute werden mich in der Tat mit dir vergleichen, wie du zu deinen Glanzzeiten warst. Aber das Problem ist, daß niemand mehr im Ohr hat, wie du damals geklungen hast. Ich muß es also mit einer Reputation aufnehmen, un fantôme . Und wie brillant ich auch spiele, gegen einen Geist kann ich niemals gewinnen.«
    »Geht es darum? Ums Gewinnen?«
    »Es ist nur ein Wort.«
    Notovich stand auf und schüttelte den Kopf, wie um aus einem Alptraum zu erwachen.
    »Valdin, es ist mir egal, was du willst. Ich habe nicht vor, jemals wieder vor einem großen Publikum aufzutreten. Du kannst mich nicht zwingen.«
    »Du kommst von selbst wieder auf den Geschmack, glaub mir. Du wirst wieder spielen.«
    »Ach wirklich? Warum sollte ich?«
    »Weil ein alter Freund dich darum bittet. Mit Nachdruck, wenn nötig.«
    Notovich bemühte sich, ihn nicht verblüfft anzuschauen.
    »Ist das vielleicht ein Erpressungsversuch? Dann kann ich dir versichern, daß dir das nicht gelingen wird.«
    »Aber nein«, lachte Valdin, »ich erweise dir gerade einen Dienst.«
    Die Schiebetüren gingen auf, und es kam jemand herein. Notovich bemerkte es erst nicht, er ertrank in einem Schwall wütender Gedanken.
    »Je viens, ma petite« , sagte Valdin. Er stand auf. Die Frau umarmte ihn kurz, und er

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