Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex van Galen
Vom Netzwerk:
zusammen mit Ihrer Halbschwester Linda«, las Van der Wal sorgfältig artikulierend weiter.
    »Und?«
    »Sie wohnten damals bei Ihrem Vater. Diese Schule in Madrid, die mußten Sie mehr oder weniger unfreiwillig verlassen, als Sie dreizehn waren. Knapp am Schulverweis vorbei, wenn unsere Informationen korrekt sind.«
    »Ist das wichtig?«
    »Manche Eltern haben sich über Sie beschwert. Stimmt das? Es war sogar von einer Unterschriftenaktion die Rede, aber die wurde abgeblasen. Die Schulleitung hat den Aufruhr sofort unterdrückt.«
    »Ich war ein Außenseiter, ein bißchen schwierig im Umgang. Meine Mutter war gerade gestorben. Ist das ein Verbrechen?«
    »Ich weiß, wie Jungs sein können. Mein Zehnjähriger ist auch so einer. So ein Bürschchen muß Freiraum bekommen – natürlich, natürlich. Das kann man als Vater eigentlich nur genießen.«
    Er lehnte sich zurück. Notovich wünschte nur, er würde sich beeilen.
    »Die französische Polizei ist ein paar neuen Hinweisen nachgegangen«, fuhr Van der Wal fort, während er sich wieder vorbeugte. »Und es ist durchaus interessant, was sie herausgefunden haben. Das war schon etwas mehr als Dummejungenstreiche. Hier steht, daß Sie oft auf den Dächern der Schulgebäude herumgelaufen sind und Freunde herausgefordert haben, sich auf lebensgefährliche Kunststückchen einzulassen. Mit einem Seil von einem Gebäude zum anderen zu schwingen. Über die Regenrinne zu laufen. Solche Sachen.«
    »Kann schon sein.«
    »Sie erinnern sich nicht daran?«
    »Ich sagte: Kann schon sein.«
    »Zweimal hat sich ein Kind verletzt. Eins davon ziemlich schwer. Die Eltern dieses Jungen haben die Aktion gestartet.«
    Ganz langsam schlug er eine Seite des Berichts um, als ob das Papier so kostbar wäre, daß man mit größter Sorgfalt damit umgehen mußte.
    »Aber was nicht im offiziellen Bericht der Schule stand, war die Beschwerde eines anderen Ehepaars. Die behaupteten, daß Sie ihre Tochter belästigt hätten. Können Sie sich daran erinnern?«
    »Helfen Sie mir eben auf die Sprünge.«
    »Tania Greenfield, aus Brighton. Der Briefwechsel mit den Eltern lag noch im Schularchiv. Sie haben das Mädchen ständig angerufen, unter ihrem Fenster gestanden, sind ein paarmal ins Haus eingedrungen.«
    »Ach, Tania. Ja, natürlich weiß ich das noch. Ich war verliebt. Na und?«
    »Ging es nicht etwas darüber hinaus?«
    »Ich bin ein ziemlich emotionaler Mensch. Das ist nun mal so. Ist das alles, was Sie haben? Das ist doch nicht genug für eine Verdächtigung.«
    Er hatte keine Ahnung, worauf Van der Wal hinauswollte. Diese angeblichen Vorfälle hatten zwar stattgefunden, aber der Ermittler gab ihnen nun eine Bedeutung, die sie damals überhaupt nicht gehabt hatten.
    »Ein paar Jahre später, auf diesem Musikinstitut in der Nähe von Wien, werden genau dieselben Beschwerden gegen Sie vorgebracht.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Wieder lange Fehlzeiten. Aufsässiges Verhalten. Und wieder Theater mit einer jungen Dame, Irene Sonnebeek. Nach einer kurzen Romanze machte sie Schluß. Sie akzeptierten das nicht und belästigten sie weiter. Ihr neuer Freund griff ein und knöpfte Sie sich mit ein paar anderen Jungs vor. Stimmt das?«
    »Nein.«
    »Nicht?«
    »Ich meine: Es stimmt schon, aber Sie verdrehen alles. Das Milchgesicht kam aus dem Dorf in der Nähe unserer Schule. Die konnten uns nicht ausstehen, weil wir Musiker waren. Da mußte man in deren Augen bekloppt sein.«
    »Wie dem auch sei, Irene Sonnebeek ist eines der Mädchen, die in jenem Jahr Selbstmord begingen. Nicht wahr? Sie war der Grund dafür, daß die Schule geschlossen wurde. Doch das war für Sie nicht mehr von Belang, denn Sie waren inzwischen von der Schule geflogen. Das ist immer dasselbe Muster, finden Sie nicht? Eine obsessive Aufmerksamkeit für bestimmte Mädchen. Und wenn es außer Kontrolle gerät, tauchen Sie einfach unter. Das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein.«
    Notovich kam sich vor wie die Hauptfigur in einem Roman von Franz Kafka. Die Vorfälle, die die Polizei ausgegraben hatte, hatten nichts miteinander zu tun, aber wenn man sie nebeneinanderstellte, hatte es in der Tat den Anschein, als stecke ein Muster dahinter. Die Wirklichkeit war ganz anders gewesen.
    Der Name Senna war nach zweieinhalb Stunden Verhör noch immer nicht gefallen. Notovich geriet allmählich in Panik.
    »Ich denke, ich habe nun genug Fragen beantwortet. Führt das noch irgendwo hin?«
    Auf dem Tisch lag ein brauner Umschlag. Van der Wal

Weitere Kostenlose Bücher