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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Schwarz
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weiteten sich Ibanas Augen. Der Strang mündete in ein ungleich komplexeres Geflecht der dunkelbraunen Gebilde. Doch anders als am Herzen wanden sich diese um eine Art fleischigen Sack, der die feste bindegewebige Struktur – welche Elle und Speiche üblicherweise verband – ersetzt hatte und sich vom Ellenbogen bis zum Handgelenk erstreckte. Laut Scan war das Innere des Sacks von dunkelroten Muskelsträngen und zarten Schleimhäuten durchzogen. Die Muskeln verflochten sich mit einem dünnen, schwarzen Etwas, das auf den ersten Blick wie ein Stück geschwungenes Glas anmutete und von feinen, rhythmisch pochenden Äderchen durchdrungen war. Auf dem Hologramm konnte man außerdem deutlich erkennen, dass die Narbe über dem Sack im Grunde gar keine war. Vielmehr handelte es sich um einen fest zusammengepressten Schlitz in der Haut.
    In seinen Jahren als Chefarzt der Notaufnahme des größten Krankenhauses auf Korr Vallar hatte Ibana schon unzählige nichtmenschliche Patienten gescannt und behandelt, aber so etwas war ihm dabei noch nie untergekommen. Es wunderte ihn, dass der Delaarianer beim Anblick dieses Dings, das da in seinem Arm steckte, so ruhig blieb. Zumindest zeigte er keine äußerliche Reaktion darauf. Sein Patient fixierte reglos das Hologramm und schwieg vor sich hin. Ibana vermochte nicht zu sagen, was gerade in seinem Kopf vorging.
    »Liegt es an den Nachwirkungen des Dusks oder lässt Sie das hier tatsächlich völlig kalt?«, fragte der Arzt schließlich.
    »Soll ich etwa Panik schieben?« Der Blick des Delaarianers verfinsterte sich, verharrte jedoch stur auf dem Abbild seines Unterarms. »Es gibt nichts, was ich dagegen tun könnte.« Er machte eine kurze Pause und fragte: »War's das endlich?«
    »Einen Moment noch«, meinte Ibana und ging um den Behandlungstisch herum. »Ich muss mir das genauer ansehen.« Er legte Zeige- und Mittelfinger beider Hände jeweils links und rechts neben dem Schlitz ab und drückte vorsichtig auf die ledrige Haut, die ihn umgab. »Tut das weh?«, fragte er und sah zu dem Delaarianer. Dieser schüttelte den Kopf.
    Daraufhin zog Ibana die beiden Seiten sachte auseinander. Dünne Fäden transparenter Sekrete seilten sich dabei in die fleischige Vertiefung ab und verschmolzen mit der schleimig glänzenden Oberfläche zarter, dunkler Häutchen. Laut dem Hologramm überlappten sie einander und umschlossen das schwarze, glasähnliche Gebilde. Der Arzt schluckte den Ekel herunter, den diese Mutation in ihm auslöste, und nahm eine lange Pinzette von der rollbaren Ablage neben dem Behandlungstisch. So widerlich dieser Anblick auch war, er musste das Gebilde mit eigenen Augen sehen. Seine medizinische Neugier zwang ihn dazu. Ibana beugte sich über die Narbe, ergriff mit den Zacken eines der Häutchen und drückte die Pinzette sachte zusammen. Anschließend zog er es langsam zurück und legte einen Teil des glasartigen Gebildes frei. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie der Delaarianer seinen Oberkörper ein Stückchen aufrichtete und zuihm hinüberschaute.
    »Vorsicht, Doktor«, warnte er mit monotoner Stimme. »Das Ding hat schon 'nen Xerrexianer aufgeschlitzt.«
    Noch ehe Ibana nach dem ›Wie‹ fragen konnte, bekam er die Antwort bereits präsentiert. Vollkommen unvermittelt schnellte das dünne, schwarze Gebilde zwischen den Schleimhäuten hervor. Der Delaarianer ächzte laut auf. Ibana schreckte zurück.
    Das klingenartig geschwungene Etwas reckte sich von Muskelsträngen und Sehnen gestützt aus dem Schlitz, als wollte es sich dem Arzt in seiner Gänze zeigen. Es war mindestens doppelt so lang wie der Unterarm, aus dem es drohend hervorragte. Feine Äderchen pulsierten unter der feucht glänzenden Oberfläche und verbanden den zentralen Muskelstrang mit transparenten Hautfalten und Sehnen.
    Dieses Ding hat einen Xerrexianer getötet? , dachte Ibana verblüfft. Das Gebilde wirkte so zerbrechlich, als bestünde es tatsächlich aus Glas. Doch wäre es Glas, hätte es die festen Schuppen eines Xerrexianers niemals durchschlagen, sondern wäre daran zerbrochen. Bevor der Arzt das Gebilde jedoch genauer untersuchen konnte, zog es sich ruckartig zusammen und sank in den Arm zurück. Dabei spannten sich die Züge des Delaarianers erneut an. Offensichtlich bereitete ihm jede Bewegung dieses Dings Schmerzen.
    »Waren Sie das?«, fragte Ibana, befleißigt, seine Begeisterung im Zaum zu halten. Der Anblick der Mutation mochte Ekel in ihm hervorrufen, doch gleichzeitig faszinierte

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