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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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Stefan rumort in der Küche, und ich dekoriere die Päckchen in einer langen Reihe. Vom Wohnzimmer bis zum Schlafzimmer windet sich eine bunte Schlange von Geschenken. Ich kann deutlich den Duft des Schinkens riechen, den Stefan im Backofen grillt, während ich im Schlafzimmer knie,
über die Geschenke gebeugt. Als ich die Augen aufschlage, ist der Schinkengeruch immer noch da, und ich kann leise kratzende Geräusche aus der Küche hören.
    Sofort weiß ich, dass etwas nicht stimmt, aber es fällt mir schwer, die übliche Angst aufzubauen. Das Ganze ist zu absurd. Ist jemand gekommen, um mir mitten in der Nacht einen Schinken zu backen?
    Ich suche nach dem Handy, das auf dem Tischchen neben mir liegt, um zu sehen, wie spät es ist, muss aber feststellen, dass der Akku leer ist. Vorsichtig stelle ich mich auf wacklige Beine, immer noch leicht betrunken, und gehe langsam in die Küche.
    Ich sehe ihn nicht gleich, bin ganz fasziniert von dem goldbraunen Schinken, der im Ofen brutzelt.
    »Hallo, Siri.«
    Da steht er, ans Fenster gelehnt, in entspannter, nach hinten gekippter Haltung, die seinen sehnigen Körper noch länger aussehen lässt, als er schon ist. Er sieht aus wie immer: das rotbraune Haar, die gleichmäßigen Gesichtszüge, der schlanke Körper. Der Mund ist breit, und er lächelt ein wenig, mustert mich und streicht sich leicht über den Bart.
    Es ist Christer. Mariannes Christer.
    »Setz dich doch! Ich habe Essen für uns gemacht.«
    Der Tonfall ist neutral und freundlich, aber ich traue ihm trotzdem nicht. Langsam gehe ich zum Küchentisch, auf Beinen, die mich nicht tragen wollen, und lasse mich auf einen der grau angemalten Holzstühle sinken. Mein Blick fällt auf die Wanduhr: halb zwei.
    »Eigentlich wollte ich auch noch Hackbällchen machen. Das gehört ja irgendwie dazu. Aber was soll’s, ich muss zugeben, dass ich nicht so geschickt im Essenzubereiten bin, deshalb habe ich sie fertig gekauft.«
    Christer lächelt mir zu, geht zum Herd und ist mit Fleischbällchen
und anderen Dingen beschäftigt, die ich nicht erkennen kann. Mein Inneres ist in Aufruhr – was will er von mir? Mitten in der Nacht.
    Die Nacht vom Heiligabend.
    Ein unangenehmes Gefühl wird immer stärker, wird zur Gewissheit: Etwas stimmt ganz fürchterlich nicht mit Christer. Ich sollte, nein ich muss von hier wegkommen, bevor… ja, bevor was eigentlich?
    Es kommt mir in den Sinn, dass ich wohl versuchen sollte, mit ihm zu sprechen, dass ich versuchen sollte, seine Absichten herauszubekommen und, wenn möglich, einen Fluchtweg zu finden, aber meine Kehle ist wie zugeschnürt, mein Mund trocken. Ich falte die Hände unter dem Tisch, damit sie nicht so zittern.
    »Wie viele Fleischbällchen möchtest du?«
    Die Frage ist sonderbar neutral, seine Mimik verrät nichts über seine Absichten.
    »Das sind richtige Fleischbällchen, nicht solche mit viel trockenem Brot und so einem Mist drin, sondern hundert Prozent Rindfleisch und Gewürze. Vielleicht noch ein Ei – das weiß ich nicht. Braucht man ein Ei dazu?«
    »Was willst du von mir?«
    Es ist nicht mehr als ein Flüstern, aber ich bin mir sicher, dass er es gehört hat. Er sieht mich an, antwortet aber nicht. In der Bratpfanne zischt die Butter, und er legt schweigend ein Fleischbällchen nach dem anderen hinein.
    »Hier, du kannst schon mal den Wein öffnen.«
    Er reicht mir eine Flasche Rotwein und den Korkenzieher.
    »Du magst doch Rotwein, nicht wahr?«
    Meine Finger sind taub, als ich die Weinflasche entgegennehme. Ich sehe sie an, als würde ich nicht verstehen, was ich vor mir habe, lasse sie auf meinen Knien ruhen.

    »Was willst du?«, wiederhole ich, jetzt mit festerer Stimme.
    »Ich bin Christer Andersson. Mein Gott, hast du es immer noch nicht kapiert, Siri?«
    Ich sehe fragend seine sehnige Gestalt an, wie er dasteht und die Fleischbällchen auf meinem Herd dreht. Ich kann das Ganze hier immer noch nicht richtig fassen, und der Wein, den ich früher am Abend getrunken habe, macht mich schläfrig. Christer steht also um halb zwei in der Nacht des Heiligen Abend in meiner Küche und brät Fleischbällchen. Und ich glaube, nein, ich weiß, dass er Saras Mörder ist.
    Ich schüttle den Kopf als Antwort auf seine Frage: Nein, ich habe es nicht begriffen.
    Christer seufzt und dreht sich zu mir um, den Holzlöffel in der Hand. »Ich bin Jennys Vater. Jenny Anderssons Vater.«
    Die Weinflasche rutscht mir aus den Händen, Glassplitter und Wein spritzen über meine Füße, als

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