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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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ein rasselndes Geräusch von sich gibt. Er fällt auf die Seite, gegen den Holzstapel, der gehackt sein sollte, bevor der Schnee kam.
    Und da habe ich sie plötzlich in meiner Hand, die Axt, die Aina im Herbst neben dem Holzstapel liegen ließ, die sie nicht in den Schuppen zurücklegen wollte. Sie ist am Boden festgefroren und mit Schnee bedeckt. Mit Kräften, von denen ich nicht geglaubt habe, dass ich sie besitze, gelingt es mir, sie zu lösen. Und obwohl alles in wenigen Sekunden vor sich geht, kann ich, als ich mit der Axt in der Hand dastehe, noch denken: Bin ich ein böser Mensch geworden? Oder nur einer, der böse Handlungen begeht? Ich könnte ihm ins Bein hacken, ihn so verletzen, dass er unschädlich wird. Aber das will ich nicht.
    Ich will diesen Teufel töten.
    Trotz meiner Verletzungen fühle ich mich wie im Rausch, vielleicht auch gerade aufgrund der Verletzungen. Ich hebe die
Axt, und mit einem Schrei schlage ich sie in seinen Hinterkopf, so dass sie in seinem roten Haar versinkt.
    Nicht lange – und das pfeifende, zischende Geräusch seiner Atemzüge ist vollkommen verstummt.

     
    Ich bin zurück im Haus. In meinem schönen weißen Haus.
    Durch die eingefärbten, in Blei gefassten Fensterscheiben im Schlafzimmer sickert sanftes Licht herein. Es fällt auf mich, der ich in unserem breiten Bett liege.
    Neben mir schläft es, das Kind: Jenny. Sie liegt auf dem Bauch, die runden Beinchen unter den Körper gezogen, der kleine Windelpo wie ein Ausrufezeichen in die Luft gestreckt. Das dünne rote Haar liegt verschwitzt auf dem Kissen, und der Schnuller bewegt sich ab und zu, rhythmisch.
    Vorsichtig, ganz vorsichtig rutsche ich so nah an sie heran, wie ich kann, ohne das Risiko einzugehen, sie zu wecken.
    Jetzt. Ich sauge ihren Duft ein, den Duft von Baby. Er ist warm, rund und riecht ein wenig sauer nach altem Brei.
    Ich bin so glücklich.

     
    Stille.
    Die beißende Kälte ist nicht mehr zu spüren. Der Mann, der einmal ein Vater war, der Sara ermordet und Fleischbällchen in meiner Küche gebraten hat, er liegt still im Schnee, sein Kopf ruht in einer Lache aus dampfendem Blut. Ich erbreche Blut – oder ist es Rotwein? – gegen die Schuppenwand und sinke auf die Knie nieder. Langsam krieche ich durch den Schnee zum Anleger hin. Jede Bewegung ist mühsam, und ich kann sehen, dass ich vereinzelt Blutspuren im Schnee hinterlasse.
    So schwach, wie ich bin, schaffe ich es nicht ins Haus zurück. Auf allen vieren kriechend schaffe ich es nur ein paar Meter hinaus auf das Eis. Ich bohre die Finger in den Schnee und versuche vergeblich, mich mit Hilfe der Hände und Fingernägel vorwärts zu ziehen. Mein Körper erscheint wie abgestorben, der Kiefer schmerzt nicht mehr. Ich fühle mich zum ersten Mal in dieser Nacht ganz klar im Kopf, es ist nur der Körper, der nicht gehorchen will.
    Ich lege mich auf den Rücken und schaue zum Himmel hinauf, und plötzlich ist es der schönste Sternenhimmel, den ich jemals gesehen habe. Millionen von Sternen funkeln in allen Farben des Regenbogens vor dem matten schwarzen Hintergrund, und der Schnee erscheint nicht mehr kalt und hart, sondern weich und einladend. Ich denke an das Gedicht, das Stefan mir vor hundert Jahren einmal auf zerknittertes Papier geschrieben hat, dass die Dunkelheit nötig ist, um die Sterne
zu sehen, und plötzlich stelle ich fest, dass die Dunkelheit mich nicht mehr ängstigt, dass sie mich stattdessen vorsichtig, lautlos und unendlich liebevoll umarmt.
    Es könnte ein Idyll sein.
     
    Von meinem weichen Bett auf dem Eis aus kann ich mein Haus, eingehüllt in die schneebedeckte Landschaft, sehen. Es leuchtet einladend durch die hellen Fenster, und trotz der kompakten Dunkelheit kann ich einen dünnen Rauchfaden erahnen, der vom Schornstein in die sternenklare Weihnachtsnacht hinaufsteigt. Nicht eine Spur ist von dem heftigen Kampf zu sehen, der sich vor kurzem vor dem Haus abgespielt hat, nicht ein Geräusch zu hören, nur das leise Knacken des Eises unter meinem steifen Körper, den ich nicht mehr als den meinen wahrnehme.
    Viel später fängt es an zu schneien. Große Flocken sinken lautlos zu Boden und bedecken mein Gesicht. Ich gleite in eine Art Wachschlaf, und da, als der Schnee kommt, da ist es, als legte er sich neben mich. Stefan schiebt sein Kinn in meinen Nacken und legt seinen Arm um meine Taille. Wir sagen nichts, betrachten nur schweigend die Sterne und den Schnee, der fällt.

     
    Es duftet nach Honig.
    Ich spüre die Wärme eines

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