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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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Woche, nehme ich mir deshalb vor, lasse mein Schienbein los und stehe unsicher auf.
    Eine leichte Übelkeit zwingt mich, eine Sekunde innezuhalten, ich weiß nicht, ob es am Wein oder an der Angst liegt, aber ich kann spüren, wie mein Herz hart in der Brust hämmert, unermüdlich und zuckend wie ein Duracell-Kaninchen. Vorsichtig bewege ich mich weiter auf den Flur zu, tastend einen Fuß vor den anderen setzend – ich will nicht riskieren, noch einmal gegen etwas zu stoßen. Wo ist der Sicherungskasten? Entfernungen und Proportionen sind in der Dunkelheit verzerrt, und obwohl ich mich im engen Raum meines Flurs unzählige Male bewegt habe, finde ich den mir so bekannten kleinen Metallkasten nicht.
    Schweiß bricht mir auf der Stirn aus, läuft in die Augen und lässt sie brennen, und ich spüre, wie mir die Tränen kommen.
Ich taste mit den Händen das Furnier entlang, das die Wände bedeckt. Warum um alles in der Welt bin ich nur in diesem dunklen Haus wohnen geblieben? Warum bin ich nicht in die Stadt gezogen? Wie ein ganz normaler Mensch. Nein, ich musste ja unbedingt bleiben. Allein in der Hölle des Schärengürtels. Ich hätte tun sollen, was mir geraten wurde.
    Was Aina mir geraten hat.
    Check ignition and may God’s love be with you.
    Ich kann mein eigenes keuchendes Atmen hören. Verdammtes Haus. Verdammtes dunkles Scheißhaus. Wie soll ich ihn nur finden? Plötzlich liegt das kühle Metall des Sicherungskastens vertrauenerweckend und solide unter meinen verschwitzten Fingern. Wie eine Erinnerung daran, dass das Einzige, was hier falsch platziert ist, meine eigenen, übertriebenen Reaktionen sind. Ich hole tief Luft und konzentriere mich auf die Sicherungen. Sie sind von der alten Art, grau mit einem kleinen Auge, das herauskullert, wenn die Sicherung durchbrennt. Aber es ist vollkommen dunkel, deshalb ist es unmöglich festzustellen, ob sie kaputt sind.
    Plötzlich taucht ein Blitz mein Haus in ein geisterhaftes, blauweißes Licht. Für einen Moment sehe ich den Sicherungskasten deutlich wie am helllichten Tag, den breiten Metallrahmen, die plumpen Porzellansicherungen und den schwarzen Hauptsicherungsschalter aus Bakelit: Er steht auf Aus.
    Ten, nine, eight, seven, six, five …
    Ein Gedanke beginnt sich in meinem Bewusstsein zu regen, eine Erkenntnis, die nach und nach anwächst wie bei einem Taucher, der im trüben Wasser langsam zur Wasseroberfläche hinaufsteigt und Schritt für Schritt das Licht immer deutlicher wahrnimmt. Ist jemand hier gewesen? Doch noch bevor ich diese Möglichkeit ernsthaft überdenken kann, höre ich ein schrammendes Geräusch. Die Flurtür wird vom Wind erfasst,
weit aufgerissen, und mein Haus füllt sich mit der kalten, feuchten Nachtluft, während gleichzeitig der Hall des Donners übers Meer rollt.
    Das Gewitter ist nahe.
    Mit zittrigen Fingern zwinge ich den kleinen schwarzen Bakelitschalter nach oben. Augenblicklich wird das Haus von Licht erfüllt. Von der Küche her sind ein Seufzen und ein gurgelndes Geräusch zu hören, als der Kühlschrank anspringt. Ich lasse mich zwischen alten Turnschuhen und Gummistiefeln zu Boden sinken, wische mir mit dem Handrücken die verschwitzte Stirn ab. Der Fußboden fühlt sich kalt und feucht an, und es dauert eine Weile, bis mir klar wird, dass es nicht mein eigener Schweiß ist, der auf den blankgescheuerten Fichtendielen zu fühlen ist. Und da sehe ich es, direkt hinter der Türschwelle glänzt eine nasse Pfütze, Zeugnis von der Anwesenheit eines anderen.
    … four, three, two, one, LIFTOFF!
    Das hier ist ein Fußabdruck.

     
    Datum: 28. August
Uhrzeit: 15.00 Uhr
Ort: grünes Zimmer, Praxis
Patientin: Sara Matteus
     
    »Ich möchte Sie etwas fragen, was vielleicht nicht hierher gehört«, sagt Sara und sieht mich zweifelnd an.
    Fünfzig Minuten unserer Sitzung sind bereits vorbei, und ich mache mich bereit, das Gespräch abzuschließen. Sara trägt ein superknappes Leinenkleid, das ihren hageren Körper noch dünner aussehen lässt. Sie sitzt vorgebeugt da, und diese Haltung in Kombination mit ihrem knochigen Körper lässt mich an einen ausgehungerten, traurigen Hund denken. In der linken Hand hält sie eine Sonnenbrille, die sie langsam und gedankenverloren gegen ihren knochigen Schenkel schlägt.
    »Natürlich«, antworte ich, vielleicht etwas zerstreut.
    Es ist nicht leicht, nach den nächtlichen Ereignissen konzentriert und aufmerksam zu sein. Nachdem ich den Stromausfall beseitigt hatte, lag ich schweißgebadet in einem

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