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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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gekratzt.
    Mit der Zeit fühlte ich mich unsichtbar, wie alle ausgestoßenen armen Teufel, die den Medborgarplatz als ihr Zuhause ansehen.
    Diejenigen, die niemand jemals ansieht.
    Alkis, Psychowracks, junge Typen mit angeschwollenen Muskeln und großen Tätowierungen, sie alle sind unsichtbar. Die Huren auch mit ihren gequälten, herausfordernden Blicken, den bohnenstangendünnen Beinen, kaputten Venen und hungrigen Geschlechtern. Ich sah ihre Blicke, hörte ihre Stimmen in mir: »Willste VÖGELN? Ich kann dir helfen: Ich sehe deinen Schmerz. Ich sehe DICH.«
    Sobald die Unsichtbaren sich in der Metro oder auf den Straßen
zeigen, schauen die normalen Menschen diskret weg. Das Volk der Unsichtbaren bewohnt Stockholms Parks, die unterirdischen Labyrinthe, in denen die Untergrundbahn durch die Nacht rauscht, und die Obdachlosenasyle. Sie sind es, die mit dem Nachtbus von einer Endstation zur anderen fahren in einem ewigen Looping, aber nie irgendwo ankommen. Sie sind es, die mittags bei McDonald’s um eine Mahlzeit betteln.
    Und für sie war ich genauso unsichtbar. Ich stand auf der gleichen Stufe wie jeder verdammte Alki. Ich, ausgerechnet ich!
    Eines Tages kurz vor der Mittsommernacht hatte ich mich nonchalant etwas breitbeinig direkt vor sie auf die Götgatan gestellt. Ihr den Weg versperrt.
    Aber sie starrte nur auf die Straße und machte einen entschlossenen Halbkreis um mich herum, ohne auch nur den Blick zu heben.
    Da fasste ich meinen Entschluss. Sie hatte ihre Chance gehabt, ihre Chance zur Buße, und sie hatte sie vertan.
    Deshalb musste ich sie bestrafen.

     
    Es ist später Nachmittag, und ich fühle mich müde und lustlos. Ich weiß, dass ich in der Stunde mit Sara weniger engagiert war, als eigentlich erlaubt ist. Auf jeden Fall nach meinen eigenen Ansprüchen, aber die Alternative wäre gewesen, die heutige Sitzung abzusagen, und ich glaube, das wäre die schlechtere Lösung für Sara gewesen.
    Ihr Freund macht mir Sorgen. Wer ist er und was will er eigentlich? Ich weiß, Saras Liebesleben sollte nicht im Zentrum unserer Therapie stehen, dennoch kann ich nicht anders, es beunruhigt mich. Gleichzeitig fange ich an, meiner eigenen Intuition zu misstrauen; wie kann ich eigentlich im Augenblick überhaupt etwas beurteilen? Ich bin so aufgewühlt und verängstigt, dass ich überall nur Gefahren sehe.
    Bedrohungen.
    Ich seufze schwer und versuche an etwas anderes zu denken. Nicht die Angst gewinnen lassen.
    Ich öffne das Fenster in meinem Zimmer. Unten vom Markt her sind Stimmen zu hören. Ich spiele mit dem Gedanken, mit Aina zu reden. Vielleicht kann ich sie ja zu dieser Vernissage begleiten, die sie besuchen will, und anschließend in ihrer kleinen Einzimmerwohnung in der Blekingegatan übernachten. Wir haben beide morgen frei.
    Der Gedanke, in ihrer kleinen Wohnung aufzuwachen, ist verlockend. Mit einem leichten Kater Aina wecken und dann hinunter zu Seven-Eleven gehen und etwas zum Frühstück zu kaufen. Eine Routine, die nicht neu ist. Das haben wir schon
häufiger getan. Ich stehe auf und überquere den kleinen Flur, gehe in Ainas Zimmer.
    Aina sitzt in Lotusstellung auf dem Fußboden und spricht in ihr Handy. Sie sprüht geradezu und lacht laut, und ich weiß sofort, dass ein Mann am anderen Ende der Leitung ist. Der verunsichert ist. Sie schaut auf, erblickt mich. Ich will mich schon wieder zurückziehen, doch sie signalisiert mir, dass ich bleiben kann. Mit ein paar kurzen Sätzen beendet sie das Gespräch und schaut zu mir auf.
    »Siri! Erzähl!«
    Ich bin verwirrt. Ich weiß nicht, was sie hören will.
    »Was soll ich erzählen?«
    Aina lacht nur.
    »Du siehst aus, als ob du … nun ja, als ob du mir etwas mitteilen willst«, sagt sie, und vielleicht hat sie ja Recht. Natürlich möchte ich ihr von den nächtlichen Ereignissen erzählen, aber ich kann nicht. Bin nicht in der Lage dazu.
    »Ich bin wegen der Ausstellung hier«, sage ich stattdessen.
    »Du kommst mit!«
    Ainas Lachen ist fast noch ansteckender als das, was sie auf den Lippen hatte, während sie mit dem unbekannten Mann telefonierte.
    »Das ist ja super! Weißt du, wie lange es her ist, dass wir zusammen etwas unternommen haben? Du musst dann auch bei mir schlafen, und dann können wir im Helgalunden frühstücken, wenn die Sonne scheint.«
    Ainas Begeisterung kennt keine Grenzen, und ich werde einfach davon mitgerissen. Die wunderbare Aina mit ihrer Fähigkeit, anderen Menschen das Gefühl zu geben, etwas ganz Besonderes zu

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