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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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sein.
    »Übrigens, das war Robert, der gerade angerufen hat.«
    »Welcher Robert?«

    »Haha, der war gut«, sagt Aina kichernd. »Du weißt doch. Robert vom Krebsessen. Der mit der Gitarre.«
    »Ach so, und ihr seid zusammen? Immer noch?«
    Aina windet sich, als würde ihr die Frage wehtun.
    »Ne, nicht so richtig. Aber er wollte deine Nummer haben.«
    Sie zeigt ein strahlendes Lächeln.
    »Meine Nummer, wozu denn das?«
    Aina lacht nur über meine Verwirrung und legt den Kopf schräg.
    »Warum sollte er nicht deine Nummer haben wollen? Da musst du ihn wohl selbst fragen, wenn er anruft.«
    Dann sieht sie meinen Gesichtsausdruck. Zieht die betonten Augenbrauen hoch. Stellt mit einer gewissen Unruhe in der Stimme fest: »Aber du siehst müde aus, kannst du nicht schlafen, meine Liebe? Du solltest wirklich mal überlegen, ob du nicht mit jemandem sprechen willst. Oder Medikamente brauchst. Was du für besser hältst.«
    »Aina«, unterbreche ich sie. »Ich bin nicht gekommen, um mit dir über… über meine psychische Gesundheit zu sprechen. Ich bin nur gekommen, weil ich deine Einladung annehmen wollte, um mit auf dieses Fest zu gehen, wozu du mich jetzt schon seit zwei Wochen überreden willst. Du weißt… das FEST.«
    »Entschuldige.«
    Ein Lächeln, das um Verzeihung bittet.
    »Das FEST, genau, das ist ja toll! Bist du für heute fertig?« Sie sieht mich fragend an. »Dann könnten wir jetzt eine Flasche Wein kaufen.«
    Wir gehen die Götgatan hinunter. Unzählige Menschen sind auf den Straßen, viele haben es eilig und schleppen Tüten und Pakete. Nach einem kurzen Besuch im Systembolaget und bei Hennes i Ringen nehmen wir bei Aina zu Hause
eine schnelle Mahlzeit zu uns, bestehend aus thailändischem Take away und dazu Rotwein. Die Kombination ist unorthodox, aber sie funktioniert.
    Wir ziehen uns um. Werfen uns in Schale, legen ein bisschen frisches Make-up auf, tun Wachs ins Haar. Zum ersten Mal seit langer Zeit finde ich, dass ich gut aussehe. Aina ist strahlend schön in Jeans und einer blauen Seidenbluse. Ihr langes Haar ist von der Sonne gebleicht und hängt wie ein heller Seidenvorhang über ihre Schultern.
    Siri und Aina. Aina, lang und blond. Mit Kurven. Fröhlich. Immer zu einem lauten Lachen bereit. Ich. Klein und dunkel. Dünn. Jungenhaft. Ernst. Aber natürlich ist die Wirklichkeit nicht so stereotyp, wenn man ein wenig an der Oberfläche kratzt. Aina ist eine herausragende Therapeutin und durch und durch seriös. Hinter ihrem funkelnden Lachen und dem blonden Haar verbirgt sich ein scharfer Intellekt. Sie wird leicht falsch eingeschätzt, aber wer schon einmal versucht hat, Aina in akademischen Diskussionen zu übertrumpfen, versucht es ungern ein zweites Mal.
    Die Feier findet in einer Galerie in Östermalm statt. Eine von Ainas Künstlerfreundinnen hat endlich die Möglichkeit bekommen, auszustellen. Es wird von einem Durchbruch geflüstert, und Malena, die betreffende Künstlerin, geht mit hochroten Wangen und weit aufgerissenen Augen herum. Es sieht so aus, als erschiene ihr die ganze Situation unwirklich. Aina und ich verlieren uns bald aus den Augen. Sie entdeckt ein paar Bekannte, und ich gehe lieber zu der kleinen Bar, an der Weißwein in Plastikbechern und japanische Snacks in anderen Plastikbechern serviert werden. Nicht besonders elegant, aber effektiv, wenn man sich betrinken will. Und das will ich.
    Ich werfe einen Blick auf die Gäste. Es ist die übliche Mischung
von Bekannten, unter denen Aina sich gern aufhält. Künstler, Musiker und andere, undefinierbare Kultursparten. Das Ganze ist ein wenig prätentiös; alle sind schön, sicher und genau richtig. Dennoch fühle ich mich stimuliert davon, unter Menschen zu sein. Mein einsames Haus erscheint mir weit weg, und Angst und Panik haben eine Auszeit.
     
    Der nächste Morgen wird genauso ein Morgen, wie wir ihn geplant haben. Mit einem Kater liegen wir auf einer Decke in Helgalunden, trinken Cola light und schauen uns die Menschen an, die vorbeiflanieren: Hundebesitzer, die durch den Park spazieren, Sonnenanbeter, die auf dem Rasen verteilt liegen, und ein verliebtes Paar, das ganz ungeniert auf einer Decke neben uns herumknutscht. Ich fühle mich ruhiger als seit langem. Der Gedanke, nach Hause zu fahren, erschreckt mich in keiner Weise. Wir liegen stundenlang im Park und unterhalten uns, bis ich schließlich meine Sachen zusammenpacke und zur Schleuse und den Bussen nach Värmdö schlendere.

     
    Datum: 30. August
Uhrzeit:

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