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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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kann nur schwer verstehen, was die weiche, androgyne Stimme sagt.
    »Ich möchte gern Siri Bergman sprechen.«
    »Das bin ich.«
    »Guten Abend, ich rufe von der Notaufnahme des Söderkrankenhauses an …«
    »Ja?«
    »Hier ist heute Abend eine Freundin von Ihnen eingeliefert worden, Aina Davidsson …«
    Ich bringe auf diese Nachricht hin keinen vernünftigen Satz heraus. Ist Aina im Krankenhaus?
    »… und sie möchte gern, dass Sie herkommen. Sie ist in der Folkungagatan von einem Motorradfahrer angefahren worden.«

    »Mein Gott, wie geht es ihr?«
    Die Stimme zögert einen Moment.
    »Nun ja … es ist ernst, aber nicht kritisch«, beeilt sich dann die Person, mich zu beruhigen. »Sie hat eine Schädelverletzung, die uns etwas Sorgen bereitet. Wenn alles planmäßig verläuft, werden wir sie in Kürze auf die Intensivstation verlegen … damit wir sie im Blick behalten können.«
    Wenn alles planmäßig verläuft?
    »Wir kümmern uns schon um sie, keine Bange, aber, wie gesagt, sie möchte gern, dass Sie kommen. Möglichst so schnell es geht.«
    Mein Magen zieht sich vor Furcht und Hunger zusammen, als ich mich über die Küchenanrichte beuge. Bilder von Ainas Gesicht flimmern auf meiner Netzhaut vorbei. Ich hebe eine Tüte Müsli herunter und nehme ein paar Handvoll direkt aus dem Paket und stopfe es mir in den Mund. Dann schenke ich mir ein Glas Wein ein und spüle das Müsli mit zwei langen Schlucken hinunter.
    Es ist so lange her, dass ich mit meinem Auto gefahren bin, dass ich kaum die Autoschlüssel finde. Ich fummle im Dunkeln an der Zündung herum und schaffe es nur mit Mühe und Not, das Licht einzuschalten. Mir ist übel und schwindlig, und hinter dem Schädelknochen und zwischen den Augen schwillt ein dumpfer Schmerz immer stärker an. Als versuchte ein wütendes Tier durch die Augenhöhlen herauszukommen. Ich bin gezwungen, mich am Lenkrad festzuhalten, damit ich nicht hinausfalle, als ich mich zur Seite beuge, um die Autotür zu packen, um sie zuzuziehen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich nicht fahren sollte, aber Aina ist meine beste Freundin, und eines steht für mich fest: Ich würde es nicht ertragen, sie auch noch zu verlieren.
    Die Nacht ist dunkel, die Straße schlängelt sich hinterhältig
verschlungen und schmal durch die stille Landschaft. Ich fahre äußerst langsam, dennoch schaffe ich es, zweimal mit dem Vorderrad aufs Gras am Straßenrand zu fahren.
    Als ich mich der Kirche von Värmdö nähere, bemerke ich es zum ersten Mal, das dunkle Auto, das hinter mir fährt. Es folgt mir durch die Stadt. Ich denke nicht weiter darüber nach.
    Noch nicht.
    Auf der Höhe von Grisslinge sehe ich Blaulicht. Jetzt ist es offensichtlich, dass der Wagen hinter mir ein Streifenwagen ist und dass er etwas von mir will, also fahre ich an die Seite, halte an und kurbele die Scheibe herunter. Ein Mann nähert sich von hinten, und vor der Kulisse eines blauen Blinklichts steht plötzlich ein junger, dunkler Polizist neben mir.
    »Guten Abend, ich würde gern Ihren Führerschein sehen.«
    Ich suche nach meiner Tasche, und mir wird klar, dass ich ihn nicht dabeihabe. Ich kann selbst erkennen, wie fahrig und unkontrolliert meine Bewegungen sind, deshalb lege ich beide Hände aufs Lenkrad, umklammere es fest, hole tief Luft und sehe wieder zu dem Polizisten hoch, der jetzt eine Falte zwischen den Augenbrauen hat.
    »Äh, es tut mir schrecklich leid, aber ich bin auf dem Weg zu einer Freundin, die in der Notaufnahme liegt, und … ich glaube, ich habe… äh… ich habe meine Sachen nicht dabei.«
    Ich höre selbst, wie hohl meine Entschuldigung klingt, aber der Gesichtsausdruck des Polizisten ist unergründlich. Wenn er verwundert oder verärgert ist, zeigt er jedenfalls mit keiner Miene, was er denkt.
    »Okay, wir möchten außerdem gern, dass Sie einmal pusten. Haben Sie das schon mal gemacht?«
    »Ja… natürlich.«

    Der übertrieben ernste Gesichtsausdruck dieses jungen Polizisten hat etwas an sich. Ich kann nichts dafür, plötzlich empfinde ich die ganze Situation als so absurd, dass ich lachen muss.
    Ich begegne dem Blick des Polizisten und hoffe, dass mein Lachen auch ihn dazu bringt, das Komische an dieser Situation zu erkennen, aber er schaut nur angestrengt auf seinen Streifenwagen. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund provoziert mich das und lässt mich noch lauter lachen. Ich versuche wirklich, es zu unterdrücken, aber bevor ich mich besinne, klappe ich in einem unkontrollierbaren

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