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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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greife nach Ainas Armen, vielleicht ein wenig zu grob, denn sie weicht zurück, schiebt mich zurück, freundlich, aber bestimmt.
    »Ja, die Polizei hat es mir erzählt. Aber… ich habe keinen Unfall gehabt. Ich war beim Yoga. Ich … verstehe … wirklich nicht, was passiert ist.«
    »Aber sie haben mich doch angerufen …« Meine Stimme bricht.
    »Wer hat angerufen? Siri. Wer?? «
    Da begreife ich. Vorsichtig versuche ich das zu formulieren, was ich zu wissen glaube.
    »Aina, da gibt es jemanden, der mich hierher gelockt hat. Jemand ist mir gefolgt. Jemand …«
    Ich weiß nicht, welche Reaktion ich von Aina erwartet habe, aber jetzt kneift sie ihre Augen zusammen. Ganz fest. Als wollte sie auf Distanz gehen. Sie weicht ein paar Schritte zurück und verschränkt die Arme über der Brust, markiert so ihren Abstand.
    » Siri, verdammt, reiß dich zusammen! Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn du der Polizei eins vom Pferd erzählst. Aber… zieh mich nicht in deine Alkohollügen hinein.«
    Sie zieht die Tür fest hinter sich zu und geht.
    Lässt mich allein mit der Schande.

    Während ich resigniert in der kalten Zelle stehe, wird mir klar, wie es abgelaufen sein muss: Jemand ist vor meinem Haus gestanden und hat mich beobachtet. Jemand ist schon lange dort gewesen, hat auf den Felsen gesessen, durch meine Fenster geschaut, hat beobachtet, wie ich in der Bucht schwimmen gehe.
    Er hat gesehen, wie ich im Wald nach Ziggy gesucht habe, hat meine Verletzlichkeit registriert. Meinen betrunkenen Zustand. Dieser Jemand ruft mich dann an, um mich in die Stadt zu locken. Er weiß, dass ich mein Auto nehmen werde. Gibt der Polizei einen Tipp. Und das Wichtigste von allem: Er muss auch derjenige gewesen sein, der mir das Foto geschickt und den Strom abgeschaltet hat. Jetzt bin ich überzeugt davon, dass es sich nicht um vereinzelte, unschuldige Taten handelt.
    Jemand da draußen in der Dunkelheit will mir Böses.

     
    Es ist ein schwüler, verstaubter Spätsommernachmittag, als ich die Treppen von der Praxis hinunterlaufe, um wie üblich beim Systembolaget in den Söderhallen vorbeizuschauen. Das ist eine Art Ritual geworden – Freitag bedeutet Weinkauf. Ich kaufe nie mehr als einen Karton. Manchmal kommen noch ein paar Flaschen von gutem Wein dazu, für den Fall, dass ich mich in der folgenden Woche belohnen möchte. Die Flaschen sind nämlich eine Belohnung. Was der Karton ist, das weiß ich nicht so genau. Ihn als einen Trost zu bezeichnen, wäre wohl zu viel gesagt, eher fungiert er als eine Art Kitt, er ist der Mörtel, der die Tage aneinanderfügt, ganz gleich, wie scharf und sperrig sie auch sind. Alles wird sozusagen geglättet, fließt zusammen. Nichts ragt heraus. Das Leben selbst wird glatt, eben, es wird leichter, in ihm zu navigieren.
    An den Besuch der Ausnüchterungszelle der Polizei von Värmdö möchte ich lieber nicht denken. Jetzt nicht. Stattdessen denke ich an verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol, was heißt, dass man sich schon mal ein Glas Wein zum Essen an einem Samstagabend gönnen kann. Daran ist nichts auszusetzen. Ein absolut erwachsenes Verhalten, das ich mir anzueignen gedenke. Bald. Vielleicht am Wochenende.
    Das Alkoholgeschäft ist voller Menschen, die für das Wochenende vorsorgen. Junge Typen, die ganze Sackkarren mit Bierkisten aus dem Laden manövrieren. Alte Damen, die unendlich vorsichtig Rositan- oder Marinellan-Likör in ihren
Einkaufswagen packen. Entschlossene Männer mittleren Alters, die den Laden mit schweren Tüten voll mit Amarone oder Bordeaux verlassen.
    Ich finde einen Karton mit billigem französischem Wein. Vermutlich sauer und oxidiert, bevor ich ihn nur öffne, aber zu diesem Preis dennoch ein echtes Schnäppchen.
    Dann erstarre ich. Zwar ist es eng im Laden, aber die Hand, die ich auf meinem rechten Schenkel spüre, ist kaum aus Versehen dort gelandet. Da ich die Hände voll mit Wein habe und mein Weg nach vorn von einem älteren Paar blockiert wird, drehe ich mich um, um die Person zu sehen, die meint, mich so gut zu kennen, dass sie ihre Hand auf meine Haut legen kann.
    Zottiges rotes Haar.
    Ein Bart, der mich an Bilder von meinem Vater in den Siebzigern denken lässt.
    Verwaschenes T-Shirt und Gitarre über der Schulter. Er steht so nah bei mir, dass ich seinen Körpergeruch einatme: sonnenwarme Haut und Schweiß.
    Es ist Robert. Ainas Robert. Obwohl, nicht mehr – soweit ich weiß, ist es vorbei.
    Ich bin so überrumpelt, dass mir die spitzen

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