Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
Vom Netzwerk:
Angst?
    »Was ist passiert, Charlotte?«
    »Siri, es tut mir schrecklich leid, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, deshalb sage ich lieber gleich, wie es ist: Als ich nach Hause gekommen bin, da habe ich einen Brief bekommen. Ich meine, ich habe einen Brief gelesen, der zugestellt wurde, während ich weg war«, korrigiert sie sich, wie immer bemüht, auch die Details korrekt darzustellen.
    »Ja?«, erwidere ich fragend.
    »Er handelt von Ihnen. Ich meine, der Brief handelt von Ihnen. Es steht da drinnen, dass ich mich vor Ihnen in Acht nehmen soll, dass Ihre Patienten Selbstmord begehen und dass Sie… hmm«, Charlotte räuspert sich, »… dass Sie als Therapeutin ungeeignet sind.«
    Ihre Stimme klingt verzweifelt, kurz vorm Weinen.
    »Ist das wahr?«
    Ihre Stimme fällt ins Falsett.
    »Was soll wahr sein, Charlotte?«
    »Ist es wahr, dass eine Ihrer Patientinnen sich in Ihrem Garten das Leben genommen hat? Es steht da, dass Sie sie dazu gezwungen haben. Ist das …wahr?«
    »Charlotte, können Sie den Brief holen und ihn mir vorlesen?«
    Ich höre sie am anderen Ende der Leitung schluchzen und bringe all meine Autorität als Charlottes Therapeutin ein.
    »Lesen Sie mir den Brief vor«, sage ich, schärfer als geplant.
    »Ich halte ihn in der Hand.«
    »Dann lesen Sie!«
    »Okay. Äh. ›Ich schreibe Ihnen aus dem Grunde, weil mir zur Kenntnis gelangt ist, dass Sie eine Patientin von Siri Bergman sind. Sie wissen nicht, wer ich bin, aber dennoch finde ich,
es ist meine Pflicht, Sie vor Siri zu warnen. Sie ist nicht nur inkompetent und egozentrisch, sie stellt außerdem eine Gefahr für ihre Patienten dar. Mehrere Patienten von ihr haben sich auf ihre direkte Aufforderung hin das Leben genommen. Sara Matteus wurde nur fünfundzwanzig Jahre alt. Vor nicht einmal einem Monat hat sie sich auf Siri Bergmans Grundstück ertränkt. Um Ihrer selbst willen hoffe ich, dass Sie einen neuen Therapeuten finden werden, dem Sie vertrauen können und der Verständnis und Interesse für Ihre Probleme hat. Ein Freund.‹«
    Schweigen.
    »Ist das wahr?«
    »Ist was wahr?«
    »Dass Ihre Patienten sich das Leben nehmen.«
    Ihre Stimme klingt plötzlich dünn und spröde.
    »Charlotte, hören Sie mir jetzt ganz genau zu. Zum einen dürfen Sie den Brief auf keinen Fall wegwerfen, verstanden?«
    »Verstanden«, flüstert sie.
    »Es gibt da eine sehr kranke Person, die mich verfolgt und versucht, mein Leben und meine Karriere zu zerstören.«
    »Dann ist es also nicht wahr.« Sie klingt erleichtert.
    »Doch, eine meiner Patientinnen ist gestorben.«
    »Auf Ihrem Grundstück?«
    Ich zögere mit der Antwort. Wie bin ich nur in diese Situation geraten? Warum sitze ich hier und verteidige eine Tat, die ich gar nicht begangen habe?
    Ich seufze.
    »Sie ist auf meinem Grundstück gestorben, ja. Aber ich habe absolut nichts mit ihrem Tod zu tun. Sie hat sich nicht das Leben genommen, sie ist ermordet worden.«
    »Ermordet?«
    Charlotte klingt, als hätte sie etwas im Hals. Ihre Stimme ist nur mehr ein Zischen.

    »Ermordet! Auf Ihrem Grundstück!«
    Ich kann hören, wie sie nach Luft schnappt.
    »Charlotte«, versuche ich es, aber sie keucht weiter am anderen Ende der Leitung.
    »Derjenige, der den Brief geschrieben hat, der hat sie ermordet? Wollen Sie das damit sagen? Auf Ihrem Grundstück? Hat eine von Ihren Patienten ermordet …«
    »So könnte es gewesen sein, ja.«
    »Und jetzt hat er meine Adresse? Ein Verrückter?«
    Ein Verrückter, ein Wort, das ich selten in den Mund nehme. In meiner Welt ist man nicht verrückt. Man kann psychotisch oder depressiv sein oder manisch, aber nicht verrückt.
    »Ja«, antworte ich, »ein Verrückter. Charlotte, ich möchte, dass Sie morgen in meine Praxis kommen, damit wir das hier gemeinsam durchgehen. Sie haben doch wie immer montags Ihren Termin, oder?«
    »Ich weiß nicht«, erwidert sie zögernd.
    »Versprechen Sie mir, dass Sie kommen?«
    »Das kann ich nicht, es tut mir leid. Ich weiß nicht, ob ich mich traue zu kommen. Vielleicht sollten wir … eine Pause machen.« Sie klingt plötzlich sehr ernst und hat ihre professionelle, feste Stimme wieder.
    Ich antworte nicht, aber ich verstehe. Sie hat Angst, und das kann ich ihr nicht vorwerfen.
     
    Meine Hand tastet über das kleine Regal über dem Sofa. Ich kann Wollmäuse fühlen und etwas anderes, von dem ich annehme, es sind tote Insekten. Ganz hinten links finde ich das, was ich suche, eine Karte, etwas ist auf die Rückseite geschrieben. Meine

Weitere Kostenlose Bücher