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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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habt über das, was nach dem Mord geschehen ist, glaube ich, dass das Verbrechen nicht gegen Sara gerichtet war, sondern gegen dich, Siri …«
    Vijay sieht mich forschend an.
    »Nein«, sage ich und antworte damit auf eine Frage, die er gar nicht gestellt hat. »Es gibt niemanden, der mir auf diese Art und Weise schaden wollte.«
    »Das glaubst du, ja«, erklärt Vijay freundlich und schiebt sich einen Keks in den Mund.
    »Wenn ihr herausbekommen habt, wer der Täter ist, denke ich, werdet ihr feststellen, dass das Motiv ein persönliches sein wird, ein sehr persönliches. Es ist jemand, den du verletzt hast oder dem du auf die Zehen getreten bist. Jemand, der das Gefühl hat, dass du ihn ungerecht behandelt hast. Eine empfundene Ungerechtigkeit.«
    »Wie meinst du das?«, frage ich unsicher.
    »Ich meine, auch wenn dir keiner einfallen will, der dich so sehr hassen könnte, dass er dich umbringen will, so wirst du sein Motiv verstehen, sobald du das ganze Bild klar vor Augen hast. Vergiss nicht, diese empfundene Ungerechtigkeit, die als Grund dahinterstehen kann, ist ja gerade eine empfundene Ungerechtigkeit. Eine normale, gesunde Person würde vielleicht gar nicht der Meinung sein, dass du etwas falsch gemacht hast. Oder zumindest nicht bereit sein, deshalb jemanden
zu töten. Es kann jemand sein, den du sexuell abgewiesen hast, oder jemand, der sich auf andere Art und Weise von dir gekränkt fühlt. Vielleicht ein Patient, der meint, du wärst inkompetent? Jemand, der schnell gekränkt ist.«
    »Wie kannst du dir so sicher sein, dass es persönlich gemeint ist?«, möchte ich wissen.
    »Wie ich anfangs schon gesagt habe: Hundert Prozent sicher kann man in diesem Job nie sein. Aber vieles deutet darauf hin, dass das Verbrechen gegen dich gerichtet ist. Beispielsweise die Tatsache, dass die Leiche auf deinem Grundstück gefunden wurde, beim Anleger, wo du jeden Tag schwimmst. Nicht wahr?«
    Ich nicke stumm.
    »Außerdem ist doch dieser so genannte Abschiedsbrief nichts anderes als ein langer Zeigefinger, mit dem Ziel, genau auf dich zu zielen. Und dann der Brief an, wie hieß sie noch? Die Patientin mit Anorexie, Verzeihung, ich meinte, Bulimie.«
    Ich mustere Vijay schweigend. Er weiß nicht alles. Ich habe ihm nicht erzählt, dass ich meinen Führerschein losgeworden bin. Das erschien mir einfach zu peinlich.
    »Ich möchte eines wissen«, frage ich dann, »wenn der Hass dieser Person ausreicht, um zu töten, warum geht sie dann nicht direkt gegen mich vor? Und tötet mich?«
    »Oh, das ist eine interessante Frage«, antwortet Vijay mit einem breiten Lächeln.
    Er legt die Zeigefinger gegeneinander und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Ich glaube, er will dich leiden sehen. Wie er seiner Meinung nach gelitten hat. Er will dich lächerlich gemacht sehen, aller Anerkennung beraubt, deiner Position enthoben. Wenn er dich direkt umgebracht hätte, dann hätte er das ja nicht erreicht, nicht wahr?«

    »Und jetzt?« Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern.
    »Ja, das Risiko ist ziemlich groß, dass die Sache eskalieren wird. Er hat ja mit dem Mord an Sara nicht das erreicht, was er wollte. Wenn ich du wäre, Siri, dann wäre ich sehr vorsichtig, sehr, sehr vorsichtig.«
    Ich sitze verstummt da, nicht in der Lage, etwas zu sagen, während sich im Raum Schweigen ausbreitet. Durch das kleine Fenster kann ich Studenten sehen oder Mitglieder des Lehrkörpers – das ist heutzutage schwer zu unterscheiden -, an die Wand gelehnt und rauchend. Einer mit Pudelmütze kommt auf die kleine Gruppe zu. Auf seinem Shirt steht: »Instant asshole – just add alcohol«. Studenten, entscheide ich.
    »Kenne ich ihn?«
    »Das ist möglich. Ich bin mir ganz sicher, dass du auf jeden Fall in irgendeiner Form eine persönliche Beziehung oder Verbindung zu ihm hast.«
    »Und woher weißt du das?«
    »Der Brief enthält Informationen, die nicht jeder über dich hat. Außerdem ist das Verbrechen per se ja sehr persönlich. Du bist es, auf die er aus ist.«
    »Könnte es ein Kollege von mir sein?«
    Vijay zuckt mit den Schultern.
    »Ich gehe davon aus, dass das möglich ist.«
    Er muss uns ansehen, wie mutlos wir uns fühlen, deshalb sagt er:
    »Gebt die Hoffnung nicht auf. Versuche nachzudenken, Siri, wer könnte es sein, der dir das antut? Setzt die Puzzleteile zusammen: Wer hatte die Möglichkeit, das Verbrechen zu begehen und gleichzeitig Zugang zu der Information, die dafür notwendig war? Dann habt ihr euren Täter.«
    »Vijay, was

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