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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Himmelsrichtungen wandern und sah schließlich nach oben, als könne er von dem blauschwarzen Himmel eine Antwort erwarten.
    Mit wem konnte er jetzt sprechen? Zu wem konnte er gehen? Ein Regentropfen traf ihn direkt auf seine Pupille. Er musste heftig blinzeln, wie früher als kleiner Junge, wenn ihm in der Badewanne das Haarshampoo ins Gesicht gelaufen war. Viktor rieb sich beide Augen, und als er damit fertig war, kam es ihm so vor, als könne er seine Umgebung jetzt schärfer wahrnehmen. Seine Sicht hatte sich geklärt. So als ob die Augenärztin beim Sehtest endlich die richtige Linse gewählt hatte und er jetzt auf einmal die Buchstaben am anderen Ende der Wand erkannte. Vielleicht war es aber auch nur purer Zufall, dass er auf einmal wusste, wohin er als Nächstes zu gehen hatte.

46. Kapitel
    W ie erwartet, brannte noch Licht in dem kleinen Haus des Bürgermeisters. Viktor rannte schnell die Stufen zur Veranda hinauf und drückte die Klingel an der Haustür von Halberstaedt.
    Irgendwo bellte ein Hund, wahrscheinlich der von Michael, und eine Gartentür schlug in der Nähe auf und zu. Vielleicht stammte das Geräusch auch von einem schlecht befestigten Fensterladen. Jedenfalls konnte Viktor nicht hören, ob die Klingel tatsächlich geläutet hatte. Er wartete noch eine weitere Minute, falls Halberstaedt bereits auf das erste Läuten reagiert haben sollte und gerade auf dem Weg zur Tür war.
    Doch auch nach dem zweiten Klingeln ließ sich niemand blicken, also versuchte Viktor es mit Gewalt. Er betätigte den faustgroßen Türklopfer und rammte ihn mehrmals an die Zedernholztür. Halberstaedt wohnte allein. Seine Frau hatte ihn vor zwei Jahren wegen eines reichen Internet-Fuzzis aus München verlassen.
    Erneut keine Reaktion.
    Vielleicht hört er mich nicht bei dem Krach, den dieses Sauwetter macht, dachte sich Viktor und ging um das Haus herum. Es war eigentlich sehr schön gelegen, direkt neben dem »Ankerhof« mit Blick auf den Jachthafen. Aber es hatte keinen eigenen Zugang zum Meer und keine eigene Anlegestelle. Man musste erst über die schmale Küstenstraße, wenn man ans Wasser wollte. Das war an und für sich auf einer so kleinen Insel kein Problem. Aber Viktor war der Meinung, wenn man schon am Wasser wohnte, dann aber richtig. Sonst könnte man sich ja auch auf dem Festland ein schönes Ferienhaus nehmen und mit dem Auto zum nächstgelegenen See fahren.

    Die Böen kamen vom Meer, und als Viktor hinter dem Haus stand, genoss er für einen kurzen Moment den Schutz, den ihm die Vorderfront gewährte.
    Den ganzen Weg entlang der Küste hatte es außer wenigen kümmerlichen, dürren und durch den Wind schräg gewachsenen Kiefern nichts gegeben, was sich dem Sturm entgegenstellen konnte, so dass ihn dessen ganze Wucht unaufhörlich von vorne traf. Jetzt, wo zum ersten Mal die Regenschauer etwas nachgelassen hatten, konnte er endlich wieder durchatmen. Nach einer kurzen Pause machte er sich auf die Suche nach einem Lebenszeichen des Hauseigentümers.
    Der Blick durch das große Hinterfenster gab die Sicht frei auf Halberstaedts Arbeitszimmer. Offenbar war er gerade in der oberen Etage. Sein Schreibtisch war übersät mit handgeschriebenen Papieren, und auf einem kleinen Hocker stand ein aufgeklapptes Notebook, aber von seinem Besitzer war nichts zu sehen. Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt, und außer einer grell leuchtenden Schreibtischlampe deutete sonst nichts darauf hin, dass Halberstaedt hier vor kurzem gearbeitet hatte.
    Ich wusste gar nicht, dass Patrick ein Arbeitszimmer braucht, geschweige denn einen Computer, wunderte sich Viktor und sah sich um.
    Aus der oberen Etage drang kein Lichtstrahl nach draußen, was nichts bedeuten musste, wenn Halberstaedt sich tatsächlich hingelegt oder die Vorhänge zugezogen hatte.
    Viktor musste sich eingestehen, dass er mit seinem Latein am Ende war. Bisher hatte er bei seinem Ausflug durch den dichten Regen nichts gewonnen. Das war auch kein Wunder, da er sich gar nicht im Klaren war, wo genau er suchen sollte, geschweige denn, was er tun würde, wenn er Anna oder Halberstaedt gefunden hätte.
    Suchen Sie mich nicht. Ich werde SIE finden.
    Viktor wollte noch ein letztes Mal sein Glück mit dem Türklopfer versuchen, als ihm der Schuppen an der Rückseite des ungepflegten Gartens auffiel.
    Unter normalen Umständen hätte der schwache Lichtschein, der unter der Wellblechtür nach draußen in die Dunkelheit drang, gar nicht seine Aufmerksamkeit erregt. Aber

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