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Die Tibeterin

Die Tibeterin

Titel: Die Tibeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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öffnete die Beine, so weit es in dem engen Schlafsack ging. Er zog mein Gesäß mit beiden Händen leicht auseinander, drang in mich ein. Er paßte sich den Bewegungen meines Körpers an, stieß langsam und beherrscht zu. Er wußte, worauf es ankam. Wieviele Frauen hast du gehabt, Atan? Das war eine Frage, die ich dir nie stellen werde. Niemals. Ich nahm sein Pochen in mir auf, das Heben und Senken seiner harten Flanken erregte mich bis zum Wahnsinn. Jeder Stoß verfeinerte mein Empfinden. Ich spürte seine Kraft in mir; sie wuchs und spannte sich mit jedem Stoß, wie ein steigender Pulsschlag. Sein Leben war in mir gefangen, sein Geist würde es niemals sein. Ich besaß ihn nicht, würde ihn niemals besitzen. Mir schenkte er seine Kraft, seine verwirrende Sinnlichkeit. Seine Liebe aber galt Chodonla. Das war eine Sache, mit der ich mich abzufinden hatte. Vielleicht suchte er sie in mir, in meinem Körper, und erkannte sie wieder. Meine Hand, die ihn im Spiel mit seinen Lenden erregte, war Chodonlas Hand, mein weit gewordener Leib Chodonlas Leib; ihre Lust kreiste in mir, mit jedem federnden Schlag seiner Hüften. Vor seiner Netzhaut flimmerte ihr Bild, er vertauschte mein Gesicht mit ihrem Gesicht, rief stumm ihren Namen. Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein.
    Was spielte das für eine Rolle? Das Verlangen, von dem ich besessen war, konnte sich nur durch sie, durch Chodonla erfüllen. Es überwältigte mich, aber darin lag kein Widerspruch. Ich sprach mit meinem Körper zu ihm, sein Körper antwortete in der gleichen Sprache; ich wußte, ohne daß er es sagte, daß er mich mit Leib und Seele begehrte. Es war kein Kompromiß, und es verblieb kein Schmerz. Chodonlas müdes Lächeln schwebte über unserer Umarmung, bis unser Atem gleichmäßig ging und die Wärme der Erschöpfung unsere Körper lockerte. Atan richtete sich auf, zog den Wolfspelz dicht über uns, das weiche Fell kitzelte meine Nase. Wir lachten leise in der Dunkelheit. Ich umfaßte seine nackten Hüften, preßte sie an meinen Bauch. Er antwortete mit sanften, aufreizendem Druck.
    »So?«
    »So, ja. Beweg dich nicht.«
    Der Mond leuchtete hinter den Bergzacken, und zwischen den Sternen wanderte ein Satellit. Der Wind flüchtete dunkel über die Gipfel hinweg, fiel in den Schluchten nieder. Wir jedoch schliefen, jeder geborgen in den Armen des anderen, mit Eisdiamanten im Haar.
    405
    Am Morgen war der Himmel grün und klar; aber Atan zeigte mir dunkle Wolken, die von Norden und Süden heranzogen. In Nepal schneit es, sagte er. Bald ritten wir an einem zugefrorenen Flußlauf vorbei, der kaum noch ein Murmeln hören ließ. In der Sonne war es erträglich, doch im Windschatten fraß sich die Kälte schmerzhaft in die Lungen. Ich schlug meinen Kragen hoch, zog Handschuhe an, setzte die Schneebrille auf. Violett schimmernde, zerzauste Dohlen schwärmten im Wind herbei, wirbelten hoch empor in die Luft, segelten über die Hänge. Dann und wann kam ein Dorf in Sicht. Die zumeist weißgekalkten Häuser waren in die Felsen gehauen. Die silbrigen Birken hatten den größten Teil ihrer gelben Blätter abgeworfen, die Gersten- und Buchweizenfelder schimmerten braun.
    Ein Zug dunkler, zottiger Yaks kam uns entgegen. Der Wind trug ihre Grunzlaute, das Bimmeln ihrer Messingglöckchen zu uns.
    Neben den Tieren liefen zwei Männer in Tschuba und abgenutzten Filzstiefeln. Eine Frau trug einen Klumpen Käse in einem Korb, in weiche Birkenrinde gewickelt. Sie hatte ein zerfurchtes Gesicht und taillenlange, graumelierte Zöpfe. Zu ihrem schwarzen tibetischen Kleid und der buntgestreiften Wollschürze trug sie eine Windjacke.
    Alle drei lächelten, hoben grüßend die zusammengelegten Hände.
    Die Frau schenkte uns ein kleines Stück Käse, und wir kauften ihr dazu noch etwas ab. Wir rasteten auf einer Bergwiese, aßen den Käse mit ein paar Zwiebeln. Er schmeckte würzig und herb. Am Nachmittag ritten wir einem brausenden Gebirgsbach entlang und kamen bald zu einer größeren Ortschaft, die sich um ein Kloster scharte. Atan sagte, daß der Abt Tukten Namgang ein Freund sei und uns Unterkunft geben würde.
    »Er ist einer der unsrigen«, fügte er hinzu.
    Das Sumpa Khanpo-Kloster erhob sich am Berghang, hinter Tannen und Birken. Vor den Wänden lagen aufgeschichtete Stapel von Reisigholz, die bis weit über das Dach reichten. Der Weg folgte den Windungen des Flußlaufes. Gießbäche schäumten; ein kleiner Regenbogen hing im Sprühregen. Wir ritten über eine Brücke,

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