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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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völlig neben der Spur. Nichts erinnerte mehr an das junge unbeschwerte Mädchen, das sie einmal gewesen war. Die Johannsons hatten das nicht wahrhaben wollen. Hatten ihre Bemühungen um Amelie sogar noch intensiviert, wollten um jeden Preis die Ursache ihrer Erkrankung herausfinden, um sie bekämpfen zu können und hatten die Söhne dabei wohl aus den Augen verloren. Das wurde dem Pastor nun klar.
    »Und meine Herrschaften?«, sagte er leise. »Was habt Ihr zu Eurer Entschuldigung vorzubringen?« Er kam keine Antwort, nur ein betretenes Schweigen machte sich in dem kleinen Büro breit. Müde drehte der Egidius sich um und sah seine Jungs traurig an. »Ihr könntet wenigstens Manns genug sein und zu Euren Taten stehen. Eure Mutter und ich können das nicht gutheißen, was Ihr getan habt, aber wir versuchen, Euch zu verstehen. Nur müsst Ihr anfangen, mit uns zu reden. Vor allem solltet Ihr uns sagen, woher ihr die Drogen habt. Bitte, wir müssen das wissen! Ich verspreche Euch, dass wir eine Lösung finden. Natürlich weiß ich, dass es im Moment nicht leicht ist für Euch und Eure beiden kleinen Brüder. Weil sich vieles, nein alles um Amelie dreht. Aber versteht doch! Eure Schwester ist krank, schwer krank, und sie hat nur uns. Wir alle zusammen, wir müssen als Familie zusammenhalten, nur so können wir diese Krise meistern. Also bitte sprecht endlich mit uns!«
    Die Zwillinge hatten dem Vater aufmerksam zugehört, waren deutlich blasser geworden und senkten nun betroffen den Blick zu Boden. Aber das war`s. Kein Mucks kam über ihre Lippen. Die Stille war der quälende Beweis für die Ausweglosigkeit, in der sich die Familie Johannson derzeit befand. Da waren so viele Fragen, aber es gab keine Antworten, so viele Probleme, aber nicht die Idee einer Lösung. Sackgassen, überall nur Sackgassen. Mehr als man ertragen konnte. Der Pastor suchte verzweifelt nach Worten. Nach etwas, was er seinen Jungen sagen könnte, womit er ihnen helfen könnte und damit auch sich selbst. Wo war es nur geblieben, sein begnadetes Talent, auf Menschen eingehen und in ihr Innerstes blicken zu können? Warum war es nicht mehr da, in der wohl schwierigsten Phase seines Lebens? Warum nur, warum hatte ihn in der Stunde der Not sein größter Trost verlassen? Warum hatte Gott ihn verlassen? Ihn und seine Familie! Warum schickte er sie durch die Hölle? Egidius Johannson hatte keine Ahnung. Und er hatte auch keine Kraft mehr, sich dem allen zu stellen. Stumm drehte er sich wieder um und blickte hinaus auf die Dünen, und nichts war in dem Büro des Rektors zu hören, außer dem leisen Gescharre der nervösen Füße von Jonas und Samuel. Bis auf einmal Magda Johannson anfing zu lachen. Laut und hysterisch. Wie von Sinnen. Erschrocken sahen ihre Söhne sich an, ebenso ihr Ehemann, der schlagartig aus seiner Lethargie erwachte und sich sofort neben seine Frau setzte und nach ihrer Hand griff. Sanft sprach er auf sie ein, aber Magda konnte sich einfach nicht beruhigen. Der unendliche Kummer des letzten Vierteljahrs brach sich Bahn in einem teuflischen Gelächter, das ihren Angehörigen durch Mark und Bein ging.
    »Liebes, was ist los? Hör bitte auf damit!«, forderte der Pastor sie eindringlich auf.
    »Nein, kann… ich …nicht«, erwiderte Magda stockend und lachte weiter, mit einem animalischen Blick in ihren Augen. Erneut ein schlimmer Moment für Egidius Johannson, aber auch einer, der eine überraschende und befreiende Erkenntnis brachte. So konnte und durfte es nicht weitergehen!
    »Schluss jetzt!«, schnauzte er seine Ehefrau barsch an, die zusammenzuckte, doch dann tatsächlich verstummte. Der Pastor erhob sich von seinem Stuhl und sah seine Lieben mit einer Unbeugsamkeit an, die sie ewig nicht mehr an ihm bemerkt hatten.
    »Ich sage Euch nun, was wir tun werden, denn ich bin nicht länger gewillt dabei zuzusehen, wie unsere Familie, wie wir alle kaputtgehen. Der Schlüssel ist Amelies Genesung. Eure Mutter und ich haben dafür getan, was wir konnten, doch wir sind an einem Punkt, wo wir uns eingestehen müssen, dass wir ihr nicht helfen können. Jedenfalls nicht so, wir es nötig wäre. Darum werden wir sie jetzt für eine Therapie stationär aufnehmen lassen in der Hoffnung, dass dort etwas für sie getan werden kann. Das ist ein extrem schmerzvoller Schritt für uns, das weiß ich, aber auch einer, zu dem es keine Alternative mehr gibt. Ich werde mich gleich heute Nachmittag um einen Platz für Amelie bemühen.«
    »Papa, bitte…,

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