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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Einkaufstüten, die Marc aus dem Supermarkt mitgebracht hatte und die noch immer im Wohnzimmer auf dem Boden standen, und hastete nach oben.
    Keuchend stand ich am Fenster und blickte hinab.
    Endlich komme ich hier raus, dachte ich.
    War es wirklich erst gestern Morgen gewesen, als Marc zu mir mit vor Aufregung und Freude funkelnden Augen gesagt hatte, dass das Haus zwar von außen echt heruntergekommen aussähe, aber drinnen richtig gemütlich sei? Es schien mir so, als ob seitdem viele, viele Tage vergangen waren.
    Mein Rucksack segelte zuerst hinaus und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Schotterboden. Dann kletterte ich aufs Fensterbrett, ergriff mit beiden Händen die Eisenkette, zog zum Test ein paarmal daran, stieß mich vom Fensterbrett ab und glitt langsam an der Kette hinunter. Das letzte Stück musste ich springen, aber es war zum Glück nicht sehr hoch, sodass ich sicher auf beiden Beinen aufkam.
    Eine Woge der Erleichterung erfasste mich. Jetzt musste ich nur noch herausfinden, in welche Richtung ich laufen sollte. Inzwischen war es ziemlich dunkel geworden und ich konnte kaum noch etwas sehen.
    Am besten ist es wohl, wenn ich den Feldweg bis zur nächsten befestigten Straße entlanglaufe, überlegte ich, dann werde ich weitersehen.
    Ich wollte meinen Rucksack vom Boden nehmen und hörte im gleichen Moment ein Geräusch. Erschrocken fuhr ich herum und starrte zum Waldrand.
    Das war nichts, versuchte ich mich zu beruhigen. Ein Rascheln im Unterholz, der Wind, der durch die Bäume rauscht, irgendein Tier auf der Suche nach Nahrung. Deine Nerven liegen blank, da bildet man sich leicht mal etwas ein.
    Doch im Grunde wusste ich, dass ich mir dieses Geräusch nicht eingebildet hatte und dass es sich weder nach Windrauschen noch dem Rufen eines Tieres angehört hatte. Es waren Schritte gewesen. Schwere Schritte und eine Art Schleifen, so als ob jemand irgendetwas hinter sich herzog.
    Ich schlich vorwärts. Den Rucksack wie einen Abwehrschild vor die Brust gepresst.
    Wieder war das Geräusch zu hören. Ich hatte mich also nicht getäuscht, aber es kam von der Vorderseite des Hauses, nicht aus dem Wald. Jemand machte sich an der Haustür zu schaffen.
    War das Marc?, überlegte ich. Aber dann hätte ich doch das Auto hören müssen!
    Mein Herz setzte für ein paar Schläge aus. Meine Knie fühlten sich an wie Gummi. Dennoch wagte ich mich weiter vorwärts, lugte ganz vorsichtig um die Hausecke und traute mich dabei kaum zu atmen.
    Ein Schatten löste sich vom Eingang. Ich zuckte erschrocken zusammen, konnte es nicht verhindern, dass mir dabei ein spitzer Aufschrei entwich. Die Gestalt fuhr herum. Ich erkannte eine dunkle Jacke und eine Baseballkappe, deren Schirm tief in die Stirn gezogen war.
    Das ist nicht Marc, war mir schlagartig klar.
    Der Typ kam auf mich zu. Streckte seine Hände nach mir aus. Ich war wie gelähmt, keuchte vor Angst und konnte mich nicht von der Stelle rühren. Aber wohin sollte ich auch fliehen?
    Der Wald!, schoss es mir mit einem Mal durch den Kopf. So unheimlich ich den Gedanken fand, durch sein tiefschwarzes Gestrüpp zu irren, anders konnte ich dem Kerl nicht entkommen.
    Ich hatte mich kaum umgewandt, da knurrte eine dunkle Stimme: »Freeze, don’t move!«
    Panisch schleuderte ich dem Typen meinen Rucksack entgegen und sprintete los. Über den Schotterplatz, die Wiese, hinein in den Wald, immer weiter, immer schneller.
    »Stop running!«, schrie der Kerl. Schritte waren hinter mir zu hören und ich beschleunigte mein Tempo.
    Es war stockdunkel um mich herum, doch ich erkämpfte mir einen Weg durchs dichte Unterholz, stolperte über kleinere Findlinge, wich dichten Büschen aus. Zweige peitschten mir ins Gesicht. Ich spürte den Schmerz nicht, nur die Angst, die sich wie Stacheldraht um mich gelegt hatte.
    Mitten im Lauf tat sich plötzlich der Boden unter mir auf. Ich geriet ins Straucheln, ruderte mit den Armen, versuchte, mich an ein paar Zweigen festzuhalten, stürzte und rollte kopfüber eine Böschung hinab.
    Der Schmerz trat nicht sofort ein. Erst als ich mich wieder aufrappeln wollte, jagte er so unbarmherzig durch mein rechtes Bein, dass es mir fast den Verstand raubte. Ich tastete hektisch um mich. Anscheinend war ich in eine Kuhle gefallen.
    Ich sank wieder zu Boden, die Schritte meines Verfolgers dröhnten über mir. Er kam näher. Das Laub unter seinen Füßen raschelte, Zweige knackten. Ich hielt den Atem an. Presste mich mit aller Kraft an den Rand der

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