Die Tiere in meiner Arche
Feuchtigkeits-, Licht- und Temperaturschwankungen gesteuert und ein Tages- und Jahreszeitenrhythmus geschaffen werden kann. Wir hoffen, daß wir so im kleinen die natürlichen Bedingungen, an die jede einzelne Tierart angepaßt ist, nachahmen können. Säugetiere und Vögel können akklimatisiert werden; man kann tropische Tiere sehen, die sich ganz vergnügt im Schnee amüsieren; aber der Stoffwechsel des Reptils macht solche großen Sprünge nicht mit. Reptilien können gewisse, geringere Temperaturschwankungen ertragen, aber wenn man sie bei Gesundheit erhalten und mit Erfolg züchten will, dann muß man in ihrem Fall mehr auf das Klima achten als bei anderen Tieren.
Der ganze Komplex der Zooplanung ist faszinierend. Es ist eine Wissenschaft, die noch in den Kinderschuhen steckt, aber wir wissen schon aus Erfahrung, daß es keine unmögliche Aufgabe ist, Tiergehege zu bauen, die nicht nur den Wünschen des Publikums entsprechen, sondern auch denen des Tieres; doch es gibt nur wenige Zoos, wo man darauf achtet, und wenn im Vordergrund das Bemühen steht, dem Publikum etwas zu bieten, dann ist das Tier immer der Verlierer. Ich würde meinen, daß ein striktes Sparprogramm für Zoodirektoren und Architekten nicht von Übel ist. Ein Bau braucht nicht Tausende zu verschlingen, um Tier und Mensch das Beste zu bieten. Das haben wir ja immer wieder bewiesen. Sicher ist es angenehm, wenn man sich die kleinen Extras leisten kann, aber es ist erstaunlich, was man mit einer bescheidenen Summe Geldes und preiswerten Materialien auf die Beine stellen kann. Im Grunde sind es ja nur die Menschen, denen das wichtig ist, was ein Tiergehege teuer macht; die ästhetische Wirkung nämlich. Das Tier möchte nur einen Platz, wo es sich zu Hause fühlen kann, und wenn man ihm den bereitet, dann wird man reich belohnt.
Kapitel Drei
»Ihnen folgte eine Platte, auf der ein ungeheuer großer Keiler lag. Auf seinem Kopf saß schräg die Mütze eines befreiten Sklaven; von seinen Hauern hingen zwei Körbe herunter, die mit Palmenblättern ausgelegt waren, der eine mit syrischen Datteln gefüllt, der andere mit thebanischen Datteln. Kleine, aus Teig geformte und im Ofen gebackene Ferkel umdrängten das Tier, als drückten sie auf die Zitzen... Ein Sklave zog sein Jagdmesser und versetzte dem Keiler einen tiefen Stich in den Bauch, und plötzlich flogen aus der Öffnung in der Seite des Tieres Drosseln.«
PETRONIUS — Das Festmahl des Trimalchio
»Die Griechen nannten diesen Vogel Upupa, weil er sein Nest mit menschlichem Exkrement auslegt. Das schmutzige Tier nährt sich von stinkendem Kot. Er lebt in Gräbern davon... Wenn jemand sich vor dem Zubettgehen mit dem Blut dieses Vogels beschmiert, bekommt er Alpträume von Würgeteufeln.«
T H. WHITE — The Book of Beasts
»Eine Spinne ist ein Luftwurm, da sie sich mit Nahrung aus der Luft versorgt, die ein langer Faden zu ihrem kleinen Körper herunterzieht.«
T. H WHITE — The Book of Beasts
Die Ernährung
Der berühmte Feinschmecker Brillat-Savarin hat einmal gesagt, »Sage mir, was du ißt, und ich sage dir, wer du bist«. Diese simple Regel hat bei Tieren leider keine Gültigkeit. Und auch ihre Umkehrung - sage mir, wer du bist, und ich sage dir, was du ißt — kann man nicht anwenden. Wenn man nämlich weiß, was ein Tier ißt, kann man es allenfalls in eine ziemlich grob umrissene gastronomische Kategorie stecken, die auf die individuellen Vorlieben oder Abneigungen des Tiers keine Rücksicht nimmt und auch nicht auf unsere Unwissenheit darüber, welche Kost das Tier auf freier Wildbahn zu sich nimmt. So kann es geschehen, daß man plötzlich mit einem Tier dasteht, das in allen Lehrbüchern als >Pflanzenfresser< beschrieben wird, und nun einen mächtigen Appetit auf Fisch oder Fleisch an den Tag legt. Oder der >strikte Fleischfressen, den man sich eingefangen hat, schmatzt gierig mit den Lippen, wenn man ihm eine Weintraube vor die Nase hält.
Bis vor relativ kurzer Zeit noch wurde der Frage, welcher Art die Tierkost im Zoo sein soll, kaum Beachtung geschenkt. Es scheint in erster Linie daran zu liegen, daß die Wichtigkeit dieser Frage nicht erkannt wurde. Allgemeine Auffassung war, daß alles, was für den menschlichen Verzehr nicht geeignet ist, für das Tier genau das richtige sein muß, und in vielen Zoos handelt man auch heute noch nach dieser irrigen Meinung. Aber das Tier in freier Wildbahn, wenn es nicht gerade ein Aasfresser ist, bekommt alle seine
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