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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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niemals gesehen. Aber sie war Thorros Sekretärin, und sie saß in seiner Praxis. Wie, zum
Kuckuck, konnten Sie sie da übersehen, wenn Sie sich zu Ihrer psychiatrischen
Behandlung bei Thorro begaben ?«
    Die durchsichtige Haut, die
straff über seine Schädelknochen gespannt war, verfärbte sich in ein ungesundes
Grau, während er mich ausdruckslos anstarrte. »Nun, natürlich«, sagte er mit
halberstickter Stimme. »Natürlich habe ich das Mädchen gesehen. Aber ich habe
sie niemals kennengelernt. Sie war für mich nur die Sprechstundenhilfe .«
    »Wie steht es mit gestern abend ?« fragte ich forsch.
»Wo waren Sie gegen neun Uhr ?«
    »Zu Hause.«
    »Allein?«
    »Nein. Nicht ganz.« Die Pfeife
wogte auf und nieder. »Das Hausmädchen war da .«
    »Sie lügen, daß sich die Balken
biegen«, sagte ich boshaft. »Ich kann Ihnen verraten, wo sich Ihr Hausmädchen gestern abend um neun aufgehalten hat — in meiner Wohnung .«
    Baker lachte aufs neue , und Corben drehte sich mit
einem mörderischen Ausdruck im Gesicht zu ihm um. »Schenken Sie sich Ihr
Lachen, Hal«, sagte er gereizt. »Oder ich werde dem Lieutenant etwas erzählen,
was Ihnen das Grinsen aus dem Gesicht radieren wird .«
    »Wollen Sie mir drohen, Frank ?« sagte Baker mit offenem Spott. »Dazu haben Sie nicht die
richtige Schuhnummer, mein Junge — eine Ratte wie Sie !«
    »Drecksack !« kreischte Corben wild. »Jetzt reicht’s mir aber, Sie
eingebildeter Laffe !«
    Dann fuhr er wieder mit
wildzuckendem Gesicht auf mich los. »Warum erkundigen Sie sich nicht bei diesem
furchtlosen Löwenbändiger nach Bernice Kains ? Der
weiß wirklich über sie Bescheid. Jedesmal , wenn sie
von Thorro loskommen konnte — und das geschah
ziemlich oft — , verbrachte sie hier ihre Freizeit mit
ihm. Die beiden waren, wie man so schön sagt, >intim befreundet<
Lieutenant .«
    »Sie dreckiger Zuhälter !« fauchte Baker, sprang von der Couch auf, ergriff Corben an den Jackenaufschlägen und zog ihn hoch. »Sie
dreckiger lüsterner Schlüssellochgucker«, sagte er bösartig. »Es ist verdammt
hohe Zeit, daß Ihnen jemand beibringt, vor Ihrer eigenen Tür zu kehren .«
    »Lassen Sie mich los !« winselte Corben . »Wagen Sie es
nicht, Hand an mich zu legen! Lieutenant, ich appelliere an Sie! Sorgen Sie
dafür, daß er mich losläßt !«
    »Ich möchte mir an Ihnen nicht
die Hände schmutzig machen«, fauchte Baker verächtlich. Er ließ die Aufschläge
los, so daß Corben zurücktaumelte. Dann, seinen Arm
wie einen Kolben bewegend, wandte sich Baker halb um und versenkte seine
geballte Faust tief in Corbens Magen, so daß er von
Schmerz gelähmt zusammensackte. Baker grunzte, dann drückte er seine Hand gegen
das hagere Gesicht und stieß zu. Corben sank auf die
Couch zurück und blieb dort, sich in qualvollem Schmerz windend, hegen.
    »Gut so, Hal!« Tania blickte
begierig zu ihm auf, ihre Augen funkelten vor Erregung — und noch etwas
anderem. » Besorg’s ihm — dem dreckigen Kriecher !«
    »Halten Sie den Mund! Ja ?« fuhr ich sie durch Corbens ständiges Schmerzgewimmer hindurch an. »Es hängt mir
zum Hals heraus, Sie fortgesetzt wie bei einem Damenabend in einer
Gladiatorenarena johlen zu hören !«
    Polnik erhob sich mühsam und ging mit schweren , bedächtigem Schritt auf Baker zu. Einen
Augenblick lang blieb der Löwenbändiger abwartend und mit geballten Fäusten vor
ihm stehen, und er tat mir bei dem Gedanken, der urwüchsigen Wut des Sergeanten
standhalten zu wollen, beinahe leid. Doch dann besann er sich plötzlich eines
anderen und ließ sich in den nächsten Sessel fallen.
    »Zum Teufel mit der ganzen
Geschichte !« sagte er mit gelangweilter Stimme. »Es
wird ja mehr und mehr zu einem Wildwest-Schauerdrama .«
    Corben gelang es, sich ein wenig auf der
Couch aufzurichten, beide Hände in schmerzlicher Erinnerung fest gegen seinen
Solarplexus gepreßt. Auf dem dünnen Gesicht lag ein Ausdruck rachsüchtiger Wut.
    »Erkundigen Sie sich bei ihm
nach Bernice Kains , Lieutenant«, sagte er mit
schriller Stimme. »Los! Fragen Sie ihn, wie oft sie in den letzten zwei Monaten
hier oben war — wieviel Nächte sie hier mit ihm
allein verbracht hat! Warum fragen Sie ihn denn nicht ?«
    »Weil ich nicht dazukomme, wenn
Sie nicht endlich den Mund halten«, sagte ich gereizt.
    Hal Baker nahm ein Päckchen
Zigaretten aus seiner Brusttasche, suchte sich mit großer Sorgfalt eine heraus
und hielt sie zwischen den Lippen, während er nach einem Streichholz

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