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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Welt, der mich nicht im
Stich lassen würde — die weibliche Neugier.
    »Was für einen Rat ?« sagte sie scharf.
    »Stellen Sie sich einmal vor,
Sie hätten ein Dauerverhältnis mit dem Sheriff — «
    »Dazu reicht meine Phantasie
nicht aus .«
    »Sie müssen es auf Teufel komm
raus versuchen, Magnolienblüte«, sagte ich ernsthaft. »Stellen Sie sich vor,
die Sache mit dem Sheriff wäre die einmalige große Sache Ihres Lebens — weiter nichts als das Stadium, in dem man
den Wunsch nach zueinanderpassenden Pyjamas hat .«
    »Lieutenant Wheeler«, sagte sie
schwach, »Sie sind widerwärtig .«
    »Dann«, fuhr ich erbarmungslos
fort, »tritt eine neue große Liebe in Ihr Leben — ich !«
    »Jetzt wird es lächerlich !«
    »Es gibt Gründe, weshalb Sie
den Sheriff meinetwegen nicht auf geben können — und
umgekehrt. Der Sheriff erwartet, daß Sie ihm den größten Teil Ihrer Zeit — wenn nicht überhaupt immer — zur
Verfügung stehen. Aber Sie wollen einen Teil Ihrer Zeit mit mir verbringen. Was
für Ausreden würden Sie also dem Sheriff gegenüber gebrauchen ?«
    Sie dachte ein paar Sekunden
lang scharf nach. »Vielleicht würde ich sagen, ich müßte die Nächte bei einer
kranken Freundin verbringen ?« Ich schüttelte betrübt
den Kopf. »Nein?« Sie seufzte. »Nun, dann — vielleicht, daß ich die Nacht über
Büchern sitze und lerne, damit ich selber einmal Sheriff werden kann ?«
    »Annabelle«, sagte ich
sorgenvoll, »Sie versuchen es nicht ernsthaft .«
    »Sie machen es einem auch nicht
leicht«, sagte sie beleidigt. »Ein Mädchen mit zwei Garnituren
zusammenpassender Pyjamas hat eben wirklich so ihre Probleme .«
    »Versuchen Sie’s.«
    »Sie müßte in erster Linie eine
ausgezeichnete Lügnerin mit einem ausgezeichneten Gedächtnis sein«, sagte
Annabelle entschieden. »Ich glaube nicht, daß die Sache klappen würde — wenn
die Verhältnisse so lägen, wie Sie sie schildern .«
    »Ich glaube, Sie haben recht«,
sagte ich nachdenklich. »Vielen, vielen Dank.«
    Sie sah mich verdutzt an. »Was
habe ich denn gesagt ?«
    »Ich bin mir noch nicht
sicher«, antwortete ich ehrlich. »Aber ich glaube, es war ganz logisch. Und
lassen Sie mich Ihnen dazu gratulieren, Miss Jackson — das ist das erstemal , daß in dieser Sache jemand etwas Logisches gesagt
hat .«
    »Vermutlich liegt es an der
Hitze«, sagte sie langsam. »Oder ist es die Feuchtigkeit draußen? Ist Ihre
Schädeldecke vielleicht weich, wenn man sie oben anfaßt ,
Lieutenant ?«
    »Wenn Sie schon von etwas
Weichem anfassen reden«, bemerkte ich boshaft. »Sagen Sie, ist vielleicht
Ihr... ?«
    »Raus !« sagte sie energisch und griff nach dem Eisenlineal.
     
    Ich ging zum Lunch in den
weiter unten an der Straße gelegenen Hühnergrill und zuckte zurück, als ich das
Menu sah. Die Spezialität dort ist auf Holzkohle gebratenes Fleisch. Es gibt
nur zwei Dinge, die ich rundweg ablehne, und das eine davon ist, etwas zu
essen, was mit einer dünnen Rußschicht überzogen ist — das andere ist,
Bermuda-Shorts zu tragen — weil es eben keine Shorts sind. So entschied ich
mich für gemischten Salat und Kaffee; und die gerümpfte Nase der Kellnerin schien
sich offensichtlich zu erkundigen, was ein so spendabler Gast wie ich wohl in
einem bescheidenen Restaurant wie diesem hier zu suchen hätte. Der Service war
miserabel, und ich gab zehn Cent Trinkgeld, nur um zu beweisen, daß auch
spendable Gäste noch nicht die richtige Einschätzung für wirkliche Werte
verloren haben.
    Als ich gegen drei Uhr
nachmittags in Doktor Thorros Praxis kam, stellte ich
fest, daß Bernice Kains eine Nachfolgerin hinter dem
Schreibtisch im Vorzimmer bekommen hatte. Ein zart aussehendes Mädchen mit blaßblondem Haar und eindrucksvollen grauen Augen, denen
nichts entging. Als ich mich vorstellte und bat, den Doktor sprechen zu können,
blickte sie mich an, als wäre ich ein Gespenst.
    »Doktor Thorro hat soeben eine Patientin bei sich«, flüsterte sie mit Traummiene. »Ich glaube,
er ist sehr tapfer — und versucht, sich mit Arbeit über seinen tragischen
Verlust hinwegzuhelfen .«
    »Sie meinen seine Frau ?«
    Ihre Augen wurden noch größer.
» Wen denn sonst?«
    »Das ist eine gute Frage«, gab
ich zu. »Würden Sie ihm sagen, daß ich hier bin ?«
    Sie zögerte einen Augenblick,
dann bekam ihr Mund einen entschlossenen Zug. »Ich bin mir durchaus im Klaren,
daß es mich nichts angeht, Lieutenant. Aber glauben Sie, daß Sie den Doktor
jetzt stören sollten? Ich bin

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