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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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erfüllten,
reichten aus, um jede Sehnsucht nach einer Safari im afrikanischen Busch, die
ich möglicherweise im tiefsten Innern hegte, im Keime zu ersticken.
    Schlimmer noch war der
Raubtiergestank, der mich mit jedem Schritt intensiver umfing. Der saure
Geruch, eine Mischung aus tierischer Angst und gewaltsam unterdrückter
Wildheit, teilte sich meinen Sinnen mit geradezu physischer Eindringlichkeit
mit. Eine ebenso plötzliche wie flüchtige Bewegung — viel zu näh um in irgendeiner Weise beruhigend zu wirken — ,
gefolgt von einem fürchterlichen Aufprall, der das Gitter eines Käfigs
erzittern ließ, veranlaßte mich aus schierem Entsetzen zu einem gewaltigen
Luftsprung.
    Dunkel wurde mir klar, daß mir
das heisere, fauchende Knurren nicht weniger vertraut war wie das durch den
Aufprall eines großen Körpers an das Gitter hervorgerufene Geräusch, aber das
tröstete mich in keiner Weise. Der verdammte Panther mußte eine Kreuzung mit
einem Elefantengehirn sein, seiner Fähigkeit nach zu urteilen, Al Wheeler
niemals zu vergessen. Von diesem Augenblick bewegte ich mich wesentlich
schneller, bis ich die Abzweigung erreichte und nach rechts auf die Hauptpiste
einbog.
    Danach erfolgte ein noch
wilderes Fauchen des Panthers, ganz so, als sei er im Begriff, seine Beute
anzuspringen. Dem Fauchen folgte absolute Stille. Sekundenlang verstummten alle
die leise drohenden Geräusche, so daß ich mich schon zu fragen begann, ob mir
gleichzeitig beide Trommelfelle geplatzt seien. Dann vernahm ich ein
eigenartiges Klicken, als ob ein Stahlbolzen herausgezogen oder eingesteckt
würde.
    Meine Beine setzten sich in
Bewegung, noch bevor mein Verstand erfaßte , was los
war. Ich begann, mich zu beeilen. Ich hatte vielleicht sechs Schritte getan,
als mich ein knurrendes Fauchen erneut abrupt innehalten ließ. Vielleicht
begann ich überzuschnappen, aber ich hätte schwören können, daß es diesmal sehr
viel näher klang als beim ersten Male. Ich begann, mich wieder in Bewegung zu
setzen, als ein neues andersartiges Geräusch hörbar wurde — ein schleichendes
leises Aufsetzen von Pfoten auf der Betonpiste, das mich auf der Stelle vor
Schreck erstarren ließ.
    Jetzt gab es eine glasklare
Erklärung für das klickende Geräusch — jemand hatte die Tür des Käfigs geöffnet
und den Panther freigelassen. Mein Herz klopfte, als ob es am Explodieren wäre,
und Panik stieg in mir auf. Ich konnte nur noch an eines denken — um mein Leben
rennen. Was mich zurückhielt, war die Erinnerung an Hal Bakers scherzhafte
Bemerkungen am Vormittag: » Ich nenne
ihn Satan ... Er haßt
Menschen — Ich glaube, er riecht ein menschliches Wesen im Umkreis von einem
Kilometer. Aber das kommt vielleicht davon, daß ich ihn die ganze Zeit hungern
lasse .«
    Ich hatte keine Vorstellung,
wie schnell man rennen muß, um einem Panther zu entkommen, aber es war mir
klar, daß ich es nicht schaffen würde. Die Finger meiner rechten Hand zogen den
38er aus dem Holster, ohne daß ich mir dessen völlig bewußt wurde, während ich
mich umdrehte, um der Abzweigung und der mich anschleichenden unsichtbaren
Raubkatze mein Gesicht zuzuwenden. Ich lauschte angestrengt auf die leisesten
Laute; und einige Sekunden später glaubte ich das tödliche Geräusch der Pfoten
auf dem Beton aufs neue zu hören. Ein Angstreflex ließ
mich automatisch auf den Abzug drücken. Der Schuß hallte mit fürchterlichem
Krach auf der Betonpiste wider. Er wurde beinahe unmittelbar darauf von dem
ohrenzerreißenden Wutgeschrei des Panthers übertönt.
    Einen Augenblick lang war Ruhe.
Dann hörte ich das Geräusch der Pfoten aufs neue , aber
diesmal wesentlich weiter entfernt, möglicherweise sich in der
entgegengesetzten Richtung bewegend. Ich wischte mir dicke Schweißtropfen von
der Stirn und begann, meine Beine in die Hand zu nehmen. Zwischen meinem
gegenwärtigen Standort und dem Platz, wo der geparkte Austin Healey Sicherheit
verhieß, lagen ungefähr vierhundert Meter. Im Augenblick hatte ich keine große
Zuversicht, daß ich es schaffen würde. Fünfzig Meter weiter, als ich dieses
unwirkliche leise Fauchen erneut hörte, verließ mich jegliche Zuversicht. In
meinen Schläfen hämmerte es wild, als ich plötzlich innehielt und ängstlich
lauschte, um festzustellen, aus welcher Richtung das Geräusch kam. Satan
knurrte erneut; und in meinem Inneren fühlte ich mich wie ausgehöhlt, als mir
klar wurde, daß das Geräusch von irgendwo vor mir kam. Irgendwie war es ihm
gelungen, an

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