Die Tigerin
dem Gelände mit den Käfigen vorbeizukommen und mir den Weg
abzuschneiden. Jetzt befand er sich genau zwischen mir und dem Auto, was
bedeutete, daß ich an ihm vorbei mußte, ein Gedanke, der nicht sehr einladend
war.
Das Geräusch meines eigenen
heiseren und unregelmäßigen Atems war schrecklich laut. In plötzlicher Panik
hielt ich die Luft an, während meine Ohren dieses leise Geräusch der auf mich
zukommenden Pfoten registrierte. Ich feuerte einen zweiten Schuß ab und erlebte
eine Wiederholung der vorhergehenden Ereignisse, die Raubkatze brüllte
ohrenbetäubend und zog sich zurück, aber diesmal nicht so weit. Dieses zweite Wutgebrüll
erscholl zu nahe, um in irgendeiner Weise beruhigend zu wirken.
Eine nicht enden wollende
Minute verging, eine schale Zeitlücke, in der der Mensch, von Entsetzen
gepackt, auf die Bestie wartete, während die Bestie geduldig auf den Menschen
wartete. Die Dunkelheit war an der ganzen Sache das Allerschlimmste, und das
unlogische Gefühl ergriff mich, daß alles nur halb so schlimm wäre, wenn ich
das verdammte Raubtier nur sehen könnte. Aber die dunkle Nacht war
undurchdringlich, und ebensogut hätte ich mir Flügel
wünschen können.
Ein tiefes fragendes Knurren
ertönte erneut in noch größerer Nähe, und mein Finger am Abzug spannte sich
automatisch, aber es gelang mir, den Impuls zu unterdrücken, bevor die Pistole
losging. Ich hatte nur noch vier Patronen, und ich konnte mir nicht leisten,
auch nur eine zu verschwenden. Plötzlich, wie die Erhörung eines Gebets, gingen
die Lichter an.
Der Panther war nur zehn Meter
von mir entfernt, und seine gelben Augen blinzelten im Licht, während sein
Schwanz hin und her peitschte. Er lag geduckt, lauernd und wartend in der Mitte
der Betonpiste. Der Anblick der schlanken schwarzen Umrisse jagte mir einen
wilden Schrecken ein, aber in jedem Fall war das besser als die Dunkelheit. Ich
konnte die Bestie jetzt wenigstens sehen.
Es bedurfte einiger Zeit, bis
ich mir darüber klar wurde, daß ich näher heran mußte. Es würde einer Menge
bedürfen, um diese zweihundert Pfund mit Wildheit gepaarter Muskeln
aufzuhalten, und ich überlegte, daß ein einziger Fehler meinerseits genügte, um
mich mit meinem Latein ans Ende zu bringen. Ich schob mich ungefähr anderthalb
Meter nach vorne, während Satan leise fauchte, wobei er ausreichend viel von
seinem Gebiß zeigte, um jeden Zahnarzt in Ekstase zu versetzen. Auf mich
freilich hatte es eine andere Wirkung.
Ein neues Geräusch gab mir die
Gewißheit, daß mein Gehör in den letzten zehn Minuten überbeansprucht worden
war und nun in eigenen Phantasien schwelgte, die ihm so etwas wie Schritte
vorgaukelten. Ich schüttelte einige Male den Kopf, aber das Geräusch blieb, die
Schritte wurden mit jeder Sekunde lauter. Dann tauchte in einem engen Durchgang
zwischen zwei Käfigen auf der gegenüberliegenden Seite der Piste ein Mann auf,
der indessen, trotz seines forschen Gangs, offensichtlich keine besondere Eile
hatte.
Der Durchgang mündete etwa fünf
Meter vor mir auf dar Betonpiste, und als der Mann sieh umdrehte und auf mich
zukam, sah ich, daß es Hal Baker war. In seiner Rechten trug er die lange,
schwere geflochtene Peitsche mit der grausamen Stahlspitze. Soweit ich sehen
konnte, hatte er keinerlei Schußwaffe bei sich.
»Was ist los, Wheeler ?« Er grinste, als er auf mich zukam. »Ist eine von den
Raubkatzen ausgebrochen, oder was ist los ?«
Es bedurfte einer
ungeheuerlichen Zurückhaltung, um ihn nicht auf der Stelle abzuknallen. Es
reichte schon, daß er sich eines lebendigen Panthers als Mordwaffe bediente.
Aber das Ganze noch mit einer kleinen liebenswürdigen Konversation zu krönen
ging entschieden zu weit.
»Baker«, sagte ich mit einer
Stimme, die klang, als ob sie baldigst frisch geschmiert werden müßte. »Sie
sind ein...«
Ich kam nicht dazu, mit meiner
detaillierten Beschreibung anzufangen, weil der Schwanz des Panthers wild zu
peitschen begann und die Raubkatze hinter ihm zum Sprung ansetzte. Vielleicht
war ich eine sentimentale trübe Tasse, aber ich konnte das selbst bei einem
Kerl wie Baker nicht geschehen lassen, ohne ihn zu warnen.
»Hinter Ihnen !« schrie ich laut. »Der Panther!«
Einen Augenblick lang weiteten
sich seine Augen, und das Grinsen verschwand von seinem Gesicht, als er mich im
Bruchteil einer Sekunde anstarrte, bevor er herumfuhr, um der Raubkatze
entgegenzutreten.
»Satan?« In seiner Stimme klang
echtes Erstaunen. Dann lachte er
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