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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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drehte sich um und ging rasch durch die Veranda und
hinaus zu den langen steilen Treppen, die ihn durch den Zoo zu seinem Buick zurückgelangen ließen.
    »Ich werde sofort meinen Anwalt
anrufen«, sagte Baker entrüstet. »Ich werde dafür sorgen, daß Sie das Ihre
Stellung kostet, Wheeler. Ich werde...«
    »Halten Sie doch einmal eine
Zeitlang Ihre Klappe«, knirschte ich. »Wer wird schon auf Sie hören, Baker. Sie
werden danach gar nichts mehr tun. Alles, was Sie erwartet, ist der direkte Weg
von der Identifizierungsparade morgen vormittag zur
Gaskammer .«
    »Sie nehmen ihn nicht mit sich,
Al ?« sagte Tania begierig.
    »Wir werden ihn morgen früh
abholen«, sagte ich. »Machen Sie ja nicht den Versuch, heute nacht auszureißen, Baker. Sie würden nicht weit
kommen .« Ich blickte auf Tania. »Soll ich Sie mit zur
Stadt nehmen ?«
    »Nein, danke«, sagte sie mit
warmem Lächeln. »Ich bleibe hier .«
    »Sie bleiben hier ?« Ich schluckte ungläubig. »Allein mit Baker? Nachdem Sie
ihn sozusagen geradewegs in die Gaskammer befördert haben? Sie müssen den
Verstand verloren haben .«
    »Ich hab’ mir schon gedacht,
daß Sie das überhaupt nicht verstehen würden, Sie trübe Tasse«, sagte sie
selbstgefällig. »Jetzt haben Sie Hal so verrückt gemacht, daß er drauf und dran
ist, loszugehen und alle seine großen Katzen mit den nackten Händen zu erwürgen .« Sie holte zögernd und tief Luft. »Glauben Sie vielleicht,
daß ich zusehe, wie diese ganze wundervolle primitive Urwüchsigkeit an ein paar
Tiger verschwendet wird ?«

ELFTES KAPITEL
     
    I ch tastete unsicher nach der
ersten Stufe der langen Treppen, die vom Hause hinunterführten, und wiederholte
dieses Manöver bei jeder weiteren, bevor ich meinen Fuß fest darauf setzte.
Inzwischen war es stockfinstere Nacht geworden, kein Mond schien, und sowie ich mich unterhalb des Hauses befand, nützten mir
dessen Lichter nichts mehr.
    Als ich den Absatz der dritten
Treppe erreichte, war ich ein wenig ins Schwitzen gekommen, und es kam mir zu
spät in den Sinn, daß der wohlausgerüstete Polizeibeamte stets eine
Taschenlampe bei sich führt, während ein Schwachkopf wie ich aller
Wahrscheinlichkeit damit endet, daß er sich das Genick bricht. Ein Gutes hatte
ein langsamer vorsichtiger Abstieg — er gab mir Zeit zum Überlegen.
    Je mehr ich darüber nachdachte,
desto mehr schwand meine Überzeugung, daß meine Theorie hinsichtlich des
Erfindens von Tatbeweisen Früchte tragen würde. Die erfundene Geschichte von
Williams, der — mit so erstaunlicher Akuratesse — Baker
als den aus dem Friedhof fliehenden Mörder beschrieben hatte, hatte mich keinen
Schritt weiter gebracht. Mit etwas Glück, so hatte ich mir ausgerechnet, würde
sie Baker vielleicht dazu bringen, alles einzugestehen. Aber seine einzige
Reaktion war wütende Entrüstung darüber gewesen, daß ihm die Sache in die
Schuhe geschoben werden sollte — und das konnte ich ihm schwerlich übelnehmen.
    Doktor Thorro war wie ein Mann mit einer Mission in die Nacht hinausstolziert. Entweder begab
er sich nach Hause, um bittere Tränen über seine verflossene ungetreue Geliebte
zu vergießen, oder er kehrte auf der Stelle mit einer Flinte zurück, um Baker
den Kopf von den Schultern zu rasieren. Wozu er sich auch entschloß, es war in
jedem Fall meine Schuld.
    Tania Stroud war so weit aufgebracht worden, daß sie Corbens Behauptung, Hal Baker sei Bernice Kains ’ zweiter
Liebhaber gewesen, bestätigt hatte. Aber es gab keine Garantie dafür, daß sie
ihre Aussage in dieser Form vor Gericht wiederholte, besonders angesichts des
Dschungelschauspiels, welches sie als eine Art Reprise für diese Nacht geplant
hatte.
    Von welchem Standpunkt aus man
es auch betrachtete, es sah so aus, als ob Wheeler einen Mordsmist angerichtet
hatte. Ich konnte die heitere Zukunft, in der ich allen Polizeirekruten im
Kriminaldienst als verabscheuungswürdiges Beispiel vorgehalten würde, bereits
vor mir sehen, und ich sah mich selber, die blecherne Sammeltasse schwingend,
in der Gosse stehen, während diese jungen Kollegen eilig auf der anderen Straßenseite
an mir vorübergingen.
    Plötzlich stieß mein rechter
Fuß auf festen Grund, was bedeutete, daß ich die drei Treppen hinter mich
gebracht hatte. Meine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt,
und ich konnte die dunkle Masse der Käfige zu beiden Seiten der Betonpiste
erkennen. Die Geräusche, welche die laue Nacht mit sanften Drohungen

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