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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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schießt mir durch den Kopf, von Onkel leicht herbeizuführen wäre.
    »D enk gut über meine Worte nach«, fährt Onkel fort. »I ch sage dir das, damit du die Möglichkeit hast, dich zu verbessern. Damit du der Time Catcher wirst, für den ich dich immer gehalten habe. Ich denke, dass du dazu in der Lage bist. Hast du mich verstanden?«
    »J a, Onkel.«
    »S ehr schön«, sagt er und steht auf. »B evor du gehst, will ich dir noch meine neuste Anschaffung zeigen.«
    Er durchquert den Raum und lässt seine Finger liebevoll an der Glaswand des Aquariums entlanggleiten. Dann öffnet er eine kleine Luke, die sich im Deckel befindet, schlendert zurück und lässt sich im Schneidersitz hinter dem niedrigen Tisch nieder. Mein Magen krampft sich zusammen. Onkel ist kein zerstreuter Typ. Und wenn er eine Tür oder in diesem Fall eine Luke offen stehen lässt, dann hat das einen bestimmten Grund.
    »S ehr beeindruckend«, sage ich.
    »I n China gilt die Schildkröte als Symbol für Glück und ein langes Leben«, sagt Onkel. »W ird eine Schildkröte tausend Jahre alt, so heißt es, dann kann sie sprechen wie du und ich.«
    Mag sein, denke ich, aber wenn die beiden Exemplare im Aquarium so weitermachen, dann werden sie die nächsten zehn Minuten nicht überleben, geschweige denn tausend Jahre alt werden.
    »I ch will dir ein kleines Geheimnis anvertrauen«, fährt Onkel fort. »I ch habe mir Shu Fang und Ting Ting nicht einfach so angeschafft. Ich habe sie gekauft, weil ich sie sehr unterhaltsam finde. Vor allem, weil sie schon lange kein Futter mehr bekommen haben. In dieser Hinsicht sind sie den Menschen ziemlich ähnlich. Weißt du, was geschieht, wenn der menschlichen Seele die Nahrung verweigert wird?«
    »Ä h, nein, Onkel, das weiß ich nicht.«
    »W enn man einer Seele die Nahrung vorenthält, dann verkümmert sie«, sagt er. »S ie verkümmert und geht schließlich ein.«
    Ich beobachte, wie Onkels Finger über den Tisch wandern und an einem Vorratsglas hinaufgleiten. Dort halten sie für einen Moment inne, ehe sie sich nach dem Inhalt ausstrecken.
    »G ummibärchen?«, fragt er.
    Es scheint eine harmlose Frage zu sein, doch in Onkels Universum gibt es keine harmlosen Fragen.
    Alles, was er sagt und tut, dient einem bestimmten Zweck.
    Ich verspüre den heftigen Impuls, einfach davonzulaufen. Hier rauszukommen, bevor … bevor was? Ich streiche mir mit der Hand durch die Haare und versuche, mich zu besinnen. Ich muss einen kühlen Kopf bewahren. Ich will das Foto ansehen, das mich und Onkel in früheren Tagen zeigt. Als noch alles in Ordnung war. Doch Onkel versperrt mir den Blick.
    Als ich gerade »J a« sagen will, zieht Onkel seine Hand heraus und tut so, als wolle er mir das Gummibärchen zuwerfen, doch stattdessen wirft er es in Richtung Aquarium.
    »H ol es dir!«, schreit er und springt auf.
    Mit einem kaum hörbaren Platschen taucht das Gummibärchen ins Wasser ein. Meine linke Hand schießt hinterher. Shu Fang und Ting Ting hören sofort auf, nach einander zu schnappen, und schwimmen direkt auf meine Hand zu.
    Meine Finger pflügen durch das kalte Wasser. Plötzlich stoßen sie gegen etwas Kleines, Weiches. Das Gummibärchen! Als sich meine Hand darum schließt, spüre ich einen brennenden Schmerz. Das Maul einer Schildkröte hat mich gefunden. Ich will schreien, aber nicht in Onkels Gegenwart. Ich beiße mir hart auf die Unterlippe, um den Schrei zu unterdrücken.
    Ich versuche, meinen Arm aus dem Wasser zu ziehen, doch Onkels starke Hand hat sich um meinen Unterarm geschlossen und hält ihn unter Wasser. Tränen schießen mir in die Augen.
    »B itte … lass los.« Es soll sich entschlossen anhören, ist aber nur ein Wimmern.
    »D u hast mich im Stich gelassen, Caleb«, sagt Onkel. »I ch bin zutiefst von dir enttäuscht. Von allen Time Catchern hast du einen besonderen Platz in meinem Herzen. Du warst der Erste, den ich adoptiert habe. Mein Erstgeborener sozusagen.«
    Vielleicht der Erstgeborene, aber nicht der Meistgeliebte. Diesen Platz hat Mario inne.
    »M ario hat mir erzählt, dass du ihm gegenüber in letzter Zeit ziemlich gereizt bist. Dass du dich über die kleinsten Dinge aufregst und deine Launen an ihm und den anderen auslässt«, fährt Onkel fort, ohne seinen Griff zu lockern. »A ber so geht das nicht, Caleb. Ich brauche euch alle, vor allem jetzt, da wir uns am Anfang eines neuen großartigen Kapitels von Edles für die Ewigkeit befinden. Verstehst du das nicht?«
    Die Mäuler der

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