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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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60-Jahre-Sprüchen ist bereits erschöpft.
    »W onach riecht das hier?«, frage ich schnuppernd. Ein intensiver Mangogeruch liegt in der Luft.
    »I st das nicht dufte?«, fragt sie. »D as tragen hier alle Frauen.«
    Es kommt mir zwar ziemlich blödsinnig vor, in der Öffentlichkeit wie Obstsalat zu riechen, aber das behalte ich für mich.
    Drei Männer mit roten Hosenträgern, Shorts und grünen Kniestrümpfen schlendern an uns vorbei. Einer von ihnen pfeift eine Melodie, die ich nicht kenne. Der Wind trägt Kinderlachen, lose Gesprächsfetzen und das Rumpeln der Hochbahn über unseren Köpfen heran.
    » N a, dann los«, sagt Abbie. »W ir haben nur noch siebenundzwanzig Minuten, und ich will noch ein bisschen Zeit haben, um Souvenirs zu kaufen.«
    Doch ich höre ihr kaum richtig zu. Das Gefühl, beobachtet zu werden, ist zurückgekehrt – stärker als je zuvor. Ich bücke mich und tue so, als wolle ich mir die Schuhe binden, bevor ich mich blitzschnell umdrehe. Dort! Genau neben dem Informationsschalter. Ich sehe ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er hinter einer Touristengruppe in Deckung geht. Es war nur ein winziger Moment, jedoch lange genug, um zu erkennen, dass es ein groß gewachsener, dunkelhaariger Typ war. Ich versuche, mich zu ermahnen, keine voreiligen Schlüsse über seine Identität zu ziehen. Schließlich gibt es hier auf der Expo Hunderte von hoch aufgeschossenen jungen Leuten mit dunklen Haaren.
    Andererseits kenne ich nur eine einzige Person, die ein Interesse daran haben könnte, mir auf der Expo heimlich nachzustellen.
    Mario.
    »H ast du nicht auch das Gefühl, Abbie, dass uns jemand beobachtet?«
    »J a, hab ich gleich nach unserer Landung gedacht«, antwortet sie, ohne den Kopf zu wenden. »J edes Mal, wenn ich ihn zu erkennen versuche, taucht er in der Menge unter.«
    Ich nicke. »J a, er ist ziemlich schnell. Was sollen wir jetzt tun?«
    Sie blickt mir in die Augen. Lange und tief. Dann sagt sie: »I ch finde, du solltest deine Haare lang lassen, Cale. Steht dir echt gut. Und was immer du tust, schneide bloß ja nie dieses süße kleine Ding ab.«
    Sie streckt die Hand aus und berührt eine bestimmte Locke, der ich noch nie viel Beachtung geschenkt habe. Als sie das tut, streifen ihre Finger sanft meine Stirn, worauf ein warmer Schauer durch mich hindurchgeht.
    »G anz ehrlich, Abbie, was sollen wir tun?«
    »G anz ehrlich? Wir ignorieren ihn. Wer auch immer es ist, er braucht ja nicht zu wissen, dass wir ihn längst bemerkt haben.«
    Ein leichter Kopfschmerz macht sich bei mir bemerkbar. Ich traue Mario nicht. Wenn es wirklich er ist, der sich beim wohl wichtigsten Auftrag meiner Karriere an meine Fersen geheftet hat, dann bedeutet das Ärger.
    Wir schieben uns langsam vorwärts, vorbei an einem chinesischen Garten mit so exakt beschnittenen Büschen, dass sie Skulpturen gleichen. Frauen in roten Seidenroben servieren Essen an niedrigen Tischen. An einem schmiedeeisernen Tor steht JADE CAFÉ .
    Wir werden regelrecht nach vorn gesaugt und gemeinsam mit hundert anderen durch die massiven roten Tore in den Pavillon der Volksrepublik China gespült. Ich werde von einem vorübergehenden Schwindel ergriffen. Die Halle ist monumental. Zwölf Marmorsäulen tragen die hohe, mit Ornamenten verzierte Decke. Unter ihr schweben ein Duzend vielfarbiger Drachen. Einer von ihnen ist besonders schillernd und sieht aus, als hätten sich zwei Vögel miteinander verbunden. Ein großes Wandgemälde zeigt einen Sechsmaster in einem schäumenden grünen Meer, das durch eine blaue Seeschlange zusätzlich aufgewühlt zu werden scheint. Die den Eingängen gegenüberliegende Wand wird von einem lächelnden Porträt des chinesischen Präsidenten Chiang Kai-shek vollständig in Anspruch genommen. Glasvitrinen enthalten historische Objekte, darunter einen goldenen Buddha, antike Musikinstrumente, die ich noch nie gesehen habe, sowie zwei wunderschöne Tiere aus reiner Jade: einen Ochsen und einen Tiger. Sanfte Musik erfüllt den Raum. Anmutige Chinesinnen mit seidigen Haaren, deren rote Gewänder von grünen Schärpen zusammengehalten werden, führen auf einer Bühne in der Mitte der Halle einen Tanz auf.
    Hinter der Bühne befindet sich eine Rolltreppe, die in den ersten Stock hinaufführt. Doch meine Füße haben es nicht eilig. Es gibt hier so viel zu sehen und ich will alles mitbekommen.
    »K omm, Cale«, fordert Abbie mich auf. »W ir sollten jetzt lieber loslegen.«
    Ich werfe einen Blick auf meinen

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