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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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selbstzufrieden. Ich wette, Onkel hat ihr per Gedankenübertragung genau diese Frage souffliert. Die kann sie sich jedenfalls unmöglich selbst ausgedacht haben.
    »E ine ausgezeichnete Frage, Lydia. Erlaube mir, sie anhand eines Beispiels zu beantworten. Mario, würdest du bitte den Jungen hereinbringen?«
    Mario geht aus dem Raum und ist Sekunden später wieder da. Er zieht einen vernachlässigt aussehenden Jungen hinter sich her.
    Mein Herz setzt einen Schlag aus. Doch es ist nicht Ben.
    Onkel geht in die Knie, damit er mit dem Jungen auf Augenhöhe ist. »C ómo te llamas?«, fragt er mit sanfter Stimme.
    »E duardo«, antwortet der Junge, ohne ihm in die Augen zu sehen.
    »E duardo kommt aus dem Spanien des neunzehnten Jahrhunderts«, sagt Onkel und dreht sich zu uns um. »B evor wir ihn eingesammelt haben, hat Phoebe sich die Mühe gemacht, seinen Stammbaum der folgenden zweihundert Jahre in Erfahrung zu bringen. Es gab keinerlei Hinweise darauf, dass Eduardo oder einer seiner Nachfahren bei irgendwelchen historischen Ereignissen eine signifikante Rolle gespielt hat.
    Stellt euch Geschichte als einen Fluss vor«, fährt er fort. »D ie Eduardos dieser Welt sind nur Kieselsteine im Wasser. Sie sind zu klein und unbedeutend, um den Verlauf der Strömung zu beeinflussen.«
    Onkel greift unter seinen Hanfu, zieht eine Tafel Schokolade hervor und hält sie dem Jungen entgegen, dessen kleine Hände zucken, sich aber nicht nach vorn bewegen.
    »A lles okay«, sagt Onkel. »D ie ist für dich … esto es para ti. «
    Eduardo streckt die Hand aus und nimmt die Schokolade.
    Mario flüstert Eduardo etwas ins Ohr. Der Junge tritt einen Schritt vor, gibt Onkel einen flüchtigen Kuss auf die Wange und sagt: » G racias, Onkel.«
    »E res bienvenido«, entgegnet Onkel lächelnd. Er nickt und Mario führt Eduardo fort.
    »I st deine Frage damit beantwortet, Lydia?«, fragt Onkel und richtet sich wieder zu seiner vollen Größe auf.
    »J a, das ist sie. Vielen Dank, Onkel«, antwortet Lydia.
    »G ut. Noch weitere Fragen?«
    Gott sei Dank schießen keine weiteren Hände nach oben.
    »S chön«, sagt Onkel, »d ann seid ihr jetzt entlassen.«
    Alle setzen sich in Bewegung und streben der Tür zu. Nur ich kann mich wider besseres Wissen nicht vom Anblick dieser Kinder losreißen. Falls doch Ben unter ihnen ist? Unmöglich, sage ich mir. Ben ist bei seinen Eltern in Sicherheit.
    Eine fleischige Hand auf meiner Schulter lässt mich zusammenzucken.
    »B leib da, Caleb«, sagt Nassim. »D er Chef will noch ein Wort mit dir reden, nachdem er mit Abbie gesprochen hat. Ich sag dir Bescheid, wenn du dran bist.« Dann verlässt er den Raum.
    Abbie? Was will er von ihr? Und warum spricht er nicht mit uns beiden gemeinsam?
    Ich setze mich im Beobachtungsraum auf eine Bank und warte. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt Nassim zurück, und ich folge ihm einen langen Flur entlang. Abbie erscheint aus der anderen Richtung. Sie sieht blass aus. Als sie mich sieht, wirft sie mir ein dünnes Lächeln zu.
    So schlimm?, frage ich sie in Gedanken.
    Glück gehabt!, gibt sie zurück. Nur eine Warnung. Sieh dich vor.
    Nassim zeigt auf eine Tür zur Rechten des Gangs.
    Ich klopfe und öffne sie. Der Raum ist schlicht eingerichtet: ein hölzerner Schreibtisch, ein paar Stühle mit gerader Rückenlehne sowie ein Flachbildschirm an der Wand. Als ich eintrete, leuchtet der Bildschirm auf, und Phoebe erscheint als Frau mittleren Alters. Sie trägt einen Jogginganzug, der zwei Nummern zu klein ist, strampelt auf einem Hometrainer und reinigt mit Zahnseide ihre Zähne. Onkel, hinter seinem Schreibtisch, bedeutet mir, auf einem der Besucherstühle Platz zu nehmen. Sein eleganter Nadelstreifen- Hanfu wirkt in dem nüchternen Büro etwas deplatziert. Vor ihm auf der Schreibunterlage liegt ein vergilbtes, von Eselsohren verunstaltetes Blatt Papier. Es sieht aus wie ein alter Zeitungsausschnitt.
    Er hält ihn so, dass ich nur die Überschrift lesen kann: JUNGE LÖST SICH IN LUFT AUF .
    »I st dir die Regel Nummer drei vertraut, Caleb?« Die Ader auf Onkels Stirn pulsiert wie wild.
    »I ch … äh … ja, Onkel«, antworte ich.
    »D ann nenn sie mir bitte.«
    Ich räuspere mich. »R egel Nummer drei: Während einer Mission hat jeder Agent alles zu unterlassen, was unnötige Aufmerksamkeit auf sich selbst oder die Firma lenken könnte.«
    »G ut gemacht«, sagt er. »R egel Nummer drei wurde absolut fehlerfrei zitiert. Meinst du nicht auch, Phoebe?«
    »Z weifellos,

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