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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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soll. Doch Molly scheint langsam unruhig zu werden. Ich greife in meine Tasche und ziehe einen halben Silberdollar heraus, den ich aus Bridgeport übrig behalten habe.
    »D as sind doch keine zehn Dollar«, sagt sie, als ich ihr die Münze in die Hand drücke.
    »D ann schau mal auf das Datum«, fordere ich sie auf. »1 871. Weißt du, wie viel so eine Münze heute wert ist?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »W ahrscheinlich über fünfzig Dollar«, sage ich, obwohl ich offen gestanden keine Ahnung habe. Molly lächelt wieder. Und selbst ihre mürrischen Begleiterinnen schauen ein bisschen fröhlicher drein.
    »M inze oder normal?«, fragt sie.
    »M inze, bitte.«
    »V ielen Dank, dass Sie die Pfadfinder unterstützen«, sagt sie und gibt mir eine rote Dose.
    Damit macht sie auf dem Absatz kehrt und steuert den nächsten Fahrgast an, die beiden mürrischen Mädels im Schlepptau.
    Ich steige am Columbus Circle aus, gehe durch die Reihe der wartenden Rikschas hindurch und bleibe am Sockel des Maine Denkmals stehen. Als ich den Kopf hebe, bietet sich mir der vertraute Anblick der Bronzeskulptur einer Frau, die in einem muschelförmigen Triumphwagen steht, der von drei Seepferden gezogen wird. Ich weiß, dass es albern klingt, doch manchmal stelle ich mir vor, wie sich die Frau mit ihrem Wagen vom Denkmal löst und über den Himmel von Manhattan fliegt. Als ich den Central Park betrete, läuft ein Jogger-und-Hund-Duo mit hängenden Zungen an mir vorbei. Von einem nahen Verkaufswagen weht der Geruch von Hotdogs und Senf heran.
    Bis zu meinem Lieblingsort ist es nur ein kurzer Spaziergang. Ich bin gern in diesem Park. Es beruhigt mich. Hier kann ich nachdenken.
    Ich habe Glück. Meine Bank ist frei. Ich setze mich hin, strecke die Beine und betrachte das, was ich als schönste Begleiterscheinung der Großen Freundschaft empfinde: das Xuxu-Kloster mitsamt seinem Garten. Die Sensation daran ist, dass die chinesische Regierung nicht nur sämtliche Umzugskosten getragen, sondern etwa einhundert buddhistische Mönche mit nach New Beijing geschickt hat, die vorher auf einem Berg vor den Toren Schanghais lebten. Sie haben sogar einen chinesischen Garten angelegt, zu dem ein Lotusblütenteich, eine steinerne Brücke, markante Felsen und verschiedenste Blumen und Bäume gehören.
    Tief ein- und lang ausatmen. Zu den sanften Klängen eines Windspiels steigt mir der Geruch von Flieder in die Nase.
    Das Kloster ist von einer Steinmauer umgeben, die jedoch so niedrig ist, dass ich über sie hinwegblicken kann. Letzte Woche hatte ich wirklich Glück – da konnte ich einen Mönch beim Waschen der Wäsche beobachten. Doch heute ist alles ruhig.
    »H i Cale«, sagt eine Stimme hinter mir.
    Ich zucke zusammen.
    »E ntschuldige, wenn ich dich erschreckt habe«, sagt Abbie.
    Woher weiß sie, dass ich hier bin? »I st schon okay«, entgegne ich.
    »D arf ich mich zu dir setzen?«
    »K lar.« Ich rücke ein Stück zur Seite. Abbie wirkt sehr ernst, was sonst nicht ihre Art ist. Irgendwas ist los mit ihr.
    »W ie geht es deinem Fuß?«, fragt sie.
    »D u hast davon gehört?«
    »N assim hat es mir erzählt … später«, sagt sie mit leiser Stimme.
    »I st nicht so schlimm. Glücklicherweise ist die Lieblingszahl der Chinesen neun und nicht drei.«
    »W ie meinst du das?«
    »E gal, war nur ein Scherz«, antworte ich. »U nd leider ist er nicht besonders komisch.«
    »W as ist in der Dose?«
    »D ie hatten ein paar weibliche Pfadfinder in der U-Bahn …«
    »S chäm dich, Pfadfinder zu beklauen.«
    »I ch hab sie nicht gestohlen. Sie haben dafür meinen letzten halben Silberdollar aus Bridgeport kassiert.«
    »K ann ich einen haben?«
    »N atürlich.«
    Ich halte ihr die offene Dose entgegen. Ihre Finger kreisen einen Moment in der Luft, ehe sie einen der Glückskekse herausnehmen.
    Abbie bricht den Keks auseinander und zieht einen schmalen Papierstreifen heraus. Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. »H ör zu.« Sie rückt näher an mich heran, sodass sich unsere Beine berühren. »F reunde sind da, wenn du sie brauchst. Nicht wenn sie dich brauchen. Das stimmt, Caleb. Das passt doch zu uns beiden. Jetzt bist du dran.«
    Ich nehme einen Keks und breche ihn auseinander. Während ich den Spruch überfliege, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Rasch schließe ich meine Finger um den Papierstreifen.
    »W as steht da?«, fragt sie.
    »A ch, nur Blödsinn«, antworte ich.
    »A ch, komm. Ich hab dir auch meinen Spruch vorgelesen.« Sie

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