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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Hinter Catavar her stapfte er durch den Gang.
    Bosco aber drehte sich noch einmal nach seiner Meisterin um. Ihr Blick war ernst. Statt zu reden, richtete er sein Inneres Augenohr auf sie. Plötzlich glaubte er, Tarsinas Stimme zu hören, so deutlich empfand er, was sie fühlte, was sie dachte: Es ist vorbei, Ginolu. Geh und tu, was du geschworen hast. Sei du nun der Meister von Tikanum ...
    Bosco wankte aus der Kammer in den Gang und aus dem Haus. Wie ein Verräter kam er sich vor. Sei du nun der Meister von Tikanum . .. Kein klarer Gedanke wollte ihm noch gelingen. Es ist vorbei ... Er stolperte über den Hof. Brandgeruch machte ihn schwindlig. Die grunzenden Säue, die meckernden Ziegen, die ganze durchkämpfte Nacht - wie sollte er all das noch länger ertragen? Wie sollte er sein Leben länger ertragen?
    Unter dem Torbogen blieb er stehen, weil der Schreck ihm die Beine lähmte. Der Platz war voller Menschen - Kriegern aus Dalusia und dem Südland, Jusarikanern und Bürgern Savasoms. Und aus der Menge ragte der schwarze Eisenkerl!
    Wie Halbwüchsige sahen Maragostes und der Kriegsmeister Catavar neben dem Riesen aus und Nadolpher gar wie ein Kleinkind. Die schwarze Rüstung und der Brustharnisch des Hünen wirkten stumpfer als damals in Chiklyo, Moos wucherte an manchen Stellen. Hinter seinen Sehschlitzen flammte dasselbe bläuliche Licht wie hinter Catavars Visier. »Sie nennen ihre Gesellschaften Sozietäten«, tönte er und schwenkte den ledernen Lageplan von Hagobaven. »Jetzt kennt Betavar das Tor zu einem ihrer Erdlöcher! Und bald wird er auch den Weg zur Lichterburg kennen, und alles wird gut ...!«
    »Diese Feindin der Wahren Goldzeit im Kerker muss uns die Lage Altbergens verraten!« Nadolpher ballte die Fäuste. »Dann sparen wir uns den Umweg über Hagobaven!« Der fürstliche Zwerg wirkte alles andere als zufrieden. Er winkte dem Magier, der sich mit zwei verwilderten, bärtigen Burschen durch die Menge drängte. »Sie sollen nicht von ihr ablassen, bis sie ihr Geheimnis preisgegeben hat!«
    Es waren Wildsaujäger aus dem tiefsten Südland, die Roscar von Eyrun an Bosco vorbei in Shoshacs Haus jagte, bewaffnet mit Spießen, Äxten und langen Messern. »Ihr habt gehört, was der Fürst verlangt!«, rief der Magier ihnen nach. »Bringt die Hexe zum Reden!« Jetzt erst sah er den Einäugigen, stutzte und fasste ihn am Arm. »Was stehst du hier rum, Ginolu? Komm mit, ich stelle dich dem Boten Dashirins vor!« Er führte ihn zu der Gruppe um den Eisenriesen. Alle Kraft wich aus Bosco, Angst schnürte ihm die Kehle zu.
    »Sobald wir hier fertig sind, segelst du ins Winterlager, Flottenmeister, und du, Subkommander, reitest zurück ins Winterlager!« Nadolpher besprach sich mit dem schwarzen Eisenkerl und Maragostes. »Sammle deine Kundschafter und Jäger, Subkommander, und lass die Schiffe seetauglich machen!« Der Zwerg redete mit dem schwarzen Titanen, als wäre er auch dessen Fürst. Und was bedeutete diese fremdartige Anrede? »Sobald Catavar und ich eintreffen, segeln wir in den Nordsund und nach Hagobaven. Oder eben nach Altbergen - und sollte es am Ende der Welt liegen!«
    Der schwarze Eisenkerl schien sich nicht an Nadolphers Befehlston zu stören, neigte nur nickend den wuchtigen Schädel. Der Magier schob Bosco zu ihm. »Das ist Ginolu von Apenya, ein glühender Verehrer Dashirins.« Er sagte das mit einem spöttischen Unterton, den wohl nur Bosco hörte. Der glaubte, ins Bodenlose zu stürzen, denn der Eisenkerl richtete seine gleißenden Sehschlitze auf ihn.
    Würde er ihn wiedererkennen? Dann wäre alles vorbei.
    »Er dient uns als Dolmetscher«, sagte der Zwerg beiläufig. »Ein guter Mann.« Er wandte sich an die Leute auf dem Platz. »Die aus den Erdstädten sind eifernde Feinde Dashirins!«, rief er den versammelten Kriegern und Bürgern zu. »Längst ist ihr Kriegsheer auf dem Weg zur Lichterburg! Sie werden nicht ruhen, bis sie den Goldzeitschatz gefunden haben! Gelingt es ihnen, den zu rauben, bleibt die Menschheit ohne Zukunft. Um derart Verblendete aufzuhalten, gestattet Dashirin jedes Mittel ...!«
    Bosco spürte, wie glühende Augen hinter dem schwarzen Visier des Titanen ihn musterten. Zwei, drei Atemzüge lang hätte er schwören können, dass der Eisenkerl ihn erkannte.
    »Wir wissen nicht, wie viele Feinde der Wahren Goldzeit zur Lichterburg marschieren!« Der Kriegsmeister Catavar ergriff nun das Wort und wandte sich ebenfalls an die Menge. »Wir kennen ihre Waffen nicht.

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