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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Torya. Als sie noch ein Mädchen war, hatte Gulwyon ihr manchmal Legenden aus der fernen Goldzeit erzählt. Sie erinnerte sich an eine, in der ein Schiff vorgekommen war, mit dem man unter Wasser fahren und ganze Städte zerstören konnte. »Wenn die Neue Goldzeit einst anbricht, werden solche Schiffe vielleicht wieder durch die Meere tauchen! Und wer weiß - vielleicht werden sie dann die Feinde Albridans vernichten!«
    Die Männer starrten ihre Königin an. Verblüffung machte sie sprachlos.
    Das seltsame Schiff blieb zurück, die Vulvya und die Fregatten schlossen auf. Weil die Abendbrise jetzt sanfter die Segel blähte, schickte der Kapitän wieder einen Mann in den Ausguck hinauf. Walliser und die Königin besprachen, was sie zu besprechen hatten. Danach ließ der Kapitän das Ruderboot zu Wasser, mit dem Walliser vor Ausbruch des Sturms an Bord gekommen war. Nach vier Tagen wollte der Thronritter zurück zu seinem Flaggschiff. Als er schon unten zwischen seinen Männern hockte - jeder von ihnen ähnlich verwildert und grobschlächtig wie er selbst -, meldete der Mann im Ausguckskorb Schiffe im Osten. Torya gebot Walliser zu warten und eilte mit Burgas ins Ruderhaus.
    »Eine ganze Flotte kreuzt dort in Küstennähe«, sagte der Kapitän. Er spähte durch sein Fernrohr. »Mindestens ein Dutzend Schiffe. Sie fahren nach Norden, wie es aussieht. Fünf Viermaster segeln an der Spitze. Eigenartig, diese schwarzen Säulen auf dem Mittelschiff ...«
    Torya riss ihm das Fernrohr aus der Hand und spähte hindurch. Sofort erkannte sie die großen schwarzen Schiffe aus dem magischen Spiegel der Seherin. Über einem stand sogar eine Rauchsäule. »Nimm Kurs auf sie! Ich muss die Flagge sehen!« Der Kapitän gehorchte, und bald konnte Torya die blaue Flagge am Toppmast des ersten Viermasters erkennen: Auf ihr hielten zwei schwarze Rösser einen Schild, und auf dem Schild saß ein schwarzer Greif. »Näher heran!«, befahl sie. Das Herz schlug ihr auf einmal im Hals. »Wenn du sicher bist, dass sie uns sehen, lass Zeichen geben, damit sie warten. Ich will an Bord ihres Flaggschiffs gehen!«
    Der Kapitän sagte kein Wort, beäugte seine Königin nur von der Seite. Die Bryta nahm Fahrt auf, die fremde Flotte rückte rasch näher. Torya verließ das Ruderhaus und kletterte mit Burgas in das Ruderboot der Vulvya.
    Eine halbe Stunde später legten Wallisers Krieger am Flaggschiff der Fremden an. Es hieß Etlantyca. An Bord begrüßte sie ein zwergwüchsiger Mann in einem grauen Ganzkörperanzug mit roter Kappe. Er stellte sich selbst als Fürsten Dalusias und Kommander Jusarikas vor. Sein Name war Nadolpher, er trug dicke Augengläser. Den hochgewachsenen grauen Ritter an seiner Seite bezeichnete er als seinen Kriegsmeister und als einen Subkommander Jusarikas. Er nannte den grauen Ritter mit dem roten Mantel Catavar. Hinter den Sehschlitzen von Catavars geschlossenem Visier leuchtete ein grelles weiß-blaues Licht, das Torya erschreckte.
    Sie ließ sich nichts anmerken. »Ihr müsst die Diener Dashirins aus dem fernen Westen sein«, sagte sie. »Meine Kundschafter berichteten von euch und beschrieben mir eure Flagge. Auch ich verehre Dashirin, auch ich sehne mich nach der Neuen Goldzeit. Meine kleine Flotte soll unter eurem Befehl zur Lichterburg segeln. Ich will an eurer Seite kämpfen.«
    »Jeder unerschrockene Kämpfer und jede Kämpferin ist uns willkommen«, antwortete Nadolpher.

Kapitel 19
    Katanja fuhr an Waller Roschs Seite gleich mit dem ersten Kanu hinüber an den Strand - gegen den Willen des Capotans. Cahn wollte nicht, dass seine Seherin ihm beim Morden und Schänden zusah. Die Frau aus Altbergen machte sich nichts vor: Erst einmal im Blutrausch, würden die Poruzzen kaum noch zu bändigen sein. Vielleicht konnte sie das Schlimmste verhindern, vielleicht ein paar junge Mädchen retten. Der Blaue saß neben ihr auf dem Bootsrand.
    »Rauf auf die Dünen mit euch, ihr faulen Hunde!«, zischte Cahn. Die Poruzzen stürmten los; an die fünfzig Männer nahm Rosch auf den Raubzug mit. Wenz und Waller hielten sich dicht an Katanjas Seite. Ein Birkenwald dehnte sich Dutzende Schritte hinter dem Dünenkamm aus. Hundert Schritte rechts strömte ein Fluss aus dem Wald. Weit und breit sah man keine Menschen. Cahn Rosch beobachtete den Waldrand durch sein Fernrohr. »Nirgends Wachen«, murmelte er, als er nichts Verdächtiges entdeckte.
    »Wir haben keine Feinde«, sagte der Mann, den sie gegen seinen Willen aus dem Meer gezogen

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