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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gesehen, was er erlebt hatte. Hinter ihm rannte Maragostes vom Bug zum Heck, von Backbord nach Steuerbord und schrie Befehle. Im Ruderhaus steckten zwei Rotmäntel die Köpfe zusammen und suchten nach einer Erklärung der unerklärlichen Ereignisse. In der ganzen zusammengewürfelten Flotte gab es keinen, der nicht bis ins Mark erschüttert war von der Seeschlacht, an deren Beginn man wehrlose Barbaren anzugreifen glaubte und an deren Ende man sich unbesiegbaren Mächten gegenübersah.
    Wohin er blickte, sah Bosco Ruderboote durch die nächtliche See gleiten, deren Besatzungen nach Überlebenden suchten. Links und rechts von Bosco kauerten Seeleute an der Reling. Sie zitterten, obwohl sie sich in Felle und Decken gewickelt hatten. Einer betete flüsternd zu Dashirin, ein zweiter sprach mit seiner abwesenden Mutter, ein dritter stierte stumm vor sich hin.
    Bosco dachte an Tikanum. So also hätte der Kampf um die Erdstadt enden können, wenn die Anderen eingegriffen hätten - mit einem Sieg. Der Gedanke erbitterte ihn.
    Wie um zu verschnaufen, lehnte sich Maragostes neben ihn an die Reling. »Das war die Strafe, Ginolu ...«, flüsterte er schwer atmend und schlug mit seiner Hakenhand auf die Relingbalustrade. Bosco sah ihn fragend an. »Die Strafe der Götter für das, was der Fürst damals dem Ratsältesten von Olmerid angetan hat. Erinnerst du dich?« Und ob Bosco sich erinnerte! »Und auch die Strafe für das, was er jetzt wieder den Gefangenen von Hagobaven zugefügt hat.« Ehe Bosco antworten konnte, stieß er sich ab, lief zum Ruderhaus, brüllte Befehle.
    Die Jusarikaner hatten verbotene Waffen eingesetzt, Lichtbündler. Sie hatten ihre mörderischen Vogelschwärme auf die Barbaren gehetzt, vor allem auf den Zweimaster mit der Frau, deren Brief der Magier aus Eyrun abgefangen hatte. Und der Eiserne hatte am Bug seines Schiffes zwischen seinen Mammutcaniden gekniet und seine körperlose Kraft ausgespielt, um Nordleute und Tiefländer ins Meer zu reißen. Und dennoch: Fünf Schiffe seiner vereinigten Flotte waren gesunken - drei südländische Segler und die beiden albridanischen Fregatten. Die dalusianische Flotte allein hatte mindestens dreißig Männer verloren. Und was für Nadolpher und den Eisernen am schwersten wog: Die junge Frau, deren Brief der Hexenmeister aus Eyrun abgefangen hatte, war entkommen.
    Das wiederum stimmte den einäugigen Mann aus Tikanum zuversichtlich. Dabei hatte er schon alle Hoffnung fahren lassen, als er von der Eroberung Hagobavens erfahren hatte. »Katanja von Altbergen ...«, murmelte Bosco. Jeder, der etwas zu sagen hatte in der Flotte der Jusarikaner, Albriden und Dalusianer, kannte inzwischen den Namen. »Warum schicken sie eine einzelne junge Frau? Und warum durften wir nicht erleben, was sie erlebte? Warum haben uns die Anderen nicht geholfen?« Halb dachte er laut, halb sprach er mit seiner Meisterin Tarsina. Seit ihrem Tod in Savasom hatte er sich diese murmelnden Gespräche mit der Toten angewöhnt.
    Bosco schüttelte die trüben Gedanken ab. Hellwach musste er jetzt sein, mit all seinen Sinnen hier, in diesem Meeressund am Ende der Welt, hier, unter all den feindlichen Menschen und Mächten. Er spähte auf die nächtliche See hinaus. Auf allen Schiffen brannten Öllampen, auf allen wurde gearbeitet. Dem Flaggschiff der Königin hatte ein Sperlingsschwarm die Takelage zerfetzt, und auf dem Viermaster des Eisernen hatte ein Wal zwei Masten und das rauchende Rohr umgerissen und die Decksaufbauten zertrümmert. Der Meereskoloss war aus dem Wasser gesprungen und hatte sich auf das Schiff geworfen. Elf Männer hatte allein dieser Angriff das Leben gekostet.
    Die Umrisse eines großen Ruderbootes mit etwa einem Dutzend Menschen schälte sich aus der Dunkelheit. Bosco erkannte das Blondhaar der Königin und die zierlichen Gestalten einiger Jusarikaner. Neben der Königin saß ihr massiger Thronritter Walliser. Das Boot machte an der Bordwand fest, ein Schwarzmantel kletterte an Bord.
    Bosco dachte an seine Schwester und ihre kleine Familie. Ob sie noch lebten? Und er dachte an Tiban und fragte sich, ob der Waldläufer Hagobaven wohl erreicht haben mochte. Immerhin hatte die Sozietät nur ihre Erdstadt verloren und keines ihrer Mitglieder - bis auf drei Frauen und zwei Männer. Möglicherweise war sie also gewarnt worden.
    »Fürst Nadolpher und der Eiserne halten Kriegsrat, Ginolu!«, rief Maragostes aus dem Halbdunkel des Oberdecks. »Wir müssen zur Etlantyca

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