Die Tochter Der Goldzeit
Jusarikaner, die Nadolpher als »Primoffiziere« bezeichnete.
»Nadolpher nannte dich mir gegenüber einen Verehrer Dashirins.« Die Königin sprach auf einmal leiser. »Könnte es sein, dass er sich in dir täuscht?«
»Ich habe Nadolpher viel zu verdanken.« Bosco wich aus. »Er hat mich einst aus der Sklaverei befreit.«
»Deine Taten mögen die Taten eines Dankbaren sein, deine Worte dagegen vermögen diese Dankbarkeit gut zu verbergen. Wie sonst könntest du Nadolpher ein >kurzsichtiges, glatzköpfiges Männlein< nennen?« Lächelnd belauerte sie ihn von der Seite. »Du magst sie nicht, Ginolu, nicht wahr?«
»Die Jusarikaner?« Bosco bedachte seine Antwort sorgfältig. »Nun, sie kommen mir fremd vor, das stimmt. Ich werde nicht recht warm mit ihnen.« Das reichte. Jedes weitere Wort wäre zu viel gewesen.
»Und wie denkst du über den Goldzeitschatz, Ginolu von Apenya?«
»Ich bin nicht sicher, ob er wirklich existiert«, behauptete Bosco. »Doch wenn es ihn gibt und wenn er wirklich die Macht über die Welt verleihen kann, dann sollte er nicht in die falschen Hände fallen.« Sein Inneres Augenohr verriet ihm, dass ihr die Antwort gefiel.
»Ich sah dich und wusste, dass du ein Zweifler bist, Ginolu.« Sie setzte das Fernrohr ab und blickte ihm ins Auge. »Ich habe eine Schwäche für Zweifler, denn ich bin selber einer.«
Torya wandte sich ab und spähte wieder durch das Fernrohr. Männer ruderten den schwarzen Titan und seine tierischen Mutanten dem Strand entgegen. Dort warteten bereits zwei Dutzend schwerbewaffnete Wildsaujäger. Ein zweites Ruderboot mit Jusarikanern und Kriegern aus Apenya pflügte durch die Brandung. Männer sprangen ins Wasser und zogen es an den Strand.
»Wir sollten zusammenhalten, Ginolu«, sagte Torya.
»Genau das ging mir eben auch durch den Kopf, Königin.« Boscos Herz klopfte. Auf was ließ er sich hier ein? Vom Schiff des Eisernen waren Hammerschläge und das kreischende Geräusch von Sägen zu hören. Die Seeleute dort hatten begonnen, die Decksaufbauten zu reparieren und den umgestürzten Mast wieder aufzurichten.
»Der Kriegsmeister Catavar ist mit meinem Thronritter Walliser und einem dalusianischen Kapitän nach Altbergen aufgebrochen«, sagte die Königin. »Sie werden die Bergstadt erobern und den Weg zur Lichterburg erfahren. Wenn sie schnell sind, werden sie vor dem nächsten Wintereinbruch zurück sein.« Sie flüsterte plötzlich. »Und wenn wir schnell sind, könnten wir ihnen zuvorkommen.«
Auf dem kastenartigen Schiff drüben begannen die Jusarikaner das große Loch zu schließen, aus dem gestern um diese Zeit noch das schwarze Eisenrohr aufragte. Das Eisenrohr selbst - der Schloter - galt als unwiederbringlich verloren. Er war nach dem Aufprall des Wals ins Meer gestürzt und versunken. Der Viermaster war vorerst nicht mehr seetüchtig.
»Zuvorkommen?« Bosco prüfte jedes Wort der blonden Frau. »Was genau meinst du damit, Königin Torya?«
Am Strand zog inzwischen eine Kolonne aus etwa fünfzig Kriegern die Dünen hinauf. An der Spitze ritt der schwarze Eisenkerl auf seinem mächtigen Rinkuda-Stier. Ein Rotmantel und zwei Schwarzmäntel flankierten ihn. Sie ritten auf kleinen stämmigen Schafsböcken mit langem rotbraunem Fell, wie sie auf den nördlichen Inseln vor Apenya gezüchtet wurden. Die spitzen Schnauzen dicht am Boden Hefen die beiden Mammutcaniden des Eisernen voraus.
»Komm nach Sonnenuntergang in meine Kajüte, Ginolu.« Die Königin sah zu ihren Gardisten hinüber. »Dann können wir ungestört über alles reden.«
Kapitel 7
Die Großkatze sprang voraus, blieb von Zeit zu Zeit stehen und wartete auf Katanja und Jacub. Das Land hinter den Dünen war flach und karg, der Boden versalzt. Hier wuchsen kaum Bäume und nur wenige Sträucher. Schlickgras wucherte da und dort, Strandastern und Meerstrandwegerich entdeckte Katanja im Vorüberlaufen, doch keine Erhebung und kaum einen Busch, hinter dem man Deckung hätte suchen können. Wenigstens brach schnell die Dämmerung herein. Selbst mit einem Fernrohr würde ein Verfolger sie jetzt nicht mehr so ohne weiteres entdecken können. Katanja lief langsamer. Ihre Lunge stach, ihre Beine schmerzten. Dem Rotschopf schien es nicht viel besser zu gehen.
So unverhofft wie Sakrydor aufgetaucht war, so unverhofft verschwand er auch wieder. Auch Merkur, ihren letzten Kolk, sah Katanja nirgends. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten sie das Ufer eines schmalen Fjords, der sich weit ins
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