Die Tochter Der Goldzeit
ranghoher Jusarikaner, wie es aussah.
Bis auf zweihundert Schritte marschierte das Heer heran, dann blieb es stehen. Dumpf hallte Catavars Stimme über das Eis, er bellte Befehle nach rechts und links. Die Menge seiner Krieger bildete eine dreifach gestaffelte Angriffsreihe von jeweils etwa siebzig Mann.
Jetzt konnten Grittana und die Wächter auch die Schlitten mit den Käfigen erkennen. Zweiundzwanzig große Holzgitterverschläge zählte sie. Links und rechts der Heerführer nahmen Männer in schwarzen Lederrüstungen und schwarzen Mänteln Aufstellung. Heißer Schrecken durchzuckte Grittana, als sie die Waffen erkannte: zwei Lichtbündler und zwei Druckwerfer. Sie zwang sich zur Ruhe.
Nun lösten sich sieben Männer aus der Angriffsreihe - die beiden Heerführer neben dem grauen Catavar und fünf Barbaren, mit Beilen und Spießen bewaffnet und mit Bärten und Haaren bis zu den Hüften. Seite an Seite kamen die sieben zum Schneewall. Zehn Schritte davor blieben sie stehen. »Habt ihr einen Häuptling, einen Kommander oder Ähnliches?«, rief der Jusarikaner mit dem roten Mantel zum Schneewall hinauf. Er benutzte einen alten Dialekt von der Westmeerküste.
Grittana blickte sich um; Tondobar kletterte eben den Wall hinauf. Seine Miene war angespannt und hart, er summte. Die Meisterin wartete, bis er neben ihr stand. »Ihr könnt mit uns reden«, sagte sie dann.
»Wir verlangen die Herausgabe von Aufzeichnungen über den Weg zur Lichterburg und über ihre genau Lage«, rief der Rotmantel. »Ihr habt eine Stunde Zeit. Gebt ihr sie bis dahin heraus, können einige von euch ihr Leben retten.«
»Genauer gesagt, die Weiber, Säuglinge und Gören«, ergriff der krummbeinige Dicke das Wort. »Alle Männer und Burschen haben ihr Leben durch den Angriff auf unsere Suchtrupps verwirkt. Mörder kriegen keine Gnade bei uns!«
Aus den Augenwinkeln sah Grittana, wie Tondobar zusammenzuckte. Sie nahm seine Hand und betrachtete die sieben Emissäre des Grauen. Der Rotmantel war schwer einzuschätzen, die anderen aber kamen der Meisterin einfach nur wie blutrünstige Schlächter vor. Sie erschauderte bei dem Gedanken, dass die aus Jusarika sich mit solchen Männern umgaben. Waren sie denn wirklich so verrückt nach dem Goldzeiterbe?
»Was ist jetzt?« Der krummbeinige Albride äugte zu ihnen hinauf. »Hat's euch die Sprache verschlagen?«
»Wer seid ihr?«, fragte Tondobar.
»Ich bin Walliser von Cardyfes«, antwortete der grobschlächtige Krieger. »Der Herrscher über die Westküste Albridans, treuer Verbündeter der Königin Torya und ihr Thronritter.«
»Ihr kämpft auf der falschen Seite!«, rief Grittana den Männern vor dem Wall zu.
»Wir entscheiden, welche Seite für uns die richtige ist«, blaffte Walliser.
»Ihr habt schon genug Schuld auf euch geladen!«, rief Tondobar. »Kehrt um, segelt nach Hause! Vielleicht wird das Leben euch dann gnädig behandeln.«
»Ihr habt fast zweihundert Krieger getötet und werdet bezahlen!«, antwortete der Rotmantel.
»Eure Frauen und Töchter können rauskommen und ihr Leben retten, wenn sie die verdammten Aufzeichnungen vom Weg zur Lichterburg mitbringen«, rief Walliser von Cardyfes. »Alle anderen müssen dran glauben. So läuft das nun mal im Krieg.«
»Seid vernünftig und denkt nach«, rief der Rotmantel. »Ist euch der Goldzeitschatz wirklich mehr wert als das Leben eurer Frauen und Töchter?«
»Verfluchte Lichterburg, verfluchter Goldzeitschatz!«, rief Grittana zornig. »Blendwerk und Hirngespinst! Geht nach Hause, sag ich euch! Wir führen keinen Krieg! Und ihr kämpft auf der falschen Seite!«
Der massige Walliser blies empört die bärtigen Backen auf. »Ist das euer letztes Wort, alte Hexe?«, brüllte er.
»Du redest mit der Meisterin von Altbergen, Mann aus Albridan«, entgegnete Tondobar ruhig. »Ja.« Er nickte. »Es war unser letztes Wort. Geht, überbringt es dem einarmigen Mörder, dem ihr eure Seelen verkauft habt!«
Walliser stieß einen Fluch aus. Die Augen des Rotmantels wurden sehr schmal und sein bleiches Gesicht so weiß wie der Schnee. Die sieben Männer wandten sich ab und marschierten zurück zu ihrem Heer. Bei Catavar angekommen, sprach Walliser kurz mit dem grauen Ritter aus Jusarika. Walliser starrte die ganze Zeit zurück zum Schneewall. Durch das Fernrohr spähte Grittana zu ihm. Etwas wie Unsicherheit stand ihm auf einmal in seinem groben, bärtigen Gesicht geschrieben.
»Der graue Ritter ist ein Eisenmensch wie der Eiserne
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