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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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selbst«, sagte Tondobar. »Anders kann ich nicht deuten, was ich aus Friedjans Mund hören musste, bevor er das Bewusstsein verlor. Die in Jusarika müssen Catavar nach dem Vorbild des Eisernen erschaffen haben. Sogar das Geheimnis der Lichtgeistbannung haben sie an ihm studiert und entschlüsselt.«
    »Hoffen wir, dass ihnen nicht noch mehr solcher Kreaturen gelungen sind«, sagte Grittana.
    Draußen auf dem Eis rief Catavar jetzt einen Befehl - seine Krieger öffneten die Vogelkäfige. Ein Schwarm von etwa vierhundert Möwen und Graukolks erhob sich über dem Heer und rauschte der Wrackinsel entgegen. Zugleich setzten sich die drei Angriffsreihen in Bewegung. Ein Raunen ging durch die Reihe der Wächter auf dem Schneewall. Die Männer und Frauen spannten Pfeile in die Sehnen ihrer Armbrüste und zielten auf die heranfliegenden Angreifer.
    Ein Rauschen erhob sich über der Schneewallkrone - die Greife schwangen sich in die Luft und fuhren unter den Vogelschwarm. Der stob sofort auseinander. Kreischend und krächzend flogen die Möwen und Graukolks in alle Richtungen davon. Ausgefroren und hungrig, wie sie waren, dachten sie nicht daran, gegen die Greife zu kämpfen. Die jedoch jagten ihnen hinterher.
    »Sollen wir den Wall aufbrechen?«, rief Friesen aus der Gruppe der Katafrakte. Hinter der gepanzerten Reiterei hatten sich sämtliche Männer und Frauen von Altbergen versammelt, die mit einer Waffe umgehen konnten. Grittana hob die Rechte und bedeutete Friesen, noch abzuwarten.
    Viele Krieger Catavars starrten den fliehenden Möwen und Graukolks hinterher. Ihre Angriffsreihen gerieten ins Stocken. Der einarmige graue Ritter mit der schwarzen Kapuze drehte sich nach seinen Kriegern um, blaffte wieder Befehle. Zwei große weiße Vögel flogen dicht über ihn hinweg.
    Catavar duckte sich, als wäre er erschrocken. Der Vormarsch seiner Krieger kam nun endgültig zum Stillstand. Alle Männer beobachteten das rätselhafte Vogelpaar. Auch Grittana, Tondobar und die Wächter auf dem Schneewall hielten den Atem an und sahen zu, wie die weißen Vögel zwischen Catavars Heer und der Wrackinsel in den Himmel stiegen. Unerklärliche Helligkeit umgab sie.
    Eine große Feder löste sich aus der Schwinge eines der beiden Vögel. Sie drehte sich um sich selbst, während sie aus dem Himmel schwebte. So kreisend und in einer leichten Brise hin und her schwankend, sank sie dem Eis entgegen. Sehr still war es mit einem Mal. Und dann landete die weiße Schwingenfeder achtzig Schritte vor dem Schneewall in der Spur, die Catavars Emissäre durch den Schnee gepflügt hatten. Als die Feder aufsetzte, war es, als bebte das Eis.
    Auf dem Schneewall hielt die Meisterin von Altbergen den Atem an. Tondobar und die Wächter beugten sich vor, als würden sie lauschen, und die Krieger auf dem Eis verharrten auf einmal wie angefroren.
    Ein splitterndes Krachen lief von der weißen Feder aus nach beiden Seiten durch das Eis. Ein Spalt entstand etwa achtzig Schritte vor dem Schneewall und hundert Schritte vor der vorderen Angriffsreihe des grauen Catavars. Die ersten Krieger dort wichen erschrocken zurück. Das Splittern und Krachen dröhnte lauter und nahm zu - viele Spalten klafften auf einmal im Eis vor den Angreifern. Ein Aufschrei des Entsetzens ging durch das Heer. Die Krieger drehten sich um und rannten davon. Das Krachen und Splittern war nun allgegenwärtig und schien die ganze Welt zu erfüllen. An vielen Stellen stiegen plötzlich Eisschollen auf einer Seite aus dem Schnee, und auf ihrer anderen Seite rutschten flüchtende Männer ins Wasser. Die Spalten im Eis wuchsen schneller, als die Krieger Catavars fliehen konnten. Überall sahen Grittana und Tondobar sie zwischen den Eisschollen im See versinken.
    Auch den grauen Catavar sahen sie ins Wasser stürzen und untergehen.

Kapitel 18
    Tagelang durchforstete Bosco sein Gedächtnis. Alles, was er in der Chronik von Tikanum über dampfgetriebene Wagen und Schiffe gelesen hatte, holte er aus den Kellern seiner Erinnerung herauf. Er schrieb es auf, zeichnete Skizzen, verwahrte sie in seinem Federmantel.
    Längst fuhr die Flotte durch den Nordsund nach Osten, die Bryta und die Etlantyca an der Spitze. Nadolpher und der Eiserne hatten es aufgegeben, Katanja und ihre Gefährten auf dem Landweg zu verfolgen. Den Viermaster mit dem abgebrochenen Schloter hatten sie zurückgelassen. Der Winter nahte, von beiden Seiten der Küste rückte das Eis mit jedem Tag näher. Bosco wusste, dass er bald

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