Die Tochter Der Goldzeit
zuschlagen musste. Wenn die Schiffe erst im Eis feststeckten, feuerten die Jusarikaner auch ihren Dampfantrieb nicht mehr an.
Seine Stunde kam, als Nadolpher seine Rotmäntel, die Königin und die Cabullos der Südländer auf die Etlantyca zum Kriegsrat bestellte.
Bosco stieg mit ins Ruderboot, das Torya zum Flaggschiff des Zwergs brachte. Inzwischen hatte Nadolpher ihn zum Ersten Kundschafter des Heeres ernannt. Zu seinen Aufgaben gehörte es auch, dem Kommander die Botschaften der Königin zu überbringen. »Kommander« - so nannte inzwischen fast jeder im Heer den Zwerg; nur einige Dalusianer sprachen ihn noch mit »Fürst Nadolpher« an.
Maragostes saß zwischen Bosco und der Königin im Ruderboot. Er hatte Torya auf ihrem Flaggschiff besucht und sich mit ihr beraten. Worüber, wusste Bosco nicht. »Worauf wird das alles hinauslaufen?«, seufzte er jetzt. »Was meinst du, Ginolu?« Der dalusianische Flottenmeister flüsterte.
»Auf die Neue Goldzeit, schätze ich doch«, sagte Bosco. In seinem Mantel verbarg er einen großen Lederbeutel voller Lampenöl. Mara-gostes sah ihn mit zweifelnd hochgezogenen Brauen an. Zugleich traf ihn ein verstohlener Blick der Königin; Torya schien den knappen Wortwechsel gehört zu haben. Seit die Frau aus Altbergen entkommen war, gab sie sich wortkarg und kühl.
Diesmal hatte Nadolpher nur die führenden Köpfe des Heeres in die große Ratskajüte geladen, in die »Messe«, wie die Jusarikaner sagten. Dieser Umstand gab für Bosco den Ausschlag, seinen lange gehegten Plan an diesem Tag in die Tat umzusetzen. Sie gingen an Bord der Etlantyca. Von weitem sah Bosco den Flottenmeister und die Königin unter den Rotmänteln und Cabullos in die Messe eintreten. Er war froh, dem schwarzen Eisenriesen nicht unter die flammenden Sehschlitze treten zu müssen. Irgendwann schloss sich die Tür.
Bosco schlenderte eine Zeitlang über das große, kastenartige Schiff. Zwei Dutzend Barbaren von der Westküste Apenyas und nur zwei Schwarzmäntel der Jusarikaner arbeiteten auf dem Außendeck. Unter den Planken stampfte und rauschte es. Bosco blickte zum Schloter hinauf. Schwarze Rauchwolken stiegen aus dem Rohr in den Winterhimmel. Seit Tagen rauchten die Schloter ununterbrochen. Je ein Viermaster der Jusarikaner hatte drei Segelschiffe ins Schlepptau genommen. So weit wie möglich wollte Nadolpher Richtung Osten vorankommen, bevor das Eis die Flotte einschloss.
Auf der Steuerbordseite öffnete Bosco eine Tür zu den Deckaufbauten des Mittelschiffes. Stampfen, Rauschen und metallenes Scharren schlugen ihm von unten entgegen. Eine Treppe führte zum Großofen und zu den Wasserkesseln hinunter. Der einäugige Kahlkopf aus Tikanum setzte sich auf die oberste Stufe, hielt sich die Ohren zu und wartete. Die Tür ließ er angelehnt.
Nach einer Stunde etwa tauchten zwei erstaunlich kräftig gebaute Jusarikaner in schwarzen Ganzkörperanzügen unterhalb der Treppe auf und öffneten die Eisenluke vor dem Großofen. Flammen züngelten heraus, Rauch füllte den Raum vor dem Ofen. Bosco musste husten, weil der Qualm auch die Treppe hochstieg. Doch Stampfen, Zischen und Scharren waren so laut, dass die beiden Jusarikaner ihn nicht hörten. Mit breiten Schaufeln schippten sie schwarzes Geröll in den Großofen. Danach schlossen sie die Luke und verschwanden in einem Raum gegenüber dem Ofen.
Kurz darauf sah Bosco durch den Türspalt einen Rotmantel und die Königin vorbeigehen. Der Kriegsrat war also vorbei. Bosco stand auf, verriegelte leise den Eingang und huschte die Stufen hinunter. Auch die Tür, hinter der die beiden Jusarikaner verschwunden waren, verriegelte er. Er ging zu einem riesigen Wasserkessel neben dem Großofen. Dort zog er seine Zeichnungen aus dem Mantel und verglich sie mit einer Tafel voller Hebel und uhrenartiger Gebilde, die er zwischen Kessel und Ofen entdeckte. Sie erinnerten ihn an Schalttafeln, die er aus dem Pumpwerk von Tikanum kannte. Er legte zwei Hebel um und unterbrach so die Verbindung zwischen einem der Wasserkessel und zwei Dampfleitungen, die zum eigentlichen Antrieb des Wasserrades am Heck führten. Sofort stieg der Druck im Kessel an. Danach öffnete Bosco die gusseiserne Ofenluke und warf den Ölbeutel ins Feuer. Er verriegelte die Tür, huschte auf der gegenüberliegenden Seite die Treppe hinauf und verließ das Unterdeck auf der Backbordseite.
Eine Frau mit langem silberfarbenem Haar huschte an ihm vorbei. Kurz nur sah Bosco ihr Gesicht. Etwas darin erschien
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