Die Tochter Der Goldzeit
habe eine so einfache wie gute Geschichte«, sagte Bosco. »Und ich habe blutige Beweise für diese Geschichte.« Kein weiteres Wort verlor er über die Nordmeerkröten und ihre Opfer.
Sie verteilten sich auf fünf Schlitten. Auch ein schwergewichtiger einbeiniger Kahlkopf war unter ihnen. Sogar ein Affe aus der Südwildwelt und ein Wahnsinniger mit vollständig gelähmten Beinen -Bosco traute seinen Augen kaum. Je acht Caniden zogen einen Schlitten. Tiban, ein Späher namens Henner und ein Canidenführer-Paar aus Hagobaven lenkte sie in die Winterwälder hinein auf den langen Weg nach Osten. Es war der neunzehnte Tag des zweiten Mondes im neuen Jahr.
Bosco machte sich auf den Weg zurück zur Meeresenge. Seltsam heiter war ihm ums Herz. Dabei wagte er nicht zu entscheiden, vor wem der gefährlichere Weg lag: vor Katanja und ihren Begleitern oder vor ihm.
Kapitel 17
Dunkelheit fiel über die nächtlichen Waldhänge. Es schneite.
Der weiße Widder trug den schwer Verwundeten den Pfad entlang, den Friesen, Honnis und die Jäger und Waldläufer genommen hatten. Späher der Nachhut sahen das Tier durch den Schnee des Waldhangs stapfen, von dem aus man in die Talschneise mit dem Bergwerk gelangte. Friedjan war noch bei Bewusstsein, als man ihn zu seinem Vater brachte. Seine Gefährtin, seine Kinder und seine Mutter Mai waren schon mit der Meisterin zur Wrackinsel aufgebrochen.
Er konnte noch erzählen, was geschehen war, was er gesehen hatte und wo Linderaus Leiche lag. Als der neue Morgen dämmerte, bat Friedjan seinen Vater, Grüße an Katanja auszurichten und ihr zu sagen, dass er sie liebte. Dann verlor er das Bewusstsein. Vier Tage und vier Nächte lang wachte Tondobar bei seinem Sohn. Friedjan war stark, und der Tod brauchte lange, bis er ihn endgültig überwand. Als Friedjan am Morgen des fünften Tages starb, begrub Tondobar ihn tief im Bergwerk unter Steinen.
Am gleichen Tag pirschten Späher und Waldläuferinnen an den Patrouillen der feindlichen Krieger vorbei und bargen die Leiche Linderaus. Sie trafen auf keine Krieger des grauen Catavars. Den ehemaligen Ratsvorsitzenden bestatteten sie neben dem jungen Katafrakten Friedjan. Irgendwann, wenn alles vorbei war, sollten beide ein Urnengrab im Grablabyrinth von Altbergen bekommen.
Mit dem letzten Schiff, einem kleinen Einmaster, segelten auch der neue Ratsälteste und seine Begleiter hinüber zur Wrackinsel. Es schneite. Tondobar saß unter dem Mast. Er hatte sich den Kopf mit einem Tuch verhüllt. Während der ganzen Überfahrt starrte er finster und schweigend aufs Wasser.
Bis auf sechs Männer und fünf Frauen hatte sich die gesamte Sozietät auf die Wrackinsel zurückgezogen. Niemand wusste mit letz-ter Überzeugung zu sagen, wie sicher die weit über dreihundert Menschen auf den alten Schiffen sein würden. Dass die Krieger des grauen Ritters die Wracks von ihren Schiffen aus gesichtet hatten, galt als unwahrscheinlich: Am Tag, als ihre Flotte den Großen See erreichte, hatte ja Nebel geherrscht; und die Route zwischen dem Austritt des Großen Stromes und der Flussmündung, an der die Ruinenstadt lag, verlief mehr als zwanzig Kilometer entfernt von der Wrackinsel.
Dennoch war es ein Wagnis, sich ausgerechnet dort zu verstecken; und eine Herausforderung der Anderen. Oder ein Vertrauensakt den Anderen gegenüber, wie Grittana behauptete? Die Wracks in unmittelbarer Umgebung der Zeitfuge ließ die Meisterin unbewohnt, um die Anderen nicht durch die Nähe allzu vieler Menschen zu verstören.
Die elf Zurückgebliebenen - vier Späher, drei Jäger und vier Waldläuferinnen - hatten die Aufgabe, die Kriegsrotten des grauen Catavars zu beobachten. Gefiederte Boten flogen zwischen der Wrackinsel und dem Seeufer hin und her. So erfuhr man auf den alten Schiffen bald, dass der Graue einarmig und mit verhülltem Helm in seinem Heerlager und auf seinem Schiff gesehen worden war. In einer anderen Botschaft hieß es, über hundert seiner Krieger seien durch die Flutung des Tales und den anschließenden Angriff ums Leben gekommen.
Gegen Mitte des ersten Mondes des neuen Jahres brachte ein Kolk die beunruhigende Nachricht, dass feindliche Späher das Bergwerk und die Anlegestelle entdeckt hätten, von der aus man auf den See hinausgefahren war. Tage später segelte ein Schiff mit albridanischer Flagge so nahe an der Wrackinsel vorbei, dass man seinen Namen lesen konnte. Vulvya. Gegen Ende des ersten Mondes schickten die Zurückgebliebenen eine Warnung: Catavar
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