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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Erbe der Goldzeit, also suchen sie uns. Nur in unseren Archiven gibt es Hinweise auf die Lage der Lichterburg.«
    »Aber wie sollte er davon erfahren haben?« Tondobar ließ sich auf ein Sitzpolster sinken. »Und woher sollte er wissen, dass Altbergen hier in den Bergen am Großen See liegt?«
    »Denke an die Erste Jusarika-Expedition«, antwortete Grittana. »Denke an die Heilerin, die hier Zuflucht vor dem Tyrannen suchte.«
    »Das ist über fünfhundert Winter her!«
    »Trotzdem: Der Tyrann hat damals Kundschafter auf ihre Fährte gesetzt. Nicht jeden fraßen die Waldleute, mancher konnte fliehen.«
    »Die Überlebenden werden einen Bericht geschrieben haben«, sagte Linderau nachdenklich. »Darin wird gewiss überliefert sein, dass die Spur des rebellischen Trios damals zum Großen See führte.«
    »Wir wussten, dass der eiserne Betavar irgendwann zurückkehren würde.« Lundis hatte sich gefangen. Wie meist gab sich die hochgewachsene, drahtige Frau wieder beherrscht und kühl. »Und wir wussten auch, dass er nicht allein zurückkehren würde.« Sie hatte eine dunkle, raue Stimme.
    »O ja, wir wussten es - und hofften insgeheim, es möge nicht zu unseren Lebzeiten geschehen.« Linderau senkte den Kopf und starrte seine gefalteten Hände an. »Wir müssen den Rat einberufen.«
    Grittana nickte langsam. »Und wir müssen die Verbündeten warnen. Wir sollten es wenigstens versuchen.«
    Sie sprach von drei Sozietäten, die, wie Altbergen, seit den Wintern vor der Zeitenwende in befestigen Anlagen unter der Erde lebten; Menschen, die, wie die Bewohner von Altbergen, die Erinnerung an die Zeiten vor den großen Katastrophen bewahrt hatten und von Generation zu Generation überlieferten.
    »Unsere Verbündeten kennen die Lage Altbergens.« Linderaus Stimme klang von Satz zu Satz heiserer. »In Hagobaven und Syluna-da gibt es zur Zeit sieben Menschen, die den Weg über den Großen Strom zum Großen See und von dessen Ostufer zu unserem Tor exakt beschreiben können.« Der Ratsälteste sprach von Frauen und Männern aus Altbergen, die sich im Laufe der vergangenen zwanzig Winter der Liebe wegen den Sozietäten von Hagobaven und Syluna-da angeschlossen hatten. Linderaus eigene Tochter lebte in Hagobaven. Drei Winter nach ihrem Frauenfest war sie zu ihrem Geliebten nach Norden übergesiedelt. Solche Liebesbeziehungen ergaben sich regelmäßig, denn alle fünf Winter trafen Expeditionen aus Altbergen und der Südsozietät an den immergleichen, abgelegenen Orten des Mittelwildlandes mit Expeditionen der beiden Nordsozietäten zusammen. Und immer nahmen die Sozietätsräte junge Männer und Frauen mit auf die Reise. Außer diesen Treffen gab es für ein Sozietätsmitglied kaum Gelegenheit, einen fremden Menschen kennen-und lieben zu lernen.
    »Darauf werden auch der Eiserne und seine Leute kommen«, ergriff wieder Lundis das Wort. »Das sind schließlich keine Hohlköpfe. Sie werden auch nach den anderen Sozietäten suchen, um dort zu erfahren, wo sie uns oder die Lichterburg oder beides finden.« Die roten Augen der Ratsfrau und Zweiten Torwächterin verschwanden hinter schmalen Lidschlitzen. Ihr schönes Gesicht war auf einmal hart und kantig. »Rüsten wir uns also! Der Eiserne will das Rad der Geschichte zurückdrehen - er wird nicht ruhen, bis er das Erbe der Goldzeit in den Händen hält. Und mit ihm die Macht.«
    »Das darf niemals geschehen!«, entfuhr es Grittana. »Tyrannei und Verwüstung wären die Folge! Die Erde würde ein zweites Mal in Blut und Tränen ersaufen!«
    Die Mienen der anderen drei verdüsterten sich. Eine Zeitlang schwiegen alle und blickten ins Leere.
    »Noch vor der Ratssitzung werde ich Boten auf die Reise schicken«, verkündete Tondobar irgendwann. Er sprach von den Kolks, die während der Sozietätstreffen ausgetauscht wurden. In jeder Erd- oder Bergstadt des Bündnisses lebten Kolks aus den anderen Sozietäten. Einmal auf den Weg geschickt, fanden die klugen Rabenvögel immer zurück in ihre ferne Heimat.
    »Hoffen wir, dass die in Tikanum auf der Hut sind«, sagte Linderau leise.
    Die letzten vier Sozietäten der bekannten Welt taten zwar alles, um ihre Existenz zu verschleiern und die Zugänge ihrer unterirdischen Städte zu tarnen. Dennoch wussten manche Legenden der Barbaren von ihnen zu erzählen. Begegnungen mit den Oberirdischen ließen sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht immer vermeiden.
    Sieben Jahrhunderte schon lebte man im Berg oder unter der Erde; die Verbündeten auf der

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