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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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den Augenwinkeln sah sie, wie Tondobar und Linderau Augen und Mund aufsperrten. Beide starrten zur dunklen Türöffnung hinüber, als stünde dort eine Erscheinung. Man sah aber nichts als die Umrisse einer Schulter und eines Knies, und selbst das nur undeutlich.
    »Betavar hat Kundschafter ausgeschickt, um euch zu suchen«, fuhr die junge Frau namens Sentuya fort. »Er und die an seiner Seite werden nicht ruhen, bis sie euch finden - oder bis sie den Weg zur Lichterburg auf andere Weise erfahren.«
    »Niemand außer uns kennt den Weg«, sagte Grittana. »Seid ihr denn sicher, dass der Eiserne ihn wirklich vergessen hat?«
    »O ja!« Die rothaarige Frau nickte. »Er wäre längst zurück in der Lichterburg, wenn er den Weg erinnern könnte.«
    »Hört sie denn nicht zu?«, nörgelte die Stimme des Unsichtbaren. »Der Eisenkerl war so gut wie tot! Drüben in Jusarika hat schwere See ihn an den Klippen zerschmettert! Keiner kehrt aus dem Nichts zurück und ist noch derselbe, der er zuvor gewesen ist!«
    »Und ihr seid auch sicher, dass nicht der Eiserne allein die Kundschafter ausschickt?«
    »Was ist schon sicher?«, krächzte es aus dem Halbdunkeln. »Jedenfalls ist er nicht allein. Jedenfalls ist es nicht in Ordnung, dass sie ohne Karamellen gekommen sind!«
    »Und sind es viele, die an der Seite des Eisernen kämpfen?« Die Meisterin versuchte die Stimme hinter der Tür zu ignorieren.
    »Wir wissen es nicht genau, wir wissen ja nicht einmal, ob er wirklich der Herrscher ist oder ob Fremde ihn beherrschen«, sagte die Rothaarige. »Wie wissen nur, dass er zurückgekehrt ist.«
    »Seine Kundschafter sind unserem Tor schon gefährlich nahe gekommen.« Grittanas Miene verdüsterte sich. »Es wird nicht heute geschehen und nicht morgen, aber irgendwann könnte es geschehen, und der Eiserne steht mit einem Heer vor unserem Tor.«
    »Er oder seine Retter werden Kundschafter zum Nordsund in die Gegend von Hagobaven schicken«, sagte die junge Frau in den Decken. »Auch ins Nordmeer nach Sylunada wird eines ihrer Schiffe aufbrechen. Es wird ankommen - aber am Grund des Meeres!« Zorn machte ihre Miene hart. »Dafür werden wir sorgen!«
    »Ihr müsst auch uns helfen.« Endlich löste sich Linderaus Stimme. »Bitte!«
    »Nichts müssen wir«, krächzte die Stimme des Unsichtbaren aus der Dunkelheit hinter der Tür. »Und sie sollen sich nicht so wichtig nehmen .«
    »Zügle dich, Sakrydor!«, rief die Rothaarige. »Es sind Menschen, ihr Leben währt nur kurze Zeit. Also hängen sie daran. Außerdem brauchen wir sie.«
    »Was sollen wir denn tun?«, fragte Linderau mit leiser Stimme. Seine Gesichtshaut hatte die Farbe alten Schnees angenommen. Nie zuvor hatte Grittana den Ratsältesten so verunsichert erlebt.
    »Er und seine Leute gehen zur Lichterburg, ganz einfach«, krächzte es aus der Dunkelheit. »Er und seine Leute schnappen sich den Schatz. Wenn er und seine Leute es nicht tun, tun es der Eiserne und sein Gesindel. Und wenn sie erst einmal den Goldzeitschatz haben, werden sie alles Unheil anrichten, das man mit ihm anrichten kann! Er hat auch keine Karamellwürfel dabei?« Die Frage verschlug dem Ratsältesten wieder die Sprache, stumm schüttelte er den Kopf. »Schade, schade!«, tönte es.
    »Wir rüsten eine Expedition aus.« Jetzt wandte sich auch Tondobar an die junge Frau. »Das dauert zwei oder drei Jahre, wir müssen ja Waffen herstellen, wir müssen ein Schiff bauen und unsere jungen Männer ausbilden. Wir müssen eine zweite Reiterei mit Katafrakten aufstellen ...«
    »Zu auffällig!« Sentuya fiel ihm ins Wort und winkte ab. »Jedes noch so kleine Heer würden die Kundschafter des Eisernen irgendwann entdecken. Sie müssten ihm nur folgen, und es würde sie zur Lichterburg führen.« Sie schüttelte ihre rote Mähne so heftig, dass die Meisterin für einen Augenblick ihre spitzen Ohren sehen konnte. »Das Risiko ist zu groß, viel zu groß.«
    »Dann schicken wir eben nur wenige«, schlug Tondobar vor. »Zwölf mutige, starke Männer; Katafrakte, Jäger und Waldläufer. Sie müssen jung sein, sie müssen die Strapazen einer solch langen Wanderung ertragen können, sie müssen bereit sein, ihr Leben zu wagen ...« Jetzt, wo er seine Scheu überwunden hatte, stürzten die Worte nur so über seine Lippen. Grittana merkte, wie er nach den Füßen der Frau schielte, doch die waren in den Decken vergraben. »Und sie müssen klug sein«, fuhr der Erste Wächter des Tores fort. »Wir haben da einige

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