Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
vielversprechende Knaben, doch ohne eure Hilfe ...«
    »Er denkt an den Blonden«, krächzte es aus der Dunkelheit jenseits der Schwelle. »Wie heißt er gleich? Janner, richtig. Guter Junge, hab ihn beobachtet. Oder denkt er an seinen eigenen Sohn, an Friedjan?« Tondobar blieb sprachlos vor Staunen. Sie wussten alles. Grittana staunte nicht; sie hatte nichts anderes erwartet.
    »Wir hätten euch nicht gerufen, wenn wir euch nicht helfen wollten«, ergriff wieder die junge Frau in den Decken und Fellen das Wort.
    »Und wir hätten die Flüchtigen nicht gerufen, wenn wir nicht uns selbst helfen wollten«, krächzte der hinter der Schwelle im Halbdunklen Verborgene. »Seit der ganze Spuk vorbei ist, seit der Götternacht, haben wir endlich auch ein bisschen Platz hier. Und das soll so bleiben, bei allen Funzeln des Universums!«
    »Das stimmt«, bestätigte Sentuya. »Seit der Götternacht gibt es Raum für uns Andere unter euch Menschen. Jahrhundert um Jahrhundert ein bisschen mehr. Ständig öffnen sich uns neue Orte, an der die Andere Welt eure Welt durchdringt. Das wird sich ändern, sollte der schwarze Eisenmann oder seine Retter die Lichterburg vor euch erreichen. Alles wird sich ändern, sollten sie das Erbe der Goldzeit vor euch in Händen halten. Dann werden sie den Tyrannenthron errichten. Dann wird es eine neue Götternacht statt eine neue Goldzeit geben. Dann fängt die ganze Mühsal und Qual noch einmal von vorn an .«
    »Das darf nicht geschehen!«, entfuhr es der Meisterin.
    »Mal bläst der Wind von links, mal bläst er von rechts«, krächzte es hinter der Tür. »So war es immer, und so wird es immer bleiben.«
    »Gib Ruhe, Sakrydor!« Eine Zornesfalte grub sich zwischen die Brauen der Rothaarigen.
    »Zwölf Männer, zu allem entschlossen, und eure Kräfte!«, beschwor Tondobar sie. »Dann wird sich nichts wiederholen! Dann wird die Erde euch und uns gehören! Für immer!«
    »Ich sah keine Männer.« Sentuya hob die Lampe und hielt das geschliffene Glas ins Licht. Der bunte Schein wanderte von Tondobar zu Linderau. »Ich sah die Lichterburg. Und ich sah eine Frau.« Das gebrochene Licht wanderte zur Meisterin und kroch über ihren weißen Pelz. Die Wassertropfen darin leuchteten auf.
    »Die ist zu alt«, krächzte es aus der Dunkelheit des Nachbarraums. »Hat denn der Schwarzbart auch keinen Karamellwürfel?«
    »Es ist gut jetzt, Sakrydor!« In einer herrischen Geste hob Sentuya die Rechte mit der Glaspyramide, ihre singende Stimme klang streng. »Ich sah eine junge Frau.« Ihre Augen wurden schmal, sie neigte den Kopf und ließ den bunten Lichtschein bis zu Grittanas Gesicht hinauf wandern. Ihre Züge waren hart und unerbittlich auf einmal. »Es gibt doch eine junge Frau bei euch, der wir diese Aufgabe anvertrauen können, nicht wahr, Meisterin von Altbergen?«
    »Ja.« Grittana hob die Hand, um ihre Augen vor dem Licht zu schützen. Von der Seite spürte sie die erschrockenen Blicke ihrer Begleiter. »Aber sie ist noch keine Frau, sie ist noch ein Mädchen.«
    »Wie heißt sie?«, krächzte die Altmännerstimme. »Sie heißt doch nicht Katanja?«
    »Doch«, flüsterte Grittana. Das Herz schlug ihr in der Kehle, ihr Mund war plötzlich trocken. »Sie heißt Katanja .«
    »Meine Tochter?«, rief Tondobar erschrocken. »Meine kleine Tochter?«
    »Wir kennen sie«, sagte Sentuya. »Sie soll gehen. Von mir aus soll dieser Janner sie begleiten und noch einer, wenn es unbedingt sein muss.«
    »Unmöglich!«Tondobar brauste auf, doch Grittana spürte die Angst in seiner Stimme. »Katanja hat noch keine zehn Winter gesehen!«
    »Sie soll gehen, oder keiner geht.« Die Rothaarige lehnte sich zurück. »Jedenfalls nicht mit unserem Beistand.« Lächelnd betrachtete sie wieder ihr Spielzeug. Für sie schien die Angelegenheit erledigt zu sein.
    Grittana wusste nicht, was tun, was sagen. Das geliebte Gesicht des Mädchens stand ihr vor Augen. Katanja sollte den langen Weg zur Lichterburg gehen? Die Meisterin konnte es nicht fassen. Von der Seite spürte sie die ratlosen Blicke Tondobars und Linderaus.
    »Niemand sagt, dass sie morgen schon gehen muss«, krächzte es aus dem anderen Raum. »Vielleicht in sechs, vielleicht in acht Sonnenkreisen - wer weiß das schon? Sollen sie die Göre doch groß werden lassen. Wir geben ihnen Bescheid, wenn die Zeit reif ist. Für ein paar Runden um die Sonne können wir die Clique um den schwarzen Eisenkerl schon noch aufhalten, nicht wahr, Sentuya? Und jetzt werden sie

Weitere Kostenlose Bücher