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Die Tochter Der Goldzeit

Die Tochter Der Goldzeit

Titel: Die Tochter Der Goldzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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und des Geigers mit ein.
    Manchmal drehte sie sich um. Ihre Augen suchten dann Janner, immer nur ihn. Er saß an der Steuerbordseite in der ersten Ruderbank. Der Ostwind blies ihm die blonde Mähne aus dem Gesicht, und jedes Mal lächelte er, wenn ihre Blicke sich fanden. Es war, als hätte er nur darauf gewartet, dass sie sich umdrehte. Katanja versuchte sein Lächeln zu erwidern, doch das Herz war ihr schwer: Noch vor Sonnenuntergang musste sie die Entscheidung treffen.
    Mit dem siebentägigen Frauenfest begingen die Mädchen von Altbergen das Ende ihrer Mädchenzeit. Alle drei Winter wurde es gefeiert. Mit Katanja durften acht weitere Mädchen zum ersten Mal über den Großen See fahren, zum ersten Mal den Großen Strom sehen und die Hügel an seinem Nordufer. Ihre Mütter und Großmütter begleiteten sie und natürlich Grittana, die Meisterin. Die Ratsfrau Helvis und der Erste Torwächter Tondobar führten die Festgesellschaft an, zwanzig Jäger und Jägerinnen gaben ihr Geleitschutz. Seit er vor vier Monden seinen achtzehnten Winter gefeiert hatte, gehörte auch Janner zu den Jägern.
    Sie hatten die Obsthaine in den Gebirgshängen am Nordufer des Großen Stroms besucht, waren durch eine Ruinenstadt gestreift, die der Flusswald dort überwucherte. Sie waren von einem Ufer zum anderen durch das klare Wasser des Stromes geschwommen, und auf einer Insel im nördlichen See hatten sie ein Dankfest gefeiert, getanzt, musiziert und unter freiem Himmel geschlafen.
    Die ganze Zeit waren Janner und Katanja sich nahe gewesen. Manchmal hatte er ihre Hand genommen und festgehalten. Und einmal, auf der Insel, hatte er sie auf den Mund geküsst. Selten war er von ihrer Seite gewichen. Natürlich hatten die anderen gemerkt, was zwischen ihnen geschah. Vermutlich wussten es inzwischen alle.
    Jetzt war das Fest vorbei, es ging zurück in die Bergstadt, und es mussten die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Katanja setzte die Flöte ab und zog die Schultern hoch. Sie fror.
    Die Meisterin kam zu ihr an die Reling. »Lass uns reden«, sagte sie.
    Katanja war fast fünfzehn Winter alt. Sie wollte nicht reden, schon gar nicht über Abschied. Über die Schulter sah sie zu dem blonden Ruderer auf der ersten Bank. Schweiß glänzte auf Janners schönem Gesicht. Diesmal lächelte er nicht, sondern runzelte die Stirn. Er sah wohl den Unwillen auf ihren Zügen; vielleicht auch die Angst.
    »Die Sonne ist noch lange nicht untergegangen«, sagte sie trotzig. »Ich habe mich noch nicht entschieden. Vielleicht kann ich mich auch heute nicht entscheiden, vielleicht kann ich es nie.«
    »Ich weiß«, sagte Grittana. »Wenn du dich jedoch nicht entschei-dest, ist das auch eine Entscheidung. Niemand wird dir böse sein. Ein anderer wird gehen, und niemand wird je wieder ein Wort darüber verlieren.«
    Vor drei Monden war die Meisterin nach vielen Tagen und Nächten an der Zeitfuge in die Bergstadt zurückgekehrt. »Einer von uns muss bald aufbrechen«, hatte sie gesagt. »Der Rat hält dich für die Richtige. Auch die Anderen wollen, dass du zur Lichterburg gehst. Entscheide dich, du hast drei Monde Zeit.«
    Katanja steckte die Flöte in die Tasche ihres weißen Kleides. Eine Zeitlang lehnten sie nebeneinander über der Reling. »Wann müsste ich gehen, wenn ich >ja< sage?«, fragte sie schließlich.
    »Bald«, antwortete die Meisterin.
    »Wann ist das - >bald    »Im nächsten Frühjahr noch nicht, denn es gäbe noch viel zu lernen für dich - oder für den, der an deiner Stelle geht.«
    »Im übernächsten Frühling schon?«
    »Vielleicht.« Grittana nickte. »Vielleicht auch erst im Frühjahr danach.«
    »Das ist wirklich bald ...« Katanja seufzte und blickte auf den See hinaus. »Das ist viel zu bald ...«
    »So ist es, Kindchen.« Grittana legte den Arm um ihre Schulter. »Und weil die Zeit kurz ist, musst du deine Entscheidung treffen. Heute. Wenn du >nein< sagst, brauchen wir zwei oder drei Winter, um denjenigen vorzubereiten, der an deiner Stelle gehen wird.«
    Der Schatten des Seglers war länger geworden. Die Wogen rollten wilder, und der Sturm blies heftiger. Manchmal stieg der Bug des Schiffes so hoch und senkte sich so tief, dass ein Gefühl des Fallens Katanja überwältigen wollte.
    »Es fällt mir schwer«, sagte sie, »es fällt mir so schwer.«
    »Ich würde mir Sorgen um dich machen, wenn es dir leicht fiele«, entgegnete die Meisterin.
    Eine Zeitlang standen sie still nebeneinander, überließen sich dem Gefühl des

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