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Die Tochter der Ketzerin

Die Tochter der Ketzerin

Titel: Die Tochter der Ketzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Kent
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einem umfassenden und aufrichtigen Schuldeingeständnis zu bewegen. Doch nicht einer der Verurteilten nahm seine Unschuldsbeteuerungen zurück. Margaret Jacobs, George Jacobs Enkelin, stand neben mir am Gitter und flehte ihren Großvater und Reverend Burroughs, die sie in der Gerichtsverhandlung gegen sie der Zauberei bezichtigt hatte, um Vergebung an. Reverend Burroughs war ein Mann von ungewöhnlicher Körperkraft und hatte bereits einige Ehefrauen überlebt. Er konnte eine zwei Meter lange Flinte mit einer Hand tragen wie eine Pistole, schleppte mühelos schwere Fässer mit Apfelwein und verstieß gegen die Sitten seiner Zeit, indem er den seelenlosen Indianern predigte. Er verzieh Margaret liebevoll und großzügig. Seine vom Anschreien gegen die gewaltigen Entfernungen in der Wildnis heiser gewordene Stimme übertönte mit lautstarken Gebeten der Vergebung die frömmelnden Anschuldigungen seiner Amtskollegen. Die auf diese Weise davongejagten Geistlichen verabschiedeten sich mit den Worten, dass bis zur Mittagszeit fünf weitere Fackeln in der Hölle brennen würden. Ich blickte ihnen nach, als ihre schemenhaften Gestalten die Treppe hinaufhuschten wie beißender Rauch, der in einer Esse emporsteigt. Reverend Dane bildete die einzige Ausnahme und betete mit seiner kleinen, bedrückten Gemeinde. Als er ging, musste er sich das Taschentuch vors Gesicht halten, sodass er die Treppe hinaufstolperte wie ein Kind, das sich in der Dunkelheit verlaufen hat.
    Danach erschien Vater. Einige Münzen waren geopfert worden und hatten den Weg in die Taschen des Sheriffs gefunden, damit dieser ihm erlaubte, sich von seiner Frau zu verabschieden. Als er gebeugt und leise zum Ende des Flurs ging, streifte sein Hinterkopf die grob gehauenen Holzbalken an der Decke. Meine Mutter streckte die Hände nach ihm aus, woraufhin Vater den Hut abnahm, ihn weglegte, die Gitterstäbe umfasste und die Stirn an das zerschrammte Eisen presste. Die leisen Worte, die sie miteinander wechselten, nahm meine Mutter mit ins Grab. Ich sah, wie ihre Finger sein Gesicht umfassten und wie ihre Daumen sanft die Falten unter seinen Augen streichelten und die Tränen wegwischten. Er nickte einige Male. Als er rasch den Flur entlang in meine Richtung blickte, lagen seine stumpfen Augen tief in den Höhlen. Dann war es Zeit, zu gehen. Er sprach erst mit Richard und Andrew, dann mit Tom und mir und sagte uns, er werde beim Ende stellvertretend für uns alle mit dabei sein, damit Mutter etwas anderes zu sehen bekäme als Abscheulichkeit, Böswilligkeit und Angst, wenn sie die Augen zum letzten Mal schloss. Nachdem er fort war, saßen Tom und ich die ganze Nacht an die inzwischen knochentrockene Wand gelehnt da.
    Dann kam der Morgen. Das Herz in meiner Brust tickte wie eine Uhr, die die Minuten bis zur Hinrichtung zählte. Die Hände wie Efeuranken um die Gitterstäbe geschlungen, standen Tom und ich an der niedrigen Mauer. Nur am Rande nahm ich wahr, dass die anderen Frauen - ob aus Mitleid oder aus Angst - in den hinteren Teil der Zelle zurückgewichen waren. Im nächsten Moment hörten wir, wie oben an der Treppe die Tür geöffnet wurde. Der Sheriff erschien in Begleitung zweier anderer Männer, die ihm bei seinem Tagwerk helfen sollten. Sie traten in die Männerzelle, und sobald die Tür offen stand, kamen die vier Verurteilten heraus auf den Flur. Die drei Stärkeren mussten George Jacobs stützen, der mit seinen fast achtzig Jahren der Älteste war. Sie wurden die Stufen hinaufgeführt, und die Tür oben an der Treppe schloss sich hinter ihnen. Undeutlich konnte ich hinter den Gitterstäben auf der anderen Seite des Flurs Richards Gesicht erkennen. Seine Augen glänzten fiebrig und huschten umher wie Quecksilber auf einer erhitzten Glasscheibe. Dann ging die Tür erneut auf, und der Sheriff kehrte allein zurück, um die letzte Gefangene zu holen. Ich öffnete den Mund, um Mutter etwas zuzurufen, brachte jedoch keinen Ton heraus. Die Tür wurde mit ohrenbetäubendem Schlüsselgeklapper aufgerissen, aber es dauerte eine Weile, bis sich jemand im dunklen Zelleneingang zeigte. Als Mutter heraustrat und in das Licht der Laterne blinzelte, wirkte sie so zart und schwerelos wie die Luft, die sie durch aufgesprungene und blutende Lippen einzuatmen versuchte. Sie trug nur ihr Hemd und schlang die von den Eisen bis aufs Fleisch wundgescheuerten Arme um den Leib. Am Vorabend waren sie ihr von demselben Schmied abgenommen worden, der sie ihr angelegt hatte.
    Mühsam

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