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Die Tochter der Ketzerin

Die Tochter der Ketzerin

Titel: Die Tochter der Ketzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Kent
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Füßen und blickte sich sogar einmal lächelnd nach mir um. Es war zwar nicht unbedingt ein strahlendes Lächeln, wirkte aber dennoch zufrieden. Nach einer Weile blieb sie stehen, wartete auf mich und fragte: »Weißt du, was für ein Tag heute ist, Sarah?«
    Ich überlegte. »Dienstag, richtig?«, antwortete ich.
    »Der erste Herbsttag und das Ende der Erntezeit. Sie war früher vorbei, als wir dachten«, antwortete sie und tätschelte die Kuh. »Was hältst du davon, wenn wir zum Abendessen Pudding machen? Es sind Eier und ein Zuckerhut da, und du darfst die Schüssel auslecken. Würde dir das gefallen?« Ohne meine Antwort abzuwarten, fasste sie mich liebevoll am Kinn und drehte sich dann wieder um. Wir hatten schon seit einer Ewigkeit keinen Pudding mehr gehabt. Außerdem gab Mutter die Reste in der Schüssel fast immer Vater oder Richard. Etwas in mir wurde weicher, und wenn ich mein eigenes Gesicht hätte sehen können, es hätten sich sicher Erstaunen und Dankbarkeit zu gleichen Teilen darin gemalt. Mutter schlenderte gemächlich weiter die Straße hinunter und bedeutete mir mit einer Handbewegung, ihr zu folgen.
    Aus einiger Entfernung beobachtete ich ihre anmutige Gestalt, die unter den Bäumen vom Schatten ins Licht und dann wieder in den Schatten trat. Wenn sie für einen Sekundenbruchteil von der Dunkelheit verschluckt wurde, war es, als habe sie sich einfach in Luft aufgelöst. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich mir vorstellte, wie ich die Puddingschüssel ausleckte, und ich beschloss, mit Tom zu teilen, wenn er mir dafür etwas von meiner Arbeit abnahm. Ein Eichelhäher rief von einem niedrigen Ast, hüpfte und flatterte mit den Flügeln. Fast hätte ich seinen Schwanz mit den Fingern berühren können. Der Ast schwankte in einer Brise und schob sich zwischen mich und die Sonne, sodass ein Gefühl des Grauens über meinen Scheitel strich und sich über Stirn, Nacken und Schultern bis in die Brust ausbreitete. Mein Herz klopfte vor Angst so kräftig, dass es eine Tonne Getreide anheben oder eine steinerne Mauer hätte emporklettern können. Und dennoch war ich nicht in der Lage, mich zu rühren oder zu rufen. Der Tag war so schön gewesen. Pflanzen und Felsen im Sommersonnenschein und ein strahlend blauer Himmel, die Zeugnis davon ablegten, dass die Hand Gottes eine vernünftige Ordnung geschaffen hatte. Und trotzdem hatte mir dieser Anflug von Schatten einen Einblick in eine Mördergrube eröffnet. Jenseits der idyllischen Landschaft der Lebenden stand der Herr, das Messer in der Hand, um das zarte Fleisch wegzuschneiden, bis nur noch Knochen und eine leere Hülle übrig blieben. Meine Mutter, die doch so stark und robust war wie eine junge Tanne, wirkte plötzlich geschrumpft und unbeschreiblich schutzlos. Zielstrebig ging sie weiter und strahlte mit jeder Faser ihres Körpers Durchsetzungsfähigkeit aus. Doch was bedeutete diese Kraft, verglichen mit der unerschöpflichen Macht Gottes, der am Ende des Jahres die Lebenden zu Tausenden abschlachtete, um im Frühjahr aufs Neue zu beginnen? Begleitet wurde dieser Gedanke von der Gewissheit, dass Mutter in wenigen Minuten bei Samuel Preston vorsprechen und Schadenersatz von ihm fordern würde. Böse Worte würden fallen, denn der Mann war streitsüchtig und ein Geizkragen. Doch Mutter würde nicht lockerlassen, bis sie entweder eine Entschädigung erhalten oder Goodman Preston zumindest ordentlich die Hölle heißgemacht hatte. Und ich wusste so sicher, wie ich meinen eigenen Namen kannte, dass der Mann einen Weg finden würde, sich an ihr zu rächen. Ich versetzte dem dahintrottenden Kalb einen Klaps auf die Flanken, damit es schneller lief. Da fiel mir der Keks in meiner Schürze ein, und ich hielt ihn Mutter hin. »Hier, Mutter, den habe ich für dich mitgebracht.«
    Sie sah mich überrascht an, nahm ihn und führte ihn an die Lippen. Dann aber hielt sie inne, zerbrach ihn in zwei Hälften und reichte mir ein Stück.
    »Ich habe keinen Hunger«, erwiderte ich. »Aber du musst dich ausruhen und essen. Können wir uns nicht eine Weile hinsetzen?«
    Mutter schüttelte den Kopf und ging weiter. »Es war nett, dass du an mich gedacht hast, Sarah«, sagte sie. »Doch ich kann einen Keks auch im Gehen essen.« Sie blickte über die Schulter und lächelte mich an. »Genau wie du heute Morgen. Jetzt wisch dir die Krümel aus dem Gesicht, sonst hält unser Nachbar uns noch für unmanierlich.«
    Wie erwartet, weigerte sich Goodman Preston, den

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