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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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und den Kaufmann Ming-Chou unter Druck gesetzt haben? Dass Sie hinterhältig Ihre Macht genutzt haben, um die zu bereichern, die ihren Dienst bei ihm nicht mehr verrichten konnten?«
    Ah-Ho trat näher an Li heran und beugte sich mit einem zufriedenen Knurren vor. »Sie würden sich noch gegen den eigenen Vater wenden und ihn als gebrochenen Mann zurücklassen.« Sie richtete sich auf, stemmte die Fäuste in die Hüften und sah sie verächtlich an. »Sie haben einem zufriedenen Herrn den Kopf verdreht und ihn blind für Ihre Hexerei gemacht. Er überhäuft Sie mit Gold und Juwelen, gibt Ihnen Privilegien, für die andere ein Leben lang gearbeitet
haben und in deren Genuss sie dennoch nicht kommen werden, gestattet Ihnen, sie auszuhorchen, und gibt Ihnen Macht über die, die ihm treu ergeben sind.«
    Abrupt hielt Ah-Ho inne, angefeuert von ihren Gefühlen und gleichzeitig erschöpft von ihrer Intensität. »Dieser prächtige Palast mit seinem kaiserlichen Garten, diese Schätze, die Sie umgeben, selbst ein Schrein für Geister, die nichts darin verloren haben …« Sie spuckte Li vor die Füße. »Ich scheiße auf Ihren Schrein. Er ist nichts weiter als ein Hundescheißhaus!«
    Auch Li spürte Zorn in sich brennen. »Wenn Sie sich von mir nicht die Wahrheit sagen lassen oder mir Ihr Ohr leihen wollen, wie ich das getan habe, dann bleibt mir jetzt nichts anderes übrig, als Sie zu bitten, Ihre Anschuldigungen vor dem Herrn zu wiederholen. Wir lassen ihn entscheiden, wer die Wahrheit spricht und wer sich Märchen von Leuten anhört, die Probleme in dieses Haus tragen wollen.«
    Ah-Hos massiver Körper bebte vor unkontrollierbarem Zorn. »Nun tragen Sie seinen Dämonenfratz aus, und wenn der erst mal geboren ist, ist der Herr auf immer für Sie verloren. Bekommen Sie sein Kind, und beide sind verdammt!« Ah-Ho kam Li so nahe, dass ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt waren.
    »Verschwinden Sie von hier, so lange Sie noch können. Kehren Sie ins Haus des Vaters zurück, wohin Sie gehören. Bitten Sie ihn um Vergebung und setzen Sie das Gelernte zugunsten derjenigen ein, die Ihre Hilfe verdienen.« Mit einem höhnischen Schnauben richtete sie sich auf. »Wenn der Sie nicht will, dann gehen Sie zu dem Pack von Närrinnen, mit denen Sie so gern Ihren Gewinn teilen.«
    Ah-Ho atmete pfeifend aus. »Mit mir springen Sie nicht so um wie mit den anderen! Wenn ich Ihretwegen dieses Haus verlasse, dann lernen Sie das Fürchten! Sie und ihr Welpe werden mit einem Fluch belegt, den selbst Ihre verrückte Mutter nicht hätte hervorbringen können. Wenn Sie Di-Fo-Lo wirklich ehren, dann verlassen Sie das Haus, nicht ich. Überlegen Sie es sich … rennen Sie heulend zu Di-Fo-Lo, und Sie werden teurer bezahlen, als Sie es
sich auch nur ansatzweise vorstellen können. So lange Sie wissen, wo ich bin, brauchen Sie sich außer vor ihren eigenen Gedanken vor nichts zu fürchten. Sollte ich hinausgeworfen werden, müssen Sie sich vor mir fürchten!«
    Während Ah-Ho sich zum Gehen wandte, bemühte Li sich, ihr ruhig zu antworten. Jede für geheilt gehaltene Wunde öffnete sich erneut. Jeder Hieb mit der Weidenrute, jede höhnische oder beleidigende Bemerkung, jede dreckige Hand, die sie betatscht hatte, kehrte mit überwältigender Wucht zurück.
    »Sie enttäuschen mich, Ah-Ho. Sie sind ebenso närrisch wie verlogen. Ich habe mich schon zuvor mit überfütterten Närrinnen befasst, denken Sie also bitte nicht, ich hätte Angst vor Ihnen. Ich gebe Ihnen noch einen Tag und eine weitere Nacht, um das Ganze zu überdenken. Bis dahin werde ich dem Herrn nichts sagen. Beurteilen Sie mich nach dem, was Sie sehen, und nicht nach dem, was Sie gehört haben. Wenn Sie die Wahrheit nicht sehen können, dann lassen Sie mir keine andere Wahl.«

    Am nächsten Tag erhob sich Li bei Sonnenaufgang, als Ben noch schlief und die Marmorterrasse vom ersten Licht gerade sanft berührt wurde, und ging die Treppe zum Tempelhof hinunter. Die Studentenblumen verströmten ihren feuchten Duft zwischen den Dunstschwaden des Gartens, die sich bewegten, als Li vorbeiging. Sie hatte eine kleine Kürbisflasche mit Reiswein dabei, Räucherwerk und frische Blumen, deren Blüten noch kaum geöffnet waren. Sie langte in ihrer Tasche nach dem Schlüssel zum Schrein, als sie unvermittelt erstarrte und ihr der Schlüssel aus der Hand auf die Steinplatten fiel. Auf der Schwelle war Blut. Darüber hing an einer Schnur mit Kupferglocken die frisch abgetrennte Pfote

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