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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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Man zeigte ihr ihr Bett in einem aus Ziegeln erbauten Haus mit Türen und Fenstern mit Fensterläden, die sich öffneten und schlossen. Das Haus lag etwas vom Fluss zurückversetzt, sein dickes Mauerwerk ließ den nächtlichen Ruf der Frösche, das Plätschern der Aale und das sanfte Flüstern der Weiden nicht durch. Es wurde mit Gaslampen beleuchtet, die
wie Schlangen zischten und so grell schienen, dass ihre Augen davon schmerzten.
    Nach kürzester Zeit merkte sie, dass sie die Flussbrise und die Stimmen der mui-mui vermisste. Sie vermisste die flackernden gelben Flammen der Öllampen und den Geruch von langsam verbrennendem Öl. Die zwischen den Mückennetzen herumflatternden Glühwürmchen.
    Als sie sich an diesem Abend bettfertig machte, entdeckte Li, dass sich in ihrem Haarturban etwas verbarg - ein Haken aus geschärftem Stahl mit einem Griff aus poliertem Horn.

7. KAPITEL
    Der Kamm und der Spiegel
    Li lernte die Kunst des »Kokonschmeckens« rasch: wie man aufgrund des süßen oder sauren Geschmacks wusste, mit welchem Nektar die Motte gefüttert worden war, und wie man die endlosen Seidenfäden in verschiedene Güteklassen einteilte. In weniger als einem Monat stieg sie in den Spinnschuppen auf. Fünf Spinnerinnen saßen an sechs Spinnrädern, und sie gesellte sich zu ihnen, um die Kunst des »Spinnens des goldenen Netzes« zu vervollkommnen: wie man den versteckten Fadenanfang zu fassen bekam und eingeweichten Kokons aufdröselte - Hunderte von Metern eines einzigen ungerissenen Fadens, so zart wie der feinste Faden eines Spinnennetzes. Sie lernte, dass sich die Seidenraupe in so einen festen Kokon einspann, dass nur das schärfste Auge und der flinkeste Finger das Ende des wertvollen Fadens finden und ihn, ohne ihn zu zerreißen, auf die Spindel spulen konnte.
    Nur wenige beherrschten diese Fertigkeiten, und nur wenige durften es überhaupt versuchen, aber Li-Xia lernte schnell und betrachtete jeden Kokon als eine Herausforderung ihrer Schnelligkeit und ihres Geschicks. Sie gewöhnte sich daran, die feinen Fasern auf die großen pedalbetriebenen Spulen zu wickeln. Anfangs erforderte das höchste Konzentration, was ihr gelegen kam, da so keine Zeit blieb, Kleinen Kiesel oder ihr Bett unter den Weiden zu vermissen.
    Der Spinnschuppen brachte sie auch den Weberinnen näher und änderte ihre Ansichten darüber, was es hieß, eine Schwester der sau-hai zu sein. Heiterkeit umgab sie wie eine Droge, nie erhoben sie die Stimme, nie hörte man Gelächter. Sie trugen den steifen, schwarzen tzou wie eine Uniform, fand sie, und ihre Haare wurden
nie im Fluss gewaschen und vom Wind getrocknet. Jeder Tag begann und endete am Webstuhl, bis sie für die Arbeit mit den Weberschiffchen nicht mehr gut genug sehen oder fühlen konnten.
    Jede von ihnen schien zufrieden damit - dass es nie die Berührung eines Mannes geben würde oder ein Kind, das ihren Namen weitertrug, keine Hoffnung auf mehr als die Duldung durch Ming-Chou und Ah-Jehs Gunst. Li-Xia fragte sich in ihrem Herzen, ob Pai-Ling auf eine Tochter stolz wäre, die sich mit solch einem Leben ohne Stimme begnügte - und kam zu dem Schluss, dass dem nicht so wäre.

    Die Jahre vergingen schnell. Das Essen im Spinnschuppen war besser: Der Reis-Congee war heiß, reichlich und mit gehacktem Schnittlauch bestreut, und es gab mien-bow - Dampfklöße mit Hackfleisch -, Fisch aller Art und neben der Arbeit ein Glas Tee, der von einer Amah frisch gehalten wurde. Ihre Bettfläche war größer, und sie teilte sich das Haus lediglich mit fünf anderen. Vom Spinnschuppen aus überblickte man den Ladekai, an dem Handelsschiffe anlegten, um Seidenballen zu laden.
    Li war im Seidenspinnen zunehmend geschickter geworden, hatte gelernt, die Kokons rasch und genau zu sortieren, Risse und Verbindungsstellen zu vermeiden und Knoten zu beseitigen, bis der glänzende Faden so fein wie ein Spinnennetz war. Doch ohne das Geschwätz der mung-cha-cha im Maulbeerhain oder Riese Yuns Geschichten erschienen ihr die Tage lang. Vor allem vermisste sie Kiesel und die bei Lampenlicht vorgelesenen Mondgeschichten.
    Der kleine Holzapfel der mung-cha-cha war sie nun nicht mehr. »In den Spinnschuppen gibt es keine idiotischen Namen, und in der Weberei erst recht nicht«, hatte Ah-Jeh verkündet. »Du bist Spinnerin Nummer Fünf und heißt Li.«
    Li war so versunken in das Abwickeln der Kokons, dass die Essstäbchen, die sie benutzte, um sie in einer Schüssel heißen Wassers zu trennen, zwischen ihren

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