Die Tochter der Konkubine
saubermache und für Ihre Bequemlichkeit sorge. Ich möchte Fertigkeiten entwickeln und Wissen erwerben, das Ihnen bei Geschäften Ihres Unternehmens helfen kann. Ich lerne schnell, und mehr wünsche ich mir nicht.«
Er nickte.
»Meine Mutter hat sich auch über die Erwartungen und Beschränkungen anderer, die vom Glück begünstigter waren, zu erheben gewagt, und dafür wurde sie bestraft. Man hat sie für die Eitelkeit und zur Freude dummer Männer verkrüppelt, damit sie ihren Besitzern nicht davonlaufen konnte. Ihr wurde nichts erlaubt, außer, dass sie einem Narren zu Diensten sein musste, der mein Vater wurde. Sie brachte sich um, weil sie dachte, man hätte mich bei
lebendigem Leib im Senffeld begraben. Sie haben sich ihrer wie eines Hundes entledigt, damit ihre Ahnen sie nicht finden können.«
Der Schmerz in ihren Augen brachte Ben zum Schweigen.
»Durch einen weißen Fuchs und feigen Aberglauben wurde ich verschont. Vielleicht habe ich dadurch ja den Geist meiner Mutter geerbt, und deshalb wurde auch ich bestraft. Wenn ich Kraft habe, wenn ich über meine Jahre hinaus Verstand besitze, dann ihretwegen. Glück werde ich erst kennen, wenn sie Frieden gefunden hat. Helfen Sie mir, die Gelehrte zu werden, die sie hätte sein sollen, ein Mensch von Wert, und ich werde Ihnen dienen bis in den Tod.«
Sie kümmerte sich nicht um die Tränen, die nicht aufzuhalten waren, und forschte in seinem Gesicht nach Verständnis. »Ich bitte nur um ein Jahr, um Ihnen zu beweisen, dass ich lernen kann, in Ihrer Sprache zu lesen und zu schreiben, mit Ihren Zahlen zu rechnen und Ihr Geschäft und die Verhaltensweisen Ihrer Leute zu verstehen. Sie haben gesagt, dies sei die Zeit großer Chancen und Erfolge.
Wenn ich Ihre Erwartungen nach einem Jahr nicht erfülle, habe ich den falschen Weg gewählt und werde Sky House verlassen, aber das, was Sie in mich investiert haben, haben Sie deshalb dennoch nicht verloren. Eines Tages werde ich jede Kupfermünze hundertmal oder mehr zurückzahlen, die ich Sie kosten mag.«
»Und wenn sich nach einem Jahr Erfolg einstellt? Was würdest du dann gern tun?«, fragte er sanft.
»Das liegt bei Ihnen. Wenn Sie und meine Lehrer mich für würdig halten, werde ich weiterlernen, bis ich für Double Dragon von echtem Wert bin, wo immer ich gebraucht werde.« Sie umschloss den Handschmeichler fest in ihrer Faust. Er schien es mit seiner Antwort nicht eilig zu haben, und angesichts seines Schweigens wurde ihr das Herz schwer.
»Erzähl mir, was du tun würdest, das nicht schon von jemand anderem erledigt wird.« Er lächelte liebevoll. »Wie wirst du dir deine Goldstücke verdienen?« Li nahm die Kanne, um ihm nachzuschenken. Er trommelte auf chinesische Art als Danke mit den Fingern auf den Tisch.
»Sie haben keinen Comprador«, erwiderte sie selbstbewusst. »Keinen Chinesen, der Ihre Seite der Waage im Auge behält. Aus chinesischer Sicht sind Ihre Gutgläubigkeit, Ihr Glaube an die Ehrlichkeit Tugenden, die oft als Schwäche betrachtet werden, ja, sogar als Torheit, insbesondere bei einem Ausländer. Sie werden Sie auf jede erdenkliche Art ausnehmen, und ohne einen eigenen Comprador, dem Sie vertrauen, werden Sie nie davon erfahren.«
Ben runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich führe in China seit Jahren erfolgreich Geschäfte, und das im Vertrauen auf mein Urteilsvermögen und meine Erfahrung und die meines Partners. Wir trauen Compradoren nicht; es ist wohlbekannt, dass sie sich erst mal die eigenen Taschen füllen und erst dann die eines ausländischen Herrn. Auszunehmen und ausgenommen zu werden gehört schon so lange zum Leben wie der erste Berg. Ich habe damit zu leben gelernt.«
»Sie sind weise. Jemanden auszupressen gehört zum chinesischen Geschäft dazu.« Li traute sich, offen zu lächeln. »Unsere Ahnen wären unzufrieden, wenn wir den Barbaren oder einander nicht betrügen würden, so schlau es nur geht. Es wäre eine Beleidigung für die Familie und die Sippe« - sie zuckte die Achseln - »und ein großer Gesichtsverlust für den Comprador.«
»Wie kannst du dir solcher Dinge so sicher sein?«
»Weil ich Chinesin bin.« Sie nippte an ihrem Tee. »Als Sie Ming-Chou für seine Rohseide bezahlt haben, da haben Sie für höchste Qualität und ehrliches Maß bezahlt. Viele Spulen waren minderwertig, die Fasern gerissen und wieder geknotet. Die Holzspulen waren größer, als sie hätten sein sollen, hielten also entsprechend weniger Faden, und wogen zu viel - gerade so viel,
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