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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenn man so jung war wie sie.
    »Katharina«, sagte sie schließlich.
    »Ich weiß«, sagte Vera lächelnd. »Aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Ich meine: Ich habe das eine oder andere aufgeschnappt, aber es ist etwas anderes, es dann mit eigenen Augen zu sehen. Was ist passiert?«
    Das war im Prinzip nichts anderes als dieselbe Frage, die auch Guthenfels ihr schon gestellt hatte, und Katharina hatte sie ihm nicht beantwortet – wie also kam sie auf die Idee, sie würde sie ihr beantworten?
    Katharina wusste es nicht, und noch viel weniger wusste sie, warum sie sich nach kurzem Zögern wieder hinsetzte, wartete, bis Vera auf dieselbe Weise neben ihr Platz genommen hatte, und ihr dann die gesamte Geschichte erzählte; mit ein, zwei kleinen Auslassungen vielleicht, denn es gab doch ein paar Dinge, die die Gauklerin nichts angingen. Das meiste jedoch erzählte sie wahrheitsgemäß und freiweg, und Vera hörte ihr mit wachsendem Staunen zu.
    »Ja«, sagte sie noch einmal, als Katharina zu Ende gekommen war und sich der Kreis mit ihrer ersten Begegnung auf dem Marktplatz schloss. »Man kann wirklich sagen, dass du eine Menge mitgemacht hast, Klei… Katharina.«
    »Und das ist noch lang nicht alles«, seufzte Katharina. »Wulfgar wird keine Ruhe geben. Ich weiß nicht, warum er mich unbedingt in seine Gewalt bringen will und was er sich davon verspricht.«
    »Vielleicht den einzigen Zeugen zu beseitigen, der gesehen hat, wer Graf Ellsbusch wirklich umgebracht hat?«, fiel ihr Vera ins Wort.
    Katharina lachte, leise und freudlos. »Wer würde mir schon glauben?«
    »Baron zu Guthenfels zum Beispiel?«, fragte Vera und machte eine Geste zu dem Adligen hin. »Ich glaube, du wärst nicht hier, wenn er dir nicht glauben würde.«
    »Und wenn«, seufzte Katharina.
    »Du solltest deinen neuen Wohltäter nicht unterschätzen«, sagte Vera ernst. »Ich habe das eine oder andere über ihn gehört. Er befiehlt vielleicht nicht über das größte Heer und herrscht auch nicht über außergewöhnlich reiche Ländereien, aber er hat eine Menge einflussreicher Freunde, und es heißt, dass seine Stimme am Hof des Kaisers über großen Einfluss verfügt.«
    »Aha«, sagte Katharina. »Das beruhigt mich … und was genau bedeutet das?«
    »Das nennt man Politik, Kleines«, sagte Vera lächelnd. »Aber zerbrich dir darüber nicht den Kopf. Ich denke, das wird unser adeliger Schutzengel schon für dich übernehmen.«
    Politik? Ja, dieses Wort hatte sie schon gehört, ohne jedoch wirklich jemals darüber nachgedacht zu haben, was es bedeutete. Und sie hatte das Gefühl, dass sie es gar nicht wirklich wissen wollte.
    »Mach dir keine Sorgen«, fuhr Vera fort, die ihr Schweigen wohl wieder einmal falsch deutete. »Spätestens morgen sind wir in Zons, und dann bist du in Sicherheit.
    »Hm«, machte Katharina. »Und du?«
    »Ich?« Vera machte ein Gesicht, als wäre diese Frage vollkommen absurd. »Ich kann ganz gut auf mich aufpassen, keine Sorge. Es gehört schon ein bisschen mehr dazu als ein dahergelaufener Barbar aus dem Norden, um mir Angst zu machen.«
    »Zwei Zoll scharf geschliffenes Eisen?«, schlug Katharina vor.
    »Mindestens drei«, behauptete Vera. »Zwei reichen nicht. Das hat er schon versucht.«
    *
    Wenn es überhaupt etwas Gutes an der an den Nerven zerrenden Langsamkeit gab, mit der sie vorankamen, dann dass Katharina genug Zeit fand, um sich zu erholen. Während der Tag immer noch zäher zu verstreichen schien, tat sie das Einzige, was sie konnte, und gestattete sich, immer wieder einzudösen. Und auch Arlas übelriechende Salbe tat ihren Dienst. Irgendwann am späten Nachmittag hielt sie das Jucken und vor allem den Geruch nicht mehr aus, begann die mittlerweile vor Schmutz starrenden Verbände abzuwickeln und beugte sich anschließend über Bord, um sich die Hände im Fluss zu waschen. Als sie sie wieder herauszog, waren sie nicht nur sauber und prickelten vor Kälte, auch die hässlichen Brandblasen waren nahezu verschwunden, und als sie die Finger bewegte, tat es kaum noch weh.
    »Das ist wirklich erstaunlich«, sagte Vera. Sie hatte sie beobachtet, kam nun – wieder einmal ungefragt – näher und betrachtete ihre Handflächen unverhohlen neugierig.
    »So schlimm war es nicht«, behauptete Katharina, ernteteaber nur einen schrägen Blick und ein noch heftigeres Kopfschütteln.
    »Red keinen Unsinn, Kleines Ich habe gesehen, wie schlimm du dich verbrannt hast. Deine Tante versteht sich auf die alten

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