Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
emporgestiegen war,um sie endgültig ins Verderben zu reißen, landete mit einem schweren Platschen auf dem Deck und durchnässte sie endgültig bis auf die Haut. Sie schluckte Wasser, bekam einen Hustenanfall und fühlte sich endgültig von purer Angst überwältigt. Gleichzeitig traf sie die Kälte wie ein Schock und riss sie wieder in die Wirklichkeit zurück.
Vielleicht war es auch Vera, die wie ein rettender Engel in diesem Moment neben ihr auftauchte und sie einfach in die Höhe riss.
Von Gott gesandter Engel oder Zufall – so oder so rettete sie ihr das Leben, denn genau dort, wo sie einen halben Atemzug zuvor noch gelegen hatte, ragten plötzlich die zitternden Schäfte zweier bösartig gefiederter Pfeile aus den Decksplanken.
Vera schrie irgendetwas, das im allgemeinen Lärm unterging. Katharina sah nur, wie sich ihre Lippen bewegten. Ein weiterer Mann torkelte vorbei, schreiend und beide Hände vor das Gesicht geschlagen. Ein abgebrochener Pfeil ragte zwischen seinen Fingern hervor, und hellrotes Blut spritzte und vermischte sich mit der eisigen Gischt, die die Luft plötzlich überall zu erfüllen schien.
Das Schiff legte sich auf die Seite, ächzte wie ein gewaltiges, lebendiges Wesen, das vergebens versuchte, sich gegen einen übermächtigen Angreifer zu stemmen, und sank dann mit einem Ruck wieder in die Waagerechte zurück, der hart genug war, sie beide von den Füßen zu reißen. Irgendetwas zischte mit einem bösartigen Laut kaum eine Handbreit über Katharinas Rücken durch die Luft und bohrte sich mit einem dumpfen Klatschen in den Mast, sie hörte das Klirren von Metall, das auf Metall oder hartes Holz schlug, und die Schreie wurden noch lauter, klangen jetzt aber irgendwie anders.
»Steh auf!«, schrie Vera verzweifelt. »Wir müssen weg!«
Aber wohin denn?, dachte Katharina entsetzt. Rings um sie herum ging die Welt unter – und das vielleicht sogar wortwörtlich! –, aber es gab nichts, wohin sie fliehen konnten. Sie waren auf einem Schiff, in der Mitte des Flusses, viel zu weit vom Ufer entfernt, um es zu erreichen … selbst wenn sie des Schwimmens mächtig gewesen wäre, was sie nicht war.
Trotzdem rappelte sie sich mühsam hoch, half nun ihrerseits der Gauklerin, wieder auf die Füße zu kommen, und wäre im nächsten Moment fast schon wieder gestürzt, als das Schiff nicht nur unter einem weiteren heftigen Anprall erzitterte, sondern sich zugleich schwerfällig auf der Stelle zu drehen begann. Links von ihnen hatte Guthenfels eine kleine Anzahl seiner Männer um sich geschart, denen es irgendwie gelungen war, nicht nur dem Pfeilhagel zu entkommen, sondern auch ihre Waffen an sich zu nehmen und ihre Schilde zu heben. Sie verteidigten sich ebenso verbissen wie aussichtslos gegen eine wahre Flut riesiger gehörnter Gestalten, die von der Fenrir aus auf das höhergelegene Deck des Schiffes zu kommen suchten. Erst einer, dann ein zweiter Nordmann stolperten getroffen zurück und rissen etliche ihrer Kameraden mit sich. Mehr als nur einer stürzte ins Wasser oder prallte hart auf den Rudern der gewaltigen Drakkar auf, und für einen kurzen Moment schöpfte Katharina tatsächlich Hoffnung, dass es dem Baron und seinem tapferen Häuflein gelingen könnte, ihre übermächtigen Gegner zurückzuschlagen. Dann aber sirrten die Bogensehnen wieder, und gleich drei von Guthenfels’ Kriegern sanken getroffen zu Boden. Die anderen scharten sich mit schützend erhobenen Schilden um ihren Herrn und wehrten die mit tödlicher Zielsicherheit abgeschossenen Pfeile ab, so gut sie konnten, aber Katharina wusste, dass es nur noch eine Frage von Augenblicken war, bis die Angreifer das Schiff endgültig enterten und alles hier niedermachten.
Dann geschah das Wunder.
Vielleicht hatte sich Gott entschieden, ihr doch noch eine letzte Chance zu gewähren, vielleicht war er des grausamenSpieles auch nur noch nicht überdrüssig und der Meinung, sie könnte durchaus noch ein wenig weiter leiden, vielleicht war es auch einfach nur Zufall – aus welchem Grund auch immer, das Schiff löste sich mit einem spürbaren Zittern von der viel größeren Drakkar , drehte sich ganz von selbst weiter in die Strömung und nahm dann Kurs auf das Schloss Pardeville gegenüberliegende Ufer.
»Weg hier!«, schrie Guthenfels. »Zum Ufer! Schnell!«
Noch bevor die Männer zum Ruder oder an die Takelage eilen konnten, um seinen Befehl auszuführen, drehte sich das Schiff weiter in die Strömung und entfernte sich dabei
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